Eine Liebe in Den Highlands: Roman
doch einfach lächerlich! Warum kann er seine Schmutzarbeit nicht selbst
erledigen? Herrgott, wir haben fast Winter!«
»Weil er sich im Ausland aufhält! Was auch der Grund
ist, warum er meine Dienste in Anspruch nimmt. Er hat keinen Stützpunkt hier
und braucht eine Assistentin. Außerdem ist erst Oktober.«
»Ende Oktober, und in Schottland wird dir das wie
tiefster Winter vorkommen, glaub mir. Und ›Assistentin‹ ist nur ein beschönigender
Ausdruck für ›Sekretärin‹, wie du genau weißt. Du magst dich ja eine ›virtuelle
Assistentin‹ nennen, aber außer dir hat noch nie jemand von so etwas gehört.
Ich sage dir, du wirst das nicht durchhalten. Du bist in einer Woche wieder
hier. Du bist viel zu weich, um einem Betrieb auf die Sprünge zu helfen, der in
Schwierigkeiten steckt. Du wirst sämtliche Arbeiter als Schoßtiere behalten
wollen.«
Jenny ignorierte diese letzte Bemerkung, um nicht doch
noch die Beherrschung zu verlieren. »Glücklicherweise haben die Leute, die
einen virtuellen Assistenten brauchen, sehr wohl schon von so etwas gehört. Und
wenn viel von dem, was ich tue, Sekretariatsarbeit ist, ist es doch wenigstens
eine ehrliche Arbeit, die andere Menschen nicht um ihren Job bringt. Außerdem
wird es diesmal keineswegs nur Sekretariatsarbeit sein, nicht wahr? Mein Kunde
hat mich beauftragt, einen Blick auf einen kränkelnden Betrieb zu werfen und
ihm Bericht zu erstatten. Du könntest es als eine Art Beförderung ansehen.«
»Er nutzt dich aus, Jenny.«
»Ja, ein Privileg, für das er mich großzügig bezahlt!
Du solltest dich für mich freuen, Henry, statt an allem herumzunörgeln. Ich
bekomme einen Haufen Geld dafür und kann sogar etwas auf die hohe Kante legen.«
Dies war nicht der geeignete Augenblick, um zu erwähnen, dass sie das Geld ganz
gut als Kaution für eine eigene Wohnung gebrauchen konnte.
»Du wirst über den Tisch gezogen, Jen. Der Mann hat in
dir eine preiswerte Managementberaterin.«
Jenny warf ihm einen finsteren Blick zu. Er wusste,
dass sie bei dem Ausdruck »Managementberatung« die Wände hochging. »Ich werde
nicht über den Tisch gezogen. Ich bin mein eigener Chef. Ich kann von einer
Sekunde auf die andere aufhören, für ihn zu arbeiten.«
»Du bist gutherzig und impulsiv. Man braucht bloß an
den Bettler zu denken, dem du heute Morgen auf dem Rückweg vom Schreibwarengeschäft
dein ganzes Kleingeld gegeben hast. Genauso gut hättest du es zum Fenster
hinauswerfen können; der Kerl wird sich nur Drogen davon kaufen.«
»Ich würde das nicht impulsiv nennen; ich nenne es
barmherzig. Nur weil du lieber sterben würdest, als ein Pfund für die Wohlfahrt
zu spenden, heißt das nicht, dass wir alle genauso sein müssen! Und jetzt mache
ich mich besser auf den Weg. Ich möchte heute zumindest die Hälfte der Strecke
hinter mich bringen. Es ist eine lange Fahrt.«
»Eine Fahrt, die du nicht unternehmen müsstest. Mach
dir keine Gedanken wegen der schmutzigen Tassen; ich werde sie abwaschen.«
Jenny starrte Henry an und fragte sich, wie oder warum
sie sich nur je mit ihm eingelassen hatte. Dann lächelte er, sein Haar fiel ihm
in die Stirn, und da wusste sie es wieder: Er erinnerte sie unwiderstehlich an
Hugh Grant.
Sie trat neben ihn an die Spüle, wo er das Kaffeemehl
in den Ausguss kippte. »Lass uns nicht streiten, bevor ich wegfahre.« Sie
küsste ihn auf die Wange.
Er zog sich zurück. »Auf Wiedersehen, Jenny. Aber ich
wünschte wirklich, du würdest es dir noch einmal überlegen.«
Jenny seufzte. Hugh Grant wäre jetzt sicher etwas
Witziges und Liebevolles eingefallen, irgendeine Bemerkung, die in ihr den
Wunsch geweckt hätte zu bleiben. »Ich bin mir ganz sicher, dass deine Mutter
deine amerikanische Verwandtschaft auch ohne mich blendend bewirten wird. Ich
habe ihr mein Apfelkuchenrezept gegeben.«
Er antwortete ihr nicht. Nun, dann eben nicht. Sie
unternahm einen letzten Ausflug zur Toilette, zog ihren Mantel an und
versicherte sich dann noch einmal, dass sie alles eingepackt hatte.
Als sie auf die Autobahn kam, hatten sich ihr
schlechtes Gewissen und ihr Kummer, dass sie Henry allein ließ, so weit gelegt,
dass ihre Abenteuerlust wieder durchbrach. Sie war im Begriff, ihrem einsamen
Leben für ein Weilchen zu entkommen, und sie würde endlich ein wenig praktische
Arbeit leisten können. Es war eine Herausforderung, und sie war dankbar dafür.
Am nächsten Nachmittag und siebenhundert Meilen später
hielt Jenny kurz vor ihrem Ziel an einem in
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