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Eine Liebe wie Magie

Titel: Eine Liebe wie Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
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er sie nicht nennen. Nur eine Hexe mit einem Herz aus schwarzem Stein konnte so gedankenlos und grausam sein. Er versuchte, sie sich vorzustellen, wie sie wohl aussehen mochte. Eine schlanke, elegante Person, in Seide gekleidet, die in aller Ruhe an ihrem Schreibtisch saß und diese haßerfüllten Worte niederschrieb, an die sie weniger Gedanken verschwendete als an ein Stoffmuster.
    A.
    Tony war für sie nur eine Liebelei gewesen, zweifellos nur ein Mittel, um ihre Aussichten zu verbessern.
    A.
    Sie machte ihn Glauben, daß sie etwas für ihn empfinde, daß sie ihn liebte, nahm sein Geschenk an, ein Familienerbstück, dabei wußte sie die ganze Zeit, daß sie nie die Absicht hatte, ihn wirklich zu heiraten.
    A.
    Obwohl er keine Ahnung hatte, wer sie wirklich war, konnte Noah sie sehen, ganz Licht und Unschuld, gekleidet in eine elegante Seidenrobe, unter scheu heruntergeschlagenen Wimpern die Männer beobachtend, die sie umschwärmten, ihr huldigten und gierig auf das Geschenk ihres Lächelns warteten.
    Doch dieses namenlose Wesen war keine Fremde für Noah, keineswegs, denn sie war jemand anderem sehr ähnlich, der in seinem Leben eben solche Verwüstungen verursacht hatte. Ein Wesen fast so wie Lady Julia Grey.
    Und obwohl diese Person, diese A., nicht den Mut hatte, ihren beißenden Brief zu unterschreiben, hinterließ sie einen Hinweis auf ihre Identität: Das rote Wachssiegel, das noch immer an einer Ecke des Briefes haftete.

Kapitel 4
    Augusta, du mußt aufwachen!«
    Gleißendes Sonnenlicht, das plötzlich durch die aufgerissenen Vorhänge in das Zimmer flutete, begleitete diesen unerwarteten Auftakt. Überrumpelt von dem geräuschvollen Eindringen, bemühte sich Lady Augusta Brierley, den Kopf von ihrem kuschelig warmen Daunenkopfkissen zu heben, und blinzelte in das brutale Tageslicht, das ihr Schlafzimmer jetzt füllte.
    Was, in Gottes Namen, war bloß los? War über Nacht in England der Kriegszustand ausgerufen worden?
    Sie nahm ihre drahtgefaßte Brille vom Nachttisch, fingerte an ihr herum, setzte sie auf und betrachtete schlaftrunken die Umrisse ihrer Stiefmutter, Charlotte, der zweiten und gegenwärtigen Marquise Trecastle. Sie stand als schlanke Silhouette vor dem offenen Fenster am anderen Ende des Raums. Ihre Arme hatte sie jedoch ungeduldig vor der Brust verschränkt und ihr mißmutiger Gesichtsausdruck, der selbst auf diese Entfernung erkennbar war, sagte Augusta, daß sich keine wirkliche Katastrophe ereignet hatte. Nein, statt dessen war die Ursache für Charlottes Mißfallen aller Wahrscheinlichkeit nach etwas, was Augusta getan haben mußte.
    Mit anderen Worten, ein Tag wie jeder andere.
    Augusta rieb sich die Augen unter ihren Gläsern. Ihr schlichtes Leinennachthemd war abgenutzt und zerknittert von den wenigen Stunden jäh unterbrochenen Schlafes. Ihr schwarzes Haar hatte sich aus dem Zopf gelöst, in den es zur Nacht ge-bunden war, und hing nachlässig über einer ihrer Schultern. Charlotte dagegen war zweifellos bereits im Morgengrauen aufgestanden und fertig angezogen. Ihr feines, spitzenbesetztes Kleid hatte ihre Lieblingsfarbe, helles zitronengelb. Nicht eine Locke ihres kupferblonden Haares tanzte unter der kleinen Kappe aus Batist aus der Reihe; ein wahrhaftig hübscher Kanarienvogel, verglichen mit der Elster Augusta.
    »Hast du irgendeine Ahnung, wie spät es ist?« krähte Charlotte, und zerschmetterte das Singvogelbild, wobei sie sich umdrehte, um einen weiteren Vorhang an einem weiteren Fenster aufzureißen und noch mehr erbärmliches Tageslicht hereinzulassen.
    Augusta schreckte zurück und versteckte sich unter der schweren Brokatbettdecke. »Ich wollte gerade fragen ...«
    »Es ist fast ein Uhr, Augusta. Ein Uhr nachmittags.«
    »Eins?« Augusta ließ sich zurück auf ihr Kissen fallen, nahm ein zweites von der anderen Seite des Bettes und legte es sich schützend vors Gesicht. »Warum um alles in der Welt kommst du hier hereingeplatzt und weckst mich so früh am Tag?« »Früh?« Sie hörte, daß Charlotte bereits neben dem Bett stand. Selbst mit dem Gesicht unter dem Kopfkissen wußte Augusta, daß Charlotte jetzt beide Hände in die Hüften gestemmt hatte und ihr Mund zu diesem scheinbar immerwährenden, jedoch seltsam attraktiven spitzen Schmollmund geworden war.
    »Früh?« wiederholte die Marquise in gleichem Tonfall. »Wenn du vielleicht einmal deine unchristlichen Zeiten ändern könntest, würdest du dich auch in einem Zeitplan befinden, der sich für eine

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