Eine Lüge macht noch keine Liebe! (German Edition)
gefangen.
„Komm, wir setzen uns in den
Garten“, schlug sie vor, „es ist so schönes Wetter draußen!“
Sie trugen zwei Stühle hinaus und
suchten sich ein windstilles Plätzchen. Wieder schwiegen sie lange.
„Nun wirst du ihn wohl anrufen
müssen“, meinte Gaia schließlich, als sie einen langen, wenig erfreulichen
Gedankengang beendet hatte.
„Nein. Ich werde ihn nicht
anrufen. Für mich bleibt er gestorben.“
„Bist du verrückt?“ Gaia war die hintergründige
Bedeutung in Laras Worten entgangen. „Du musst es ihm sagen, er ist schließlich
der Vater. Ist er doch, oder? Entschuldige, wenn ich dich das überhaupt frage!“
„Natürlich ist er der Vater, aber
er wird es trotzdem nicht erfahren.“
„Was willst du tun?“
„Weiß ich noch nicht.“
„Willst du es etwa abtreiben
lassen?“
„Auf keinen Fall!“, widersprach
sie spontan.
Dieser Gedanke war ihr kurzzeitig
durch den Sinn geschossen, doch sie hatte ihn sofort wieder verworfen. Ihr
Gesicht war starr wie eine Maske, als sie sich ihrer Freundin zuwandte.
„Das ist mein Kind und geht sonst
niemanden etwas an. Aber weißt du, was ich jetzt wirklich dringend brauche?“
„Nein, was denn? Einen Mann?“,
versuchte sie zu scherzen.
„Ach was!“, sie musste trotz
ihrer deprimierten Stimmung unwillkürlich lachen, wenn auch nur kurz und
bitter. „So etwas brauche ich wahrscheinlich in meinem ganzen Leben nicht mehr!
Was ich brauche, ist ein Haus! Ein Haus mit einem schönen großen Garten und das
so schnell wie möglich.“
„Ein Freund von Micheles Vater
ist Makler, den könnte ich ja mal fragen“, schlug Gaia vor, die diese Idee als
gutes Zeichen wertete.
„Ja, tu das bitte und sag ihm,
ich suche ein Haus mit einem wirklich großen Garten!“
Gaia machte noch einmal einen
Versuch, Lara doch noch umzustimmen. Sie wollte sie partout dazu bringen, mit
Alessandro zu reden, ihn über ihre Schwangerschaft zu informieren und gemeinsam
mit ihm nach einer Lösung zu suchen.
„Es gibt keine gemeinsame Lösung,
versteh das doch bitte“, beharrte Lara eigensinnig auf ihrem Standpunkt.
„Aber jedes Kind braucht einen
Vater, ich finde es unmöglich, ein Kind so aufwachsen zu lassen! Du kannst doch
gar nicht wissen, wie er reagieren wird, vielleicht freut er sich ja darüber!“
Lara schnaubte. Natürlich konnte
ihre Freundin nicht verstehen, warum sie sich so hartnäckig weigerte,
Alessandro zu sehen, niemand würde das verstehen. Sie verschmähte einen Mann
mit Geld, eine gesicherte Existenz und ein angenehmes Leben, aber sie konnte
unmöglich zurück.
„Das wäre ja das Allerschlimmste
daran, wenn er sich freuen würde, genau darum will ich ja nicht, dass er etwas
davon erfährt. Das ist mein Kind, ich werde es alleine auch schaffen, dazu
brauche ich ihn nicht.“
„Ein Kind braucht beide Eltern, sieh
das doch ein! Ich weiß, wovon ich rede, ich habe selber zwei Kinder und ich
kann dir sagen, es ist schon zu zweit schwierig genug, immer das Richtige zu
tun!“
„Das glaube ich dir, aber es ist
trotzdem besser, wenn er es nicht erfährt. Am Ende will er tatsächlich auch
noch den Vater spielen und dann habe ich ihn ein Leben lang am Hals.“
Gaia gestand sich ein, dass sie
den tiefen Hass, den Lara Alessandro gegenüber an den Tag legte, nicht
verstehen konnte. Ihre Freundin erschien ihr zunehmend rätselhaft und keinem
vernünftigen Argument mehr zugänglich.
„Ich finde es ehrlich gesagt
reichlich egoistisch von dir, dass du nur an dich denkst“, versuchte sie es
noch einmal. „Stell dir doch mal vor, wie es für ein Kind sein muss, ohne einen
Vater aufzuwachsen!“
„Ich hatte einen Vater und bin
trotzdem ohne ihn groß geworden“, gab Lara kühl zurück. „Das hat nichts zu
bedeuten. Glaubst du denn wirklich, es ist für ein Kind toll, so aufzuwachsen?“
Gaia fixierte sie eindringlich.
„Und bei dir war es so?“
„So ungefähr könnte man sagen,
ja. Ich wäre jederzeit auch ohne meinen Vater ausgekommen, er war ja sowieso
nie da. Und das tue ich meinem Kind mit Sicherheit nicht an, lieber hat es gar
keinen als einen wie Alessandro und braucht nicht in einem goldenen Käfig
aufzuwachsen!“
Tiefe Bitterkeit klang aus ihrer
Stimme und Gaia erkannte, dass diese Erfahrungen, die sie da am Rande mitbekam,
sehr tief sitzen mussten. War Lara deshalb so grenzenlos von Alessandro
enttäuscht? Sie nahm sich vor, mit ihr bei einer anderen Gelegenheit noch
einmal darüber zu reden, im Moment erschien sie ihr
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