Eine letzte Breitseite
»Wie wäre es, wenn Sie ein paar Ihrer Matrosen gegen, sagen wir mal, die doppelte Anzahl Spanier tauschten?« Er sah, daß der Amerikaner rasche Berechnungen anstellte. »Ich denke mir, wenn Sie die Spanier wieder laufen lassen, nachdem Sie Ihre Fracht in Korfu gelöscht haben und westwärts heimsegeln, würde die spanische Regierung Sie mit Freuden dafür entschädigen.«
»Das weiß man nicht genau«, erwiderte Thurgood zweifelnd. Bolitho lächelte. »Sie brauchen ihnen keine Heuer zu zahlen.
Und außerdem müssen Sie Ihren Profit nur mit so vielen Leuten teilen, wie Sie unbedingt für die Heimreise nötig haben.«
Thurgood hielt ihm die Hand hin. »Wenn Sie jemals einen Job brauchen, Kommodore, und ich meine das ernst, dann fragen Sie drüben nach mir.« Er schüttelte ihm kräftig die Hand. »Ich habe so ein paar Rauhbeine an Bord, die können Sie kriegen. Ausgebildete Seeleute, aber ich bin froh, wenn ich sie los bin.«
Bolitho lächelte wieder. »Bei uns werden sie schon ruhiger we rden.«
Oben an Deck war es drückend heiß; der Wind kam in unregelmäßigen Böen, so daß die Schiffe ungemütlich dümpelten.
Bolitho winkte Probyn heran. »Signalisieren Sie der
Lysander:
die
Segura
soll näher herankommen. Dann teilen Sie einen verläßlichen Offizier ein, der mit Captain Thurgood an Bord der
Santa
Paul
a
geht. Thurgood wird Ihnen erklären, um was es sich handelt.«
Probyn sah aus, als wolle er platzen. »Jawohl, Sir.«
Lächelnd sagte Bolitho zu dem Amerikaner: »Ich schicke Ihnen also durch meinen Bootsmann einen schönen reifen Käse hinüber.
Er könnte sogar Ihren billigen Wein trinkbar machen.«
Vom achteren Davit wurde ein Boot gefiert, und Thurgood sagte: »Dann gehe ich, Kommodore. Aber warten Sie… Bolitho? Wir hatten im Krieg einen Kaperkapitän dieses Namens.«
»Mein Bruder. Er ist tot«, antwortete Bolitho mit abgewandtem Blick.
Thurgood hielt ihm die Hand hin. »Viel Glück, was Sie auch vorhaben. Ich werde meiner Frau und den Jungen von dieser Begegnung erzählen. Und von dem Käse«, grinste er.
Ein Leutnant kam über das Achterdeck und faßte an den Hut.
»Jolle ist längsseit, Sir«, meldete er.
Thurgood wollte schon gehen, drehte sich aber noch einmal um.
Er sah nachdenklich drein. »Ich will mit diesem oder sonst einem Krieg nichts zu tun haben. Ich habe die Nase voll davon.« Er kniff ein Auge zu. »Aber wenn ich ein so kleines Geschwader hätte wie Ihres, dann würde ich sehr ernsthaft daran denken, von hier zu verschwinden.«
Bolitho suchte seine Erregung zu verbergen, seine Betroffenheit.
»Tatsächlich?«
Thurgood grinste. »In Toulon wartet, höre ich, eine ganze Flotte, und obendrein liegen dort
dreihunder
t
Transporter.«
»Danke, Captain.« Bolitho begleitete ihn zur Reling. »Und auch Ihnen eine sichere Reise.«
Erwartete, bis Thurgood im Boot war, und sagte dann: »Rufen Sie meine Gig!«
Eine Flotte von dreihundert Transportern? Eine Armada war das. Probyns Stimme schnitt in seine rasenden Gedanken. »Ich muß aufs entschiedenste protestieren, Sir! Sie haben mich vor diesem Yankee gedemütigt!«
Mit blitzenden Augen fuhr Bolitho herum. »Gedemütigt? Und was denken Sie, wie mir zumute ist, wenn ein Linienschiff meines Geschwaders ein unbewaffnetes, neutrales Handelsschiff beschießt? Wenn einer meiner Kommandanten, nur um seinen Kopf durchzusetzen, unnötig Menschenleben aufs Spiel setzt, vielleicht sogar einen Krieg vom Zaun bricht?« Er sprach gefährlich leise.
»Und das alles nur, weil Sie wußten, daß
ic
h
dafür geradestehen muß, nicht wahr?«
Probyn schwoll etwas ab. »Das ist ungerecht, Sir!«
Bolitho sah ihn gelassen an. »Mag sein. Aber halten Sie mich gefälligst nicht für dumm. Das empfinde
ic
h
nämlich als Demütigung.«
Er sah, daß seine Gig schon auf dem Weg war, und schritt zur Fallreepspforte. »Sie kriegen Ihre Männer. Sie hätten sie wahrscheinlich auch bekommen, wenn Sie gesunden Menschenverstand gebraucht hätten statt Kanonen.« Er deutete mit dem Kopf zu einigen Matrosen hin, die an den Taljen standen. »Sehen Sie sich die an, Captain. Hätten
Si
e
Lust, für jemanden zu kämpfen, der Sie schlechter hält als einen Hund?« Er wartete die Antwort nicht ab.
»Behandeln Sie die Leute anständig, sonst kämpfen sie nicht für Sie.« Er lehnte sich über die Reling und rief durch die hohlen Hände: »Bringen Sie das Paket zur Barkentine, Allday! Anschließend holen Sie mich ab!«
Allday winkte Bestätigung und
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