Eine Liebe in Den Highlands: Roman
»Sie halten wirklich
nichts von mir. Iain und ich gehen fast nie mehr hin - es sei denn, die
Matriarchin lädt uns vor, und dann auch nur, weil ich nicht einsehe, warum Iain
nur wegen dieser alten Kuh seine Familie nicht mehr sehen sollte.«
Das ließ nicht gerade auf Wochen voller Harmonie und
Kooperation hoffen. Aber Jenny konnte auch nicht einfach kehrtmachen, denn das
wäre genau das gewesen, was Henry so selbstsicher vorhergesagt hatte. »Die
Matriarchin?«
»Die alte Dame. Sieht sich als die Herrin des
Schlosses -oder würde das tun, wenn es denn ein Schloss wäre und nicht nur ein
düsteres, altes Haus. Vergisst bequemerweise, dass ihr eigener Vater auch nicht
gerade aus der obersten Schublade kam.«
Jenny hatte gelernt, diskret zu sein. Meggie Dalmain
dagegen hatte offensichtlich viel auf dem Herzen, und jede kleine Information,
die für Jenny dabei abfiel, konnte sich als sehr nützlich erweisen. Also warf
Jenny ein fragendes »Ach?« ein. Es war keine direkte Aufforderung, aber es gab
der jungen Frau die Gelegenheit, etwas abzuladen, wenn sie nur wollte.
Meggie wollte. »Hören Sie, warum kommen Sie nicht zu
mir hinter die Theke? Hier sind ein paar Hocker. Dann können wir uns in Ruhe
unterhalten. Es wäre nicht fair, Sie in das große Haus zu schicken, ohne Sie
vorher ein wenig ins Bild zu setzen. Haben Sie etwas Zeit?«
Jenny nickte. »Ich bin eigentlich ziemlich früh dran;
deshalb habe ich auch Halt gemacht, um noch etwas zu trinken. Ich möchte nicht
eintreffen, bevor ich erwartet werde.«
Meggie nickte. »Sehr klug. Es würde denen gar nicht
gefallen, wenn Sie kämen, bevor sie fertig wären. In ihren besten Zeiten sind
sie schwierig, und ich bin sicher, Sie wissen, dass dies nicht die besten
Zeiten sind.«
Jenny zwängte sich durch eine Tür an der Seite in den
Imbisswagen. Als sie sich bereit erklärt hatte, für ihren wichtigsten Kunden
Nachforschungen vor Ort zu betreiben, hatte sie zunächst ein wenig gehofft, ein
paar Wochen im schottischen Hochland würden so etwas wie ein netter
Arbeitsurlaub sein. Und wenn dem nicht so war, könnte sie Henry damit immer
noch beweisen, dass sie doch mehr war als eine bessere Sekretärin. Nachdem sie
allerdings einige Erkundigungen eingezogen hatte, hatte der Mythos vom
Arbeitsurlaub sich in Luft aufgelöst - dennoch würde ihr Stolz sie davon
abhalten, auch nur eine Sekunde eher wieder heimzufahren, bis sie ihre Arbeit
erledigt hatte.
Leider hatte Henry Recht gehabt, was die Kälte in
Schottland betraf. Der Hosenanzug, den sie trug und der ihr in der Gegend von
London ziemlich praktisch erschienen war, erwies sich umso weniger passend, je
weiter sie nach Norden kam, und ihr naturkrauses Haar kringelte sich in der
feuchten Luft ganz ungebärdig. Sie fühlte sich wie zerknittert, und ihr war
kalt; beides entsprach nicht dem Bild einer effizienten Geschäftsfrau, der sie
zu entsprechen versuchte. Gestern war sie in England im Frühherbst losgefahren
- aber jetzt herrschte ein früher Winter. Sie würde sich bei nächster
Gelegenheit ein paar Pullover kaufen müssen.
»Setzen Sie sich«, bat Meggie und quetschte sich auf
einen Klappstuhl. »Wenn ich noch weiter zunehme, werde ich den ganzen Tag lang
stehen müssen.«
»Ich weiß gar nicht, wie Sie das schaffen. Diese
Arbeit ist doch furchtbar anstrengend. Das weiß ich noch aus meinem Studium.«
»Na ja, viel länger halte ich es auch nicht mehr durch
-oh, verdammt, jetzt muss ich erst mal für kleine Mädchen. Würden Sie wohl die
Sache hier im Auge behalten, solange ich weg bin? Der nächste Baum ist da
drüben - also meilenweit entfernt, wenn man hochschwanger ist. Das Baby liegt
schlecht und drückt mir auf die Blase, sobald ich mich hinsetze. Wären Sie wohl
so lieb, mich einen Moment zu vertreten?«
»Natürlich. Es sind ja doch keine Kunden da.«
»Oh, hm - vielleicht kommt ja mit dem Landrover, der
gerade vorfährt, ein Kunde. Das hieße dann, dass ich noch weiter gehen muss,
bis zu den beiden Bäumen dort hinten. Verdammt.« Meggie zwängte sich durch die
Tür und verschwand Richtung Heide.
Jenny hatte kaum Zeit, um ein »Oh, mein Gott!« in
ihren Bart zu murmeln, als auch schon ein Mann zielstrebig an die Theke trat.
»Ein Schinkenbrot und eine Tasse Tee bitte.«
Jenny versuchte sich an einem einnehmenden Lächeln.
Sie hoffte zumindest, dass es einnehmend wirkte. Da sie keine Möglichkeit
hatte, es zu überprüfen, konnte sie sich auch nicht sicher sein, dass es sie
nicht einfach etwas
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