Eine letzte Breitseite
änderte seinen Kurs.
Eine Stunde später war Bolitho wieder an Bord des Flaggschiffes. Farquhar konnte kaum seine Neugier verbergen.
»Signalisieren Sie der
Harebell
,
sie soll sofort herkommen. Ich kann nicht auf Javal warten. Inch soll meine Depeschen zum Admiral bringen.«
Bolitho wartete, bis Farquhar nach Luce geschickt hatte und die triefende Gig wieder an Bord gehievt war. Als Farquhar zurückkam, fragte dieser: »Darf ich mich erkundigen, was Sie vorhaben, Sir? Und was soll mit der
Segura
werden?«
»Ich gebe Captain Thurgood ein paar von den spanischen Matrosen im Austausch gegen die, äh, Nicht-Amerikaner seiner Barkentine.«
Farquhar schob die Lippen vor. »Dann sind
wi
r
unterbesetzt, Sir.«
»Aber dafür haben wir Informationen.« Er konnte seine Erleichterung nicht länger verbergen. »Die Franzosen haben hier eine große Flotte versammelt. Die
Harebel
l
muß schleunigst aufbrechen, wenn irgend möglich noch vor Sonnenuntergang.«
Farquhar nickte. »Da hat Captain Probyn ja Glück gehabt. Er wird sich freuen.«
»Vielleicht.« Bolitho mußte an Probyns Gesicht denken. Da hatte er sich einen Feind geschaffen. Aber Probyn war vielleicht schon immer sein Feind gewesen, die ganzen Jahre lang. »Morgen«, sagte er, »setzen wir eine Dienstbesprechung an, wenn nichts dazwischenkommt.«
Er legte seinen Degen ab und reichte ihn Allday. Auf einmal merkte er, daß er wilden Hunger hatte, zum erstenmal seit vielen Tagen.
Im Gehen wandte er sich noch einmal zu Farquhar um. »Wenn Sie ein französischer General wären und nicht wollten, daß Ihre Transporter in ein Gefecht verwickelt werden, bevor sie ihr Ziel erreicht haben – wenn dieses Ziel Nordafrika wäre und darüber hinaus vielleicht Indien –, wo würden Sie Ihre Truppen sammeln und die letzten Vorbereitungen für einen Großangriff treffen?«
fragt er und beobachtete genau Farquhars Augen.
Stirnrunzelnd stützte dieser beide Hände auf die Betinge. »Um eine Schlacht zu vermeiden?« Er sah auf. »Sizilien könnte zu riskant sein. Vielleicht irgendein Punkt an der afrikanischen Küste, der so weit von meinem Angriffsziel entfernt liegt, daß er keinen Verdacht erregt? Aber der läge dann auch für meine Männer und Pferde zu weit weg; sie wären nicht mehr voll kampffähig.« Er nickte nachdenklich. »Ich glaube, ich würde mir eine Insel aussuchen, die bereits unter Kontrolle meines Landes steht.« Er hielt inne. »Klingt das einleuchtend, Sir?«
»Und kennen Sie eine solche Insel?«
»Jawohl, Sir«, sagte Farquhar überrascht. »Korfu.«
»Genau.« Bolitho ging an dem Rudergast vorbei zur Kampanje und nickte Grubb zu.
Farquhar trat neben den Master und sagte: »Der Kommodore glaubt, daß sich die Franzosen auf Korfu sammeln.«
Grubb sah ihn mißtrauisch an. »Aye, Sir. Aber wenn Sie entschuldigen, daß ich mir die Freiheit nehme – nach allem, was ich mitgekriegt habe, haben
Si
e
›Korfu‹ gesagt.«
Verwundert starrte Farquhar erst auf den Master, dann zur Kampanje und lächelte dünn. »Sieh mal einer an! Zum Teufel, das hat er geschickt gedeichselt!«
Schwierige Entscheidung
Zwei ermüdende Wochen lang kreuzten Bolithos Schiffe im Südwesten der Einfahrt nach Toulon. Falls der Feind den Hafen verließ, war das für sie die günstigste Position. Da die
Harebel
l
mit höchster Fahrt nach Gibraltar unterwegs war, fiel die Küstenrekognoszierung Captain Javals Fregatte zu. Während der Vierundsiebziger und die Prise mißmutig unter gerefften Segeln dümpelten, sah man Javals Marssegel gewöhnlich um irgendeine vorgelagerte Insel schleichen oder ihn beigedreht direkt unter der Nase des Feindes liegen. Aber selbst Javals provozierende Manöver hatten keinen Erfolg. Die Franzosen blieben, wo sie waren, und taten nichts.
Und dann, an einem heißen, drückenden Abend, als die
Blizzard
zum vierzigsten Male Kurs auf die offene See nahm, beschloß Javal, einen Kutter unter dem Kommando seines Ersten Offiziers, Mr. Mears, loszuschicken. Er tat es in erster Linie, weil er furchtbare Langeweile hatte; denn die Franzosen dachten anscheinend gar nicht daran, die herumstreunende
Buzzar
d
mit einer Fregatte oder Korvette zu verscheuchen.
In derselben Nacht hatte ein französischer Fischer eine ganz ähnliche Idee. Gegen die Anordnungen des Hafenadmirals und des Garnisonskommandeurs lief er, mit seinem Sohn und seinem Cousin an Bord, in seinem kleinen Boot aus.
Bolitho erfuhr von diesen Zusammenhängen erst, als der Kutter
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