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Eine Liebe in Den Highlands: Roman

Eine Liebe in Den Highlands: Roman

Titel: Eine Liebe in Den Highlands: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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Schottenmuster gestrichenen
Imbisswagen an. Er hieß »The Homely Haggis«. Jenny bestellte sich eine Tasse
heiße Schokolade. Immer noch wütend auf Henry hatte sie sich geschworen, nie
wieder Kaffee zu trinken.
    Die hübsche, überwältigend schwangere junge Frau schob
ihr eine Plastiktasse über die Theke. »Bitte schön. Und hier ist Ihr Wechselgeld.
Autsch«, fügte sie hinzu, als Jenny die Tasse in Empfang nahm, und drückte sich
eine Hand ins Kreuz.
    Jenny stellte die heiße Schokolade hastig wieder auf
die Theke und sah die Frau ängstlich an. »Sie werden doch nicht etwa genau
jetzt Ihr Baby bekommen, oder?«
    Die Frau lachte. »Oh, nein. Ich glaube nicht. Ich bin
erst in vierzehn Tagen fällig. Das war nur ein kleiner Piekser.«
    Ihr schottischer Akzent passte gut zu dem fröhlichen
Optimismus, den sie verbreitete. Ihr ungebärdiger Haarschopf war
kastanienbraun, ihr Mund breit und offenbar stets zu einem Lächeln bereit. Sie
nahm einen Lappen und wischte die Theke ab. »Es heißt ja, das erste Kind ließe
sich immer Zeit.«
    »Tatsächlich? Ich weiß nichts über Geburten, abgesehen
von dem, was man aus dem Fernsehen kennt.« Jenny biss sich auf die Lippen. »Und
das läuft darauf hinaus, dass die Babys immer dann kommen, wenn im Umkreis von
hundert Meilen weder ein Krankenhaus noch ein Arzt zu finden sind, und deshalb
jemand bei der Geburt helfen muss, der keine Ahnung hat, was zu tun ist.
Genauso, wie es jetzt wäre.«
    Die Frau lachte wieder; es schien sie nicht weiter zu
beunruhigen, dass sie sich auf einer Parkbucht in einer, wie es Jenny schien,
sehr entlegenen Ecke Schottlands befanden. »Und ist Ihnen auch aufgefallen,
dass Sie niemals ihren Slip ausziehen? Jetzt mal im Ernst, ich weiß, dass es
hier ziemlich einsam ist. Aber im nächsten Dorf gibt es einen praktischen
Arzt.«
    »Und das ist nur fünfzehn Meilen entfernt. Ich bin
durch den Ort gekommen. Das ist ja nun wirklich keine Entfernung«, gab Jenny
lächelnd zurück und nippte an ihrem heißen Kakao.
    »Hier in der Gegend sind fünfzehn Meilen praktisch
gleichbedeutend mit ›nebenan‹. Es besteht also kein Anlass zur Sorge.« Die Frau
sah Jenny mit strahlenden Augen an. »Und was führt Sie in unsere Breiten?
Abgesehen natürlich von der Lust auf eine heiße Schokolade? Ich weiß zwar, dass
die Heide immer noch blüht und die Mücken inzwischen größtenteils verschwunden
sind, aber außer für Wanderer und Bergsteiger liegen wir doch etwas abseits der
üblichen Touristenroute. Hier gibt es meilenweit keinen Laden, in dem Sie ein Andenken
an Nessie kaufen könnten.«
    Jenny zögerte. In dieser so weit vom Rest jeglicher
Zivilisation entlegenen Gegend, in der schon ein neues Gesicht ein guter
Gesprächsstoff war, würde sie nicht viel verheimlichen können. Sie würde
irgendetwas preisgeben müssen.
    Also versuchte sie möglichst offen zu wirken. »Ich bin
für eine Weile im Haus Dalmain zu Besuch.«
    Das schien das Interesse der jungen Frau noch weiter
anzufachen. »Ah? Eine Freundin der Familie?«
    Jetzt wurde es brenzlig. Jenny hatte nicht die Absicht
zuzugeben, dass sie von einem Kunden hergeschickt worden war, um sich eine
eigene Vorstellung vom Zustand des Strickwarenherstellers Dalmain zu machen.
Andererseits wollte sie auch keine Freundschaft mit Leuten vortäuschen, die sie
überhaupt nicht kannte, vor allem, da diese Leute wahrscheinlich gezwungen
waren, sie zu hassen. Philip Dalmain hatte sie in seinem Brief mehr oder
weniger angewiesen, seiner Mutter gegenüber vorzugeben, sie käme, um ein neues
Computersystem zu installieren. Zwischen den Zeilen hatte sie herausgelesen,
dass seine Mutter entweder hysterische Anfälle bekommen, einen Schlaganfall
erleiden oder Jenny hinauswerfen würde, falls sie damit herausrückte, dass mit
der Firma Dalmain Mills irgendetwas nicht stimmte. »Eigentlich nicht.«
    Die junge Frau seufzte. »Ich sollte mich wohl besser
vorstellen. Ich bin Meggie Dalmain. Ich bin mit dem jüngeren Sohn verheiratet.«
    Das war eine kleine Überraschung. Jenny hatte
inzwischen vermutet, die Dalmains seien eine ziemlich alte, aristokratische und
wahrscheinlich snobistische Familie. Sie hatte nicht damit gerechnet, ein
Mitglied dieser Familie als Bedienung einer Imbissbude kennen zu lernen. Aber
es war eine ermutigende Entdeckung. Sie hielt Meggie die Hand hin. »Genevieve
Porter, genannt Jenny.«
    »Sie haben völlig Recht«, fuhr Meggie fort, nachdem
sie ihr die Hand geschüttelt und ihre Gedanken gelesen hatte.

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