Eine Lüge macht noch keine Liebe! (German Edition)
Sohn hingegen war viel zu
anständig und vor allen Dingen viel zu verliebt, um das Mädchen sitzen zu
lassen und er ließ sich durch nichts von seinem Vorhaben abbringen. Es machte
ihm nicht das Geringste aus, dass seine Braut nicht standesgemäß war.
Annamaria Mancin war als
Schwiegermutter ein harter Brocken für die junge, unerfahrene Antonia. In den
ersten Jahren ihrer Ehe weinte sie oft bittere Tränen. Mehr als einmal hatte
sie das Gefühl, nichts richtig machen zu können, keine Anerkennung zu finden
und in der Familie ihres Mannes nie akzeptiert zu werden. Damals schwor sie
sich, dass ihren Schwiegertöchtern dieses Schicksal erspart bleiben sollte, wer
sie auch immer sein mochten.
Der alte Drachen, wie sie ihre
Schwiegermutter heimlich und respektlos nannte, war ab dem Zeitpunkt von
Alessandros Geburt ganz vernarrt in ihn, sie verwöhnte und verhätschelte ihn,
erlaubte ihm alles und er wuchs auf wie ein kleiner Prinz. Antonia, die
einfachen Verhältnisse stets vor Augen, in denen sie selber aufgewachsen war,
hielt das nicht nur für maßlos übertrieben, sondern fürchtete auch, es könne
den Charakter ihres Sohnes verderben, daher versuchte sie nach Möglichkeit und
instinktiv, diese Erziehungsfehler dadurch auszubügeln, dass sie ihren kleinen
Sohn so oft es ging zu ihren Eltern brachte, ganz normalen, einfachen, aber
sehr herzlichen Menschen.
Der enge Kontakt zu seinen
geliebten Großeltern war es, was Alessandro für sein Leben stark prägte. Sein
Großvater lehrte ihn die Liebe zur Natur und zum Meer, er zeigte ihm alles, was
er selber wusste, so als ob sein Enkel eines Tages selbst ein einfacher Fischer
werden sollte. Dieses schlichte, naturnahe Leben, wenn es auch mühsam und
anstrengend war, gefiel Alessandro schon bald viel mehr als die Aufgabe, die
ihn erwartete. Da er einen jüngeren Bruder hatte, war es für ihn bald klar,
dass dieser einmal in die Fußstapfen des Vaters treten würde, nicht er.
Unterschiedlicher als sie beide konnten Geschwister fast nicht sein, Fernando
war sanft, gehorsam und er fügte sich ganz selbstverständlich in das Leben, das
ihm vorgezeichnet war.
Während dieser Jahre fing Antonia
leise und fast unmerklich an, sich gegen ihre Schwiegermutter aufzulehnen, und
da Cesares Vater wenige Jahre nach der Geburt seines ersten Enkelsohnes
gestorben war und auch ihr angebeteter Sohn das Verhalten seiner Frau guthieß,
hatte die dominante Dame immer weniger Rückendeckung in ihrem eigenen Haus.
Antonias Trotz nötigte ihr irgendwann genug Respekt ab, sich schließlich mit
ihr als Schwiegertochter abzufinden und die offene Feindschaft wandelte sich
langsam zu einem einigermaßen wohlwollenden Waffenstillstand.
Als Alessandro erwachsen wurde,
kostete es seine Eltern viel Überzeugungskraft, ihm klarzumachen, dass auch er
Verantwortung dafür übernehmen musste, was er an angenehmen Dingen in vollen
Zügen genoss. Schließlich erklärte er sich widerwillig bereit, sich durch eine
geeignete Ausbildung darauf vorzubereiten, eines Tages die Geschäfte und das
Erbe zu übernehmen. Allerdings weigerte er sich standhaft, seine Ausbildung in
Ferrara zu absolvieren und ging nach Bologna, um dort zu studieren. In den
Semesterferien arbeitete er in einem der Familienhotels, in jedem der drei
Häuser abwechselnd, um das Personal kennen zu lernen und die nötigen Einblicke
zu gewinnen. Wenn er schon tat, was er tun musste, dann wollte er es wenigstens
richtig tun, er hasste halbe Sachen von Kindesbeinen an. Da er ein heller Kopf
war und ihm alles einfach so zuzufallen schien, hatte er nie Probleme damit,
sich etwas zu merken oder komplizierte Zusammenhänge zu verstehen, also schloss
er erwartungsgemäß mit Bravour ab.
In dieser Zeit, gegen Ende seines
Studiums, lernte er Angela kennen. Sie stammte aus sehr einfachen, aber
ordentlichen Verhältnissen, ihre Eltern waren beide kleine Postbeamte, die es
sich kaum leisten konnten, ihre Tochter studieren zu lassen. Alessandro störte
sich nicht daran, im Gegenteil, schätzte er doch auch seine einfachen
Großeltern und die Freunde seiner Jugendzeit sehr und fühlte sich in ihrer
Gesellschaft seit jeher wohl.
Er war eine Zeitlang mit Angela
zusammen, verbrachte manchmal mit ihr ein Wochenende in Ferrara oder nahm sie
mit ins Veneto, es schien eine nette, unverbindliche Studentenbeziehung zu
sein, nichts Ernstes also. Man hörte ihn nie von Liebe oder einer gemeinsamen
Zukunft sprechen, bis sie ihm eines Tages eröffnete, sie sei von ihm
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