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Eine Liebe in Paris

Eine Liebe in Paris

Titel: Eine Liebe in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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eigentlich gern aß, aber ich schnupperte dennoch diskret daran, um nicht unhöflich zu erscheinen.
    »Man riecht doch schon, wie gut er ist, nicht wahr? Früher haben wir ums Eck gekauft, aber da war er lange nicht so frisch. Den besten Thunfisch überhaupt haben wir einmal im Süden gegessen, erinnerst du dich, Camille …« Marie wandte sich an ihre Tochter.
    Diese Gemeinsamkeit in der Küche kannte ich von zu Hause her nicht. Wenn ich nach der Schule hungrig war, schmierte ich mir ein Brot, und wenn Mama aus dem Büro kam, stach sie hastig in die Folie eines Fertigpakets und schob es in die Mikrowelle. Mogens’ Mutter dagegen war eine Meisterköchin, aber ließ niemanden auch nur in die Nähe ihrer nach Zimtrollen duftenden Küche.
    Camille lachte. »Wundere dich nicht über diesen Vortrag über Thunfisch, Ava. Wenn Franzosen nicht gerade essen, dann sprechen sie übers Essen. Soll ich dir bei der
Vinaigrette
helfen?«
    »Nein danke. Ich kann das schon allein«, sagte ich abweisend. Diese Camille wusste ja anscheinend alles besser. Es würde mir wohl noch gelingen, eine Salatsoße zu mischen, oder?
    Wenn Camille verletzt war, so ließ sie sich nichts anmerken, sie zeigte mit dem Kinn auf einen Korb nahe den Kochplatten,der voller Flaschen und Gläser war. »Gut, wie du meinst. Hier drinnen ist alles, was du brauchst. Papa mag die
Vinaigrette
eher stark, Mama und mir ist es gleich, also kannst du sie ruhig gut würzen.«
    Marie schob mir die Schüssel mit dem Salat hin, wischte sich die Hände ab und ging ins Esszimmer, um den Tisch zu decken.
    »Okay«, sagte ich und trat neben Camille. Verdammt, welche Flasche musste ich nun nehmen? Salatsoße, was gehörte da noch mal rein? Ich versuchte, mich an den Salat zu erinnern, den Mogens und ich erst vorgestern bei McDonalds bestellt hatten. Was hatten die dazu angeboten? Hm.
Thousand Island Dressing
, Joghurtsoße oder klassisch Essig und Öl. Essig und Öl, das musste es sein, überlegte ich, da ich in dem Korb keinen Joghurt sah und nicht die leiseste Idee hatte, was in ein
Thousand Island Dressing
gehörte.
    Also, was hieß Öl noch einmal auf Französisch –
huile
, oder? Also musste ich ja nur die Etiketten lesen. Nichts einfacher als das. Beobachtete Camille mich etwa? Nein, als ich zu ihr hinsah, schnitt sie gerade weiter in aller Seelenruhe die Zitronen in hauchdünne Scheiben. So zog ich die erste Flasche aus dem Korb. Na also, da hatten wir es doch schon,
huile de irgendwas
… Mist, das Wort kannte ich nicht.
    Doch, ganz sicher, Camille beobachtete mich! Ich fuhr herum, um sie beim Spionieren zu ertappen, aber sie hielt weiter ihre Augen gesenkt und den Blick auf die Zitronen geheftet. Also, los jetzt: Was stand denn auf der nächsten Flasche?
Huile de chili
. Und
huile d’olives
stand auf der dritten Flasche, die ich aus dem Korb zog. Hilfe, welche sollte ich nur nehmen? Oder war eine so gut wie die andere? Was war denn in dieser Flasche drin?
Vinaigre
, stand darauf. Aha, das war doch schon mal ein Hinweis. Hatte Marie die Salatsoße nicht
Vinaigrette
genannt? Also,
Vinaigre
gehörte da bestimmt hinein. Dieser
Vinaigre de Balsamique
war sicher klasse dafür. Ich schraubte die Flasche auf und roch daran. Der Geruch erinnerte mich vage an den alten Port, den Mogens’ Vater sich nach einem guten Abendessen einschenkte, und ich schüttete beherzt den halben Inhalt über den Berg an Kartoffeln, Bohnen, Tomaten, Oliven und Eiern und sah zu, wie die dunkelrote Flüssigkeit sich langsam über dem Essen verteilte. Gut, jetzt noch das Öl. Vielleicht war es ja egal, welche der Flaschen ich nahm? Ene mene muh, aus bist du. Ich entschied mich für die zweite Flasche, das
huile de chili
. Südamerikanisches Öl aus Chile, prima, ich fühlte mich jetzt richtig kreativ. Der Inhalt sah so interessant hellrot aus, da konnte ich nicht falsch liegen. Ich ließ das Öl großzügig über den Salat fließen. Vielleicht noch ein Schuss mehr? Ja, das konnte nicht schaden. Was hatte Camille vorhin gesagt: Ihr Vater mochte seinen Salat gut gewürzt? Also, Gewürze, Gewürze. Wo standen die hier nur?
    »Was suchst du?«, fragte Camille mich.
    »Die Gewürze.«
    »Die stehen da, auf dem kleinen Regal neben dem Korb mit dem Essig und den Ölen.«
    »Ah ja, danke.«
    Ich sah auf die kleinen Gefäße und las die Etiketten.
Sel, poivre
– genügte das, um einen Salat scharf zu würzen? Ich nahm in jedem Fall mal beides und puderte den Salat damit ein. Er sah jetzt richtig schön

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