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Eine letzte Breitseite

Eine letzte Breitseite

Titel: Eine letzte Breitseite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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eine Entscheidung.
    »Schicken Sie die drei in ihrem Boot nach Hause. Dann geben Sie dem Geschwader Signal:
All
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Schiff
e

zu
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Flaggschif
f

aufschließen!
Wir werden weiter südlich auf Warteposition gehen.«
    »Glauben Sie, daß sie sich so eher auszulaufen trauen, Sir?«
    »Ich an ihrer Stelle würde es tun.« Dann wandte er sich an Javal: »Ich werde darüber berichten, welchen Anteil Ihr Erster Offizier an dieser Sache hatte. Er hat sich ausgezeichnet verhalten. Und Sie auch.«
    Das war die erste wirklich konkrete und hochwichtige Information. Wagemut, Glück und Zufall hatten sie ihm verschafft. Da seine drei Vierundsiebziger dann draußen waren und genügend Seeraum hatten, während nur der Ausguck der
Buzzard

aufpaßte, ob der Feind auslief, war Bolitho in der bestmöglichen Ausgangsposition, von der aus er so handeln konnte, wie die Situation es erforderte.
    Und sobald die
Harebel
l
seine Depeschen beim Admiral abgeliefert hatte, war es nur eine Frage der Zeit, bis eine Flotte, nicht nur ein Geschwader, eintraf, um zu vollenden, was er begonnen hatte.
    Am selben Tage, nachdem die Fischer von Bord gegangen waren, um ihren langen Pull zur Küste anzutreten, beorderte Bolitho seine Schiffe auf ihre neue Position, einige zwanzig Meilen südwestlich von Toulon. Er schrieb seine Befehle aus und ließ sie an die Kommandanten verteilen. Dann besprach er die letzten Feinheiten mit Farquhar und Grubb, und als es endlich Abend wurde, ging er in seine Kajüte und genoß ein sättigendes Mahl von gekochtem Schweinefleisch aus dem Faß, mit dem letzten Käse, den er aus England mitgebracht hatte, als Nachtisch.
    Während er an seiner Tafel saß, eine Tasse Kaffee trank und auf das Knirschen und Rasseln des Schiffsgeschirrs horchte, dachte er an Falmouth und an sein leeres Haus. Und auch an den amerikanischen Kapitän und seine Frau, die in New Bedford auf ihn wartete.
    Wie lange würde es wohl dauern, bis er Falmouth wiedersah? Und wie würde das Nachhausekommen sein? Er war jetzt zwei Monate an Bord der
Lysander
,

und es kam ihm vor wie zwei Jahre. Jetzt, da das Glück wieder mit ihnen war, verging die Zeit vielleicht schneller.
    Mit diesen Gedanken im Kopf legte er sich in seine Koje und schlief schon nach ein paar Minuten tief und traumlos.
    Als er eine Hand an seiner Schulter fühlte, dachte er, er hätte nur kurz geschlafen. Er fuhr hoch und starrte in Alldays Gesicht, das im Schein einer Laterne gelblich über der Koje schimmerte.
    »Was ist?«
    Sein Kopf wurde klar, und er setzte sich auf die Kojenkante. Er brauchte nichts weiter zu fragen und fluchte innerlich über seinen tiefen Schlaf. Draußen in der Nacht war es laut, und das Schiff rollte stark, so daß er beinahe hinfiel, als er sich zu seiner Kiste tastete.
    »Es hat mächtig auf gefrischt, Sir! Wird jede Minute schlimmer!« sagte Allday.
    Bolitho zog sich die Kniehose an. Dabei holte das Schiff so stark über, daß er stolperte und gegen Allday geworfen wurde.
    »Himmeldonnerwetter, warum hat man mir das nicht früher gemeldet?«
    Allday sagte nichts, wandte sich jedoch um, denn Ozzard erschien blinzelnd in der Tür, eine zweite Laterne hochhaltend.
    »Die Sachen des Kommodore, Mann!«
    Aber Bolitho befahl kurz: »Nur den Mantel! Ich muß an Deck!« Schon auf dem Achterdeck merkte er, daß es nicht nur ein stärkerer Wind war, sondern ein ausgewachsener Sturm; und als er sich unter die Decksbalken der Kampanje duckte, sah er, daß das Rad doppelt besetzt war. Das Schiff krängte stark nach Lee, und die Matrosen klammerten sich eisern an die Speichen.
    Er brauchte ein paar Sekunden, um seine Augen an die Finsternis zu gewöhnen, sein Gehör über das Jaulen des Windes, das Summen des Riggs und Donnern der Leinwand hinaus zu schärfen.
    Männer huschten geduckt an ihm vorbei, faßten nach jedem mö glichen Halt, während Wasser über das Schanzkleid hereinbrach und sie herum warf, ehe es gurgelnd durch die Speigatten abfloß. Jedes Stag, jedes Want vibrierte brummend. Ihm taten die Matrosen leid, die sich jetzt auf den Fußpferden der Rahen hinauskämpften und Hand über Hand die tückische Leinwand refften.
    Da stand Farquhar. Seine schlanke Gestalt hob sich bleich von See und Himmel ab; er schrie durch die hohlen Hände einem Leutnant etwas zu, bemerkte dann Bolitho und kämpfte sich zu ihm hin; das blonde Haar hing ihm in nassen Strähnen vom Kopf. Er war nur in Hemd und Kniehose, seine Füße waren nackt. Ein beredteres Zeugnis dafür, daß

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