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Eine letzte Breitseite

Eine letzte Breitseite

Titel: Eine letzte Breitseite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Sonnenreflexe auf Teleskopen und Geschützen. Sie ihrerseits mußten seinen langen Kommodorewimpel bereits gesehen haben. Fette Beute, würden sie denken, die gerechte Strafe für sein unverschämtes Auftreten.
    Herrick war neben ihn getreten. »Sie fallen beide einen Strich ab. Unser Kurswechsel kommt ihnen zustatten. Wenn wir zu weit abdrehen, könnten sie uns den Windvorteil nehmen.«
    »Deswegen müssen wir aufpassen, daß sie es nicht tun. Ich habe ihnen eine Chance gegeben, Thomas. Wenn wir auf diesem Kurs bleiben, sind wir in einer halben Stunde auf gleicher Höhe mit dem vordersten Franzosen. Dann könnte der andere versuchen, unsere offene Seite zu beschießen.«
    Major Leroux wandte sich ihm zu und sagte lächelnd: »Aber auf keinen Fall können sie gegen den Wind ankreuzen, wenn wir so dicht beieinander sind. Dann sitzen sie fest.«
    Herrick war immer noch nicht überzeugt. »Ich weiß. Aber vorläufig brauchen sie sich deshalb noch keine Sorgen zu machen.«
    »Sprechen Sie mit dem Master und dem Ersten«, sagte Bolitho.
    »In zehn Minuten will ich halsen.« Er sah den stummen Protest in Herricks Augen, fuhr jedoch fort: »Dann gehen wir auf denselben Bug wie vorher und steuern Nordost.«
    Als bräche die Sonne durch die Wolken, leuchtete Herricks Gesicht bei diesen Worten begreifend auf. Langsam sagte er: »Bei Gott, entweder kollidieren wir dann mit einem von ihnen, oder…«
    »Oder wir segeln genau zwischen ihnen durch. Anluven können sie nicht weiter, dabei würden sie nur entmastet. Wenn sie wenden und vor dem Wind segeln, zerschießen wir ihnen die Hecks. Wenn sie bleiben, wie sie sind, beharken wir sie beim Durchbruch mit den Backbord- und Steuerbordbatterien.« Er hielt Herricks Blick stand.
    »Und was
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kommt – das weiß ich auch nicht besser als Sie! Jetzt leiten Sie das Manöver ein! Mit den Leuten werde ich sprechen.«
    Er schritt zur Achterdecksreling und wartete, bis die meisten Matrosen zu ihm aufsahen. Leutnant Veitch stand mit hängenden Armen da, den Rücken zum Feind; sein Entersäbel blinkte in der Sonne, denn er hatte bereits blankgezogen. Neben ihm standen zwei Midshipmen und ein Stückmeistersmaat. Das gehörte alles zur Routine, ebenso wie die rotröckigen Marine-Infanteristen an den Niedergängen, die jeden Mann, der Angst bekam, daran hindern würden, unter Deck zu fliehen. Und hinter jeder Bordwand, halb verborgen unter den Laufbrücken, die Vorderschiff und Achterdeck miteinander verbanden, warteten die Männer, die den Feind nur durch ihre Stückpforten sehen konnten. Die aber unter allen Umständen klaren Kopf behalten mußten, sonst waren sie verloren.
    »Da vorn, Jungs«, sagte Bolitho, »sind zwei feine französische Gentlemen.« Er sah das starre Grinsen der Älteren, das nervöse Kopfwenden der Jüngeren, als ob der Feind schon im nächsten Moment an Bord kommen würde. »Für die meisten von euch ist es das erste Mal. Solange ihr eurem Vaterland dient, wird es nicht das letzte Mal sein. Vor ein paar Tagen habt ihr eure Sache sehr gut gemacht: eine Prise genommen, ein weiteres Schiff mit diesen Achtzehnpfündern hier versenkt.«
    Im unteren Deck, in fast völliger Dunkelheit, warteten noch zwei Reihen von Männern darauf, daß die Stückpforten geöffnet und die schweren Zweiunddreißigpfünder ausgerannt wurden. Die würden versuchen, ebenfalls zu hören, was er sagte, doch konnten sie es erst von den Schiffsjungen und Midshipmen erfahren, vielleicht in verzerrter Form.
    »Aber das hier sind keine kleinen Briggs, Jungs. Auch keine neuerbaute Küstenbatterie.« Er sah, daß seine Worte Eindruck machten. »Es sind zwei Linienschiffe – und gute Schiffe!«
    »Von mir aus kann’s losgehen, Sir«, hörte er Grubb flüstern.
    Bolitho blickte wieder über das menschenwimmelnde Deck, das dick mit Sand bestreut war, damit die Leute nachher nicht ausrutschten. »Aber trotzdem haben sie einen Fehler: sie sind mit Franzosen bemannt, nicht mit Engländern! Und das wird ihr Untergang!«
    Er wandte sich wieder nach achtern, sah die Männer noch winken und jubeln, die Midshipmen grinsen, als sei Königs Geburtstag. Doch er war wütend über sich selbst und sein primitives Gerede.
    »Geben Sie bitte Befehl zum Laden«, sagte er scharf zu Herrick.
    »Dann lassen Sie die Backbordgeschütze ausrennen. Ja, Sie haben richtig gehört: Backbord. Wir müssen sie in Sicherheit wiegen.« Ungeduldig wandte er sich ab. »Und die Leute sollen mit dem Gebrüll aufhören. Sie werden ihren

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