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Eine Luege ist nicht genug

Titel: Eine Luege ist nicht genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Gratz
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Überraschung«, meinte Hamilton. »Da will noch ein anderer Mann, mit dem meine Mutter rumgemacht hat, die Firma übernehmen. Meinst du, dass er auch wie ein zweiter Vater für mich sein will?«
    Ich verfluchte mich selbst. Über das ganze Verkaufsgerede hatte ich vergessen, Hamilton hier rauszukriegen, und jetzt war es zu spät. Tränen quollen aus Mrs Princes Augen. Sie verließ den Raum in die eine Richtung und Hamilton stürmte in die entgegengesetzte Richtung hinaus. Ich stand bei dem Tisch, an dem Paul und Claude immer noch saßen, und fühlte mich, als wäre ich in Unterhosen zum Sportunterricht erschienen.
    Wir drei erlebten gemeinsam einen Moment, in dem wir uns alle ganz weit weg wünschten.
    »Also«, sagte ich, »hat vielleicht jemand Lust, Scrabble zu spielen?«

Fünftes Kapitel

    Da niemand meine freundliche Einladung zu einem Gesellschaftsspiel annahm, ging ich nach oben zu Hamilton, der sich gerade wieder einen Drink machte. Diesmal behielt er gleich die Flasche bei sich. Ich holte mir ein alkoholfreies Bier aus der Minibar.
    »W ar ein bisschen heftig, das mit deiner Mutter da unten, findest du nicht auch?«
    »V erdammt, Horatio, die haben die Blumen von der Beerdigung meines Vater genommen, um damit ihren Hochzeitsempfang zu schmücken. Und du willst, dass ich das auf die leichte Schulter nehme?«
    Ich nistete mich in einen der großen, gemütlichen Sessel ein, während Hamilton sich nachgoss.
    »W arum trinkst du nicht gleich aus der Flasche?«, fragte ich. »Oder vielleicht ist es besser, wenn wir dir einen Infusionsschlauch legen.«
    »Halt den Mund.«
    Ich trank mein alkoholfreies Bier, was aufs selbe hinauslief.
    »Die Frauen sind doch alle gleich, oder?«, fragte Hamilton. Die Eiswürfel in seinem Glas klirrten und er gab ihnen noch etwas flüssige Gesellschaft. »Sie sind schwach.«
    Das war eine ziemlich pauschale Behauptung. Mrs Princes Entscheidungen waren schwer zu verstehen, das musste ich Hamilton zugestehen, doch ich hatte Schwierigkeiten damit, ein ganzes Geschlecht anzuklagen, besonders eines, für das ich eine Schwäche habe.
    »Möchtest du Mütter da mit einschließen?«, bot ich ihm an.
    Er ließ sich mit ausgesuchten – oder besser gesagt, mit obszönen – Worten über dieses Thema aus.
    »Okay«, sagte ich. »Ich hab kapiert, dass deine Mutter sehr schnell wieder geheiratet hat. Und klar, es ist ein bisschen verrückt, dass es der Bruder ihres toten Mannes ist.«
    Hamilton sagte nichts. Ich kam jetzt zur Sache.
    »Aber was soll diese Feindseligkeit? Seitdem sie geheiratet haben, bist du sauer auf jede Frau, jedes Paar und jeden Onkel im Land, egal welche Rasse, Religion, Farbe oder Nationalität.«
    »Nur auf einen Onkel«, sagte Hamilton.
    »Ja, aber du hast den Typ schon gehasst, bevor du der Meinung warst, dass er deinen Vater umgebracht hat.«
    »Es ist noch schlimmer als das, Horatio. Er ist ein Parasit.« Hamilton beugte sich vor und dann sprudelte es aus ihm heraus. »Du kennst ihn nicht so, wie ich ihn kenne. Jahrelang hab ich zugesehen, wie mein Vater Claude bei jeder seiner lächerlichen Ideen unterstützt hat. Die Immobilienseminare, der Internetscheiß, die Alpaka-Farmen. Immer ist er zu Dad gekommen, um von ihm Geld für seine Pläne zu bekommen, und Dad hat ihm immer welches gegeben.«
    »Und ich denke mal, dass kein einziger Plan funktioniert hat.«
    »Nicht nur, weil sie blöd waren, sondern auch, weil Claude nichts zu Ende bringen kann. Dad hat immer gesagt, Claude wäre ein schlauer Kerl, und wenn er nur bei der Sache bliebe und sie bis zum Ende durchdenken würde, könnte er reich sein. Aber das macht Claude eben nicht. Er will seine Belohnung sofort haben. Dad hat das nie so gesehen, aber ich schon. Er hätte nie fertiggebracht, was mein Vater geleistet hat. Er hätte niemals über dreißig Jahre lang Elsinore zu einem internationalen Großunternehmen aufbauen können. Claude wollte immer nur schnell reich werden. Der Erstgeborene einer Generation von Princes erbt die Papierfabrik und Claude hat das nun mal verpasst. Jetzt, wo er meine Mutter geheiratet hat, ist er wieder reingekommen. Praktisch, was?« Hamilton lehnte sich zurück.
    Vielleicht nicht praktisch genug. Jemanden geduldig über Wochen und Monate zu vergiften, passte in meinen Augen nicht so ganz zu »schnell reich werden«. Auch schien es nicht wirklich zu Claude zu passen, doch das sagte ich Hamilton nicht.
    »Okay, ich verstehe, warum du nicht gerade Mitglied im Claude-Prince-Fanklub

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