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Eine Liebe in Paris

Eine Liebe in Paris

Titel: Eine Liebe in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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Klasse gehst.«
    »Das wäre fantastisch. Wie heißt der Maler denn? Vielleicht habe ich schon von ihm gehört.«
    »Wolff.«
    »Wolff?«, wiederholte ich erstaunt den unerwartet deutschen Namen.
    Marie nickte. »Ja. Er hat als Student in Berlin gelebt und seine Mutter war Deutsche. Deshalb arbeitet er nun unter einem deutschen Künstlernamen.«
    »Wie heißt er denn richtig?«
    »Das weiß ich nicht. Aber ich kann es herausfinden. Ich sitze ihm gerade Modell. Dadurch habe ich auch seinen Besuch in Camilles Schule ermöglicht. Vielleicht lässt er dich einmal in sein Studio. Ich werde sehen, was sich machen lässt.«
    In diesem Augenblick hörten wir, wie Henri wieder in den Innenhof einfuhr. Türen schlugen. Vater und Tochter unterhielten sich und lachten. Camilles Stimme klang hell und überschlug sich immer mal wieder. Typisch junges Huhn, dachte ich.
    Marie erhob sich und strich sorgsam ihren schmal geschnittenen schwarzen Rock glatt. Alle ihre Bewegungen waren elegant und kontrolliert. »Ah, da kommen sie ja endlich. Henri trödelt heute nur.«
    Ich schaute durch die Glastüren nach draußen auf den Innenhof, aber Henri und Camille waren schon ins Haus gegangen, und ich hörte sie im Gang lachen. Hatte Marie meinen Vater gekannt, fragte ich mich. Es gab mir immer ein seltsames Gefühl der Leere, einen Vater mit seiner Tochter zu sehen, die sich so gut verstanden. Mir fehlte etwas und würde es immer tun, auch wenn ich mir das als Amazone nicht eingestehen durfte.
    Die Tür öffnete sich und Henri kam herein. »Da sind wir.
Chérie
, das ist Ava.«
    Ich erhob mich und rüstete mich innerlich für das Ponyschwanz flechtende, langweilige, in Rosa gekleidete dicke Mädchen. Henri trat zur Seite, und mir fehlten die Worte, denn ich hatte noch nie eine so natürliche Schönheit wie Camille gesehen. Vom Scheitel ihrer im Nacken zu einem kleinen Knoten gebundenen honigblonden Locken bis zu ihren zierlichen Füßen, die in Ballerinas steckten, leuchtete sie. Anders konnte ich es nicht beschreiben.
    »
Bonjour
, Ava«, sagte Camille freundlich und kam zu mir, damit wir
la bise
, Küsschen, Küsschen, machen konnten. Ich versuchte, den Hals dabei so elegant wie sie zu strecken, doch es gelang mir nicht, und stattdessen versetzte ich ihr einen sicher schmerzhaften Stoß mit meinen Backenknochen mitten in ihr hübsches Gesicht. Aber Camille ließ sich nichts anmerken, sondern lächelte nur, ehe sie ihre Mutter umarmte.
    »Wo warst du so lange?«, fragte die. »Und, komm noch mal her!« Marie zog Camille wieder an sich und roch an ihr. »Wie riechst du denn? Ganz komisch. So wie nach … Hustensaft oder Eukalyptusbonbons. Hast du Halsweh?«
    »Ich musste noch in die Apotheke und sie haben Camille ein Bonbon angeboten«, sagte Henri schnell.
    »Wie war die Stunde, Camille?«, fragte Marie weiter. »Was meint
Madame
nun zu deinem Spitzentanz?«
    Camille zuckte mit den schmalen Schultern. »Sie ist sich nicht sicher, ob ich die Aufnahmeprüfung schaffen kann.«
    »Nun, du hast noch drei Monate. Bis dahin hat sie noch Zeit, sich ihre Meinung zu bilden«, sagte Marie und wandtesich dann wieder an mich. »Camille wird in drei Monaten die Aufnahmeprüfung ins
Corps de Ballet
der Oper bestehen.«
    »Ich werde versuchen, sie zu bestehen, Mama«, verbesserte Camille sie sanft und schnitt sich ein Stück von dem pastellfarbenen Kuchen ab. Kaum lag es auf dem Teller, nahm Marie ihr diesen ab und schüttelte den Kopf. »Mit der Fresserei schaffst du es nirgendwohin. Wie wäre es, wenn du Ava jetzt ihr Zimmer zeigst?«
    »Gerne«, sagte Camille mit einem sehnsuchtsvollen Blick auf den Kuchen. »Komm, Ava.«

Camille ging mit mir durch den Gang und dann die Treppe nach oben. Auf dem ersten Absatz öffnete sie eine Tür, die ich überhaupt nicht wahrgenommen hatte, denn sie war in die Tapete eingelassen. Ich reckte den Hals und sah eine schmale Stiege, die nach Staub und kalter Luft roch. Camille wandte sich um und musste den fragenden Ausdruck auf meinem Gesicht bemerkt haben, denn sie lächelte ermutigend.
    »Das ist die ehemalige Dienstbotenstiege. Die haben fast alle Häuser in Paris. Aber keine Sorge, dein Zimmer ist wunderschön. Ich habe mir richtig Mühe damit gegeben.«
    Sie stieg vor mir die schmalen, steilen Stufen hinauf und ich konnte meinen Blick nicht von ihr lösen. Ihre langen schlanken Beine sahen unter einem dunklen Jeans-Minirock hervor, dazu trug sie einen kleinen grauen Pulli mit V-Ausschnitt und ein bunt gemustertes

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