Eine Lüge macht noch keine Liebe! (German Edition)
beiden boten.
Dass sie ihm nichts gesagt hatte
aus Angst vor seiner Reaktion beschämte ihn. Was für ein Bild musste sie von
ihm gehabt haben! Und er begann zu begreifen, wie viel Rücksicht sie eigentlich
auf seine Gefühle genommen hatte, und das bestimmt nicht deshalb, weil er ihr
gleichgültig war!
Der Schluss hatte ihn schließlich
wieder vollkommen versöhnt. Hier fand er endlich die Antwort, die er sich schon
so lange herbeigesehnt hatte: sie wollte ihn! Und zwar nur ihn, den kleinen
Muschelfischer und nichts sonst. Alles andere würde sich ergeben, gemeinsam
würden sie für alles eine Lösung finden, oder zumindest einen Kompromiss, mit
dem sie beide leben konnten!
Überglücklich hatte er sie sofort
angerufen, er konnte es kaum erwarten, sie zu hören, sie zu sehen, sie in die
Arme zu schließen …!
Danach begann sein Universum
einzustürzen.
Er erreichte sie nicht. Sie nahm
nicht ab, sie rief nicht zurück, sie beantwortete keine seiner Nachrichten. Der
Nervenkrieg dauerte drei Tage, er fürchtete schon das Schlimmste, dachte an
Autounfälle und ähnliche Katastrophen, fuhr von Goro nach Mesola und zurück, sooft
es seine immer spärlicher werdende Freizeit nur zuließ, jedes Mal ohne das
geringste Ergebnis. Schließlich schaffte er es, wenigstens ihre Freundin Gaia
zu erwischen. Was er dort erfuhr, versetzte ihm einen eiskalten Messerstich ins
Herz: seine schlimmsten Alpträume waren anscheinend wahr geworden!
Diese ganzen endlosen Telefonate
mit Rom, schon ehe sie angekommen war, beim Essen und dann auch noch danach, seine
überstürzte Abreise noch in der Nacht, nur um dann vor Ort festzustellen, dass
der dortige Manager einfach nur gehörig geschlampt hatte.
Er hatte Lara alleine dort
zurückgelassen, ja sogar darauf bestanden, dass sie noch blieb, und hatte damit
– wie er jetzt wusste - seiner herrischen und eifersüchtigen Großmutter
Gelegenheit zu einer Konfrontation gegeben. Alle seine Bemühungen, sie an jenem
Abend von dort fernzuhalten, hatten nichts genutzt, sie war einfach
aufgetaucht. So hatte Lara auf die für sie wahrscheinlich schlimmste Art und
Weise die Wahrheit über ihn erfahren und war daraufhin abgetaucht. Niemals im
Leben hätte er mit einer solchen Reaktion gerechnet – auch das bewies ihm zum
wiederholten Male, wie sehr er sich in dieser Frau getäuscht hatte. Er hatte
ihr die Wahrheit verschwiegen, weil sie ihn nicht seines Geldes wegen lieben
sollte. Dabei liebte sie ihn, wie sich nun herausgestellt hatte, gerade
deshalb, weil sie glaubte, dass er keins hätte! Welch ein Desaster!
Ein paar Wochen lang hatte er
Gaia fast täglich mit seiner Anwesenheit genervt, mit seiner Hartnäckigkeit und
seiner ständigen Fragerei nach Lara. Bis er dann irgendwann damit aufgehört
hatte. Es musste einen anderen Weg geben, irgendwie mit ihr in Kontakt zu
treten, ohne alle Welt damit zu belasten. Kurze Zeit später hatte er seinen
Ohren nicht getraut, als Gaia ihn anrief und ihm heimlich beichtete, dass Lara
sein Kind erwartete.
Einen atemlosen Moment lang hatte
er sogar gedacht, das sei ein Trick von ihr, um ihm wieder nahe zu kommen, da
sie sich aber trotz ihrer Schwangerschaft auch weiterhin strikt und beharrlich
geweigert hatte, ihn zu treffen, musste er sich schließlich eines Besseren
belehren lassen. Sie hatte ja lange vor ihm von ihrer Schwangerschaft gewusst
und auch Gaia verboten, ihn darüber zu informieren.
Die Situation war fast dramatisch
absurd: damals die Frau, die er nicht wollte, aber sie ihn und die ihn daher
mit einer vorgetäuschten Schwangerschaft zu ködern versuchte. Nun die Frau, die
er um jeden Preis wollte und die auch tatsächlich schwanger war, die aber
leider ihrerseits ihn nicht wollte. Nicht mehr wollte, erinnerte er sich an
seine wahre Situation. Er hatte alles in der Hand gehabt und prompt alles
verspielt!
Dann war ihm schlagartig klar
geworden, dass ihre Schwangerschaft seine große Chance war, sie vielleicht doch
noch zurück zu gewinnen. Außerdem kam es für ihn nicht in Frage, auf sein Kind
zu verzichten, Lara musste und würde das einsehen.
Wie er im Laufe jenes Gesprächs
erkennen musste, hatte er sich jedoch ganz kräftig getäuscht. Wieder dachte er
mit Bewunderung an ihren Mut und ihre Hartnäckigkeit, wenn er sie angesichts
seines Schmerzes auch dafür hätte verwünschen mögen. Welch einen Charakter
legte diese unerschrockene Person an den Tag! Sie fürchtete tatsächlich nicht
Tod und Teufel, mit ihr zusammen hätte er die Welt
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