Eine Lüge macht noch keine Liebe! (German Edition)
wir sofort zum Arzt fahren und unseren Bummel
lieber verschieben.“
„Das glaube ich auch“, gestand
Lara kläglich, „ich habe die ganze Nacht kein Auge zugetan. Ich kann dir gar
nicht sagen, wie ich mich fühle.“
„Das brauchst du auch nicht, das sieht
man dir schon von weitem an!“
Sie lieferte Lara in der
Abteilung für innere Medizin ab und vergewisserte sich, dass sie möglichst bald
zu Untersuchung aufgerufen wurde.
„Du wartest hier auf mich, ja?
Ich gehe nach oben in die Gynäkologie und komme dich dann hier im Wartezimmer
wieder abholen.“
Es dauerte tatsächlich nur wenige
Minuten, bis Lara von einer Sprechstundenhilfe ins Behandlungszimmer des
Internisten geführt wurde. Er war ein schon etwas älterer Mann mit einer
angenehm ruhigen, besonnenen Art, was ihr sofort Vertrauen einflößte. Er
erkundigte sich eingehend nach ihren Symptomen, ließ sich schildern, seit wann
sie sich so elend fühlte, was sie gegessen hatte und ob ihr das schon öfter
passiert sei. Dann wurde ihr Blutdruck gemessen, sie musste eine Urinprobe
abgeben und ins Nebenzimmer zum Ultraschall gehen.
„Ihre inneren Organe scheinen auf
den ersten Blick in Ordnung zu sein“, kommentierte der Arzt die undeutlichen,
schwarzweißen Bilder, die er sah, „aber wir machen doch besser auch noch eine
Blutuntersuchung. Dann sehen wir weiter. Vorerst verschreibe ich Ihnen ein paar
Medikamente, die Ihren Magen beruhigen sollten, wenn ich auch der Überzeugung
bin, dass Ihre Beschwerden nicht vom Verdauungstrakt her kommen. – Sie können
sich jetzt wieder anziehen.“
Als sie aus der Umkleidekabine
trat, saß er an seinem Schreibtisch und füllte ein Rezeptformular aus.
„Das hier sind Ihre Medikamente,
Sie fahren am Besten heute noch zur Apotheke und besorgen sie sich. Ich habe
Ihnen auch etwas für den Kreislauf aufgeschrieben, Ihr Blutdruck ist
außergewöhnlich niedrig. Und noch etwas“, er sah nicht auf, sondern schrieb
weiter, „ich lasse bei solchen Symptomen aus reiner Gewohnheit immer auch einen
Schwangerschaftstest machen, eine Urinprobe dazu habe ich schon in die
entsprechende Abteilung geschickt. Sie gehen also jetzt bitte noch hinauf in
den vierten Stock und holen sich dort das Ergebnis ab, ja?“
Entgeistert sah sie ihn an und
war nicht sicher, ob sie ihn richtig verstanden hatte. Der Arzt wiederholte
seine Worte langsam und deutlich, während er versuchte, einfache Ausdrücke zu
finden. Es gab keinen Zweifel, er hatte wirklich von einem Schwangerschaftstest
gesprochen.
„Ich wiederhole“, mahnte er
eindringlich, „das mache ich immer so, wenn eine Patientin über Übelkeit klagt,
es muss nicht unbedingt heißen, dass Sie tatsächlich schwanger sind! Fühlen Sie
sich gut genug, um alleine hinaufzugehen oder sollen wir auf Ihre Freundin
warten?“
Lara versicherte ihm, dass sie es
bis dorthin schon schaffen werde, ließ sich die Rezepte aushändigen und machte
sich auf den Weg. Auf dem Gang begegneten ihr ein paar Frauen, die deutlich
sichtbare Schwangerschaftsbäuche vor sich her trugen und es war Lara, als würde
sie so etwas zum ersten Mal wirklich wahrnehmen. Sie weigerte sich, den
Gedanken zu Ende zu denken, sie könnte schwanger sein.
Eine Tür öffnete sich und Gaia
trat heraus. Erstaunt riss sie die Augen auf, als Lara unerwartet vor ihr
stand.
„Nanu? Ich dachte, du wartest
unten?“
„Er hat einen Test machen lassen
und ich soll mir das Ergebnis hier abholen.“
Gaia begriff sofort und noch ehe
der Arzt, von dem sie sich eben verabschiedet hatte, die Türe hinter sich
schließen konnte, hatte sie sich noch einmal umgedreht und fragte, ob das
Ergebnis von Laras Schwangerschaftstest schon vorliege. Sie winkte Lara ins
Zimmer.
„Er sieht gleich nach“, wisperte
sie ihr zu, „soll ich gehen?“
„Nein, bleib bitte hier“,
antwortete Lara hastig und sah dem Arzt nach, der in einem Nebenzimmer
verschwand.
„Was hat er denn gesagt?“,
erkundigte sich Gaia, als sie alleine im Sprechzimmer saßen.
„Er sagt, dass er das bei Frauen
mit diesen Symptomen immer macht“, wiederholte Lara tonlos die Worte des
Internisten.
„Hast du denn nichts genommen?“
Ehe Lara antworten konnte, kehrte
der Arzt zurück. Er blätterte in den Unterlagen, die er mitgebracht hatte und
sah zu Lara hoch.
„Signora, mir scheint, mein
Kollege hat richtig geraten. Wenn sich unser Test nicht getäuscht hat, dann sind
Sie tatsächlich schwanger.“
Lara saß wie vom Blitz getroffen.
Nein, das war unmöglich!
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