Eine Lüge macht noch keine Liebe! (German Edition)
verlassen.
Ihre Freundin hatte sie in ihrem
Gartenhaus untergebracht. Lara war ihr sehr dankbar dafür, doch sie hoffte,
diese Gastfreundschaft nicht allzu lange in Anspruch nehmen zu müssen. Obwohl
sie noch nicht wieder ganz die Alte war, fühlte sie sich voller Energie und
Tatendrang. Sie hatte wieder eine Perspektive, ein Ziel, das sie verfolgen
konnte und das würde sie zumindest für den heutigen Tag in Anspruch nehmen und
morgen war morgen, dann wäre sie einen Schritt weiter. Oder auch nicht,
ermahnte sie sich in einem halbherzigen Versuch, ihren glühenden Optimismus zu
dämpfen.
Gaia traf sie dabei an, wie sie
ihre Schminksachen durchwühlte und spürte ihre Unruhe.
„Was suchst du denn?“
„Alessandros Ring. Er muss hier
irgendwo sein – ah, da habe ich ihn ja.“
Sie steckte ihn in die
Hosentasche. Sie hatte ihn noch nie getragen und auch jetzt erschien es ihr nicht
richtig. Erst, wenn ich weiß, dass Alessandro mich noch will, dachte sie.
„Was hast du vor?“, wollte Gaia
wissen, „du führst doch etwas im Schilde, oder?“
„Ich muss mit Alessandro
sprechen. Unbedingt.“
Gaia schwieg einen Moment lang.
„Wie das? Du hast nicht zufällig
deine Meinung geändert?“
„Doch“, lachte Lara, „ach Gaia,
ich bin so dumm gewesen!“
„Dem kann ich nur zustimmen“, war
die trockene Antwort, „und ich bin heilfroh, dass du das endlich eingesehen
hast. Aber woher kommt diese Erkenntnis so plötzlich?“
„Ich habe dank Antonias
Geschichte endlich begriffen, dass ich vollkommen im Unrecht war!“
„Wie meinst du das?“
Misstrauisch sah Gaia sie von der
Seite an. Dieser Meinungsumschwung kam für sie etwas überraschend, sie begrüßte
zwar die positive Stimmung ihrer Freundin, aber sie fürchtete auch, dass sie
erneut enttäuscht werden könnte.
„Weißt du, ich hätte auf dich
hören und vernünftig mit ihm reden sollen. Ich hätte ihm die Möglichkeit geben
müssen, mir selber alles das zu sagen, was seine Mutter mir erzählt hat. Du
hattest von Anfang an Recht und ich war einfach nur uneinsichtig. Dass ich das
nicht begreifen konnte!“
Kopfschüttelnd griff sie nach
ihren Autoschlüsseln.
„Und was genau hast du nun
begriffen?“
„Ich dachte, der Alessandro, in
den ich mich verliebt hatte, sei nur ein Phantom, das es gar nicht gibt, aber
das stimmt nicht! Er ist beides, er ist der, den ich kenne und zugleich auch
dieser Fremde, der mir fast unheimlich ist. Klingt ganz schön verrückt, was?“
„Klingt ganz schön nach Lara! Was
willst du also tun?“
„Mit ihm reden und ihm ganz
ehrlich sagen, dass ich meinen Fehler endlich eingesehen habe und wie fürchterlich
albern es von mir war, so überdreht zu reagieren. Endlich seinen Heiratsantrag
annehmen, wenn er mich überhaupt noch will!“
„Lara“, Gaia griff nach ihrer
Hand und zwang sie, inne zu halten und ihr in die Augen zu sehen, „ich will dir
ja nicht den Mut nehmen, aber versuch bitte, deine Situation realistisch zu
sehen! Du hast ihn sehr, sehr tief verletzt, es braucht nicht viel Phantasie,
um sich das auszumalen. Vielleicht hast du den Bogen überspannt.“
Lara senkte die Augen und nickte
bedrückt.
„Ich weiß, daran habe ich auch
schon gedacht.“
„Was ist, wenn er nun dir nicht
mehr zuhören will? Wenn er es macht wie du und einfach nicht mehr mit dir
redet? Anlass dazu hätte er nun wirklich genug."
„Stimmt, das hätte er und genau
das kann mir tatsächlich passieren, befürchte ich. Ich kenne ihn nicht gut
genug, um mir vorzustellen, wie er reagieren wird. Außerdem muss ich ihn erst
noch finden, ich habe keine Ahnung, wo er ist, aber ich muss es einfach
versuchen! Ich würde es mir mein ganzes Leben lang nicht verzeihen, wenn ich es
nicht wenigstens probiert hätte.“
„Dann ruf ihn an, und zwar
sofort.“
„Hab ich schon. Nicht
erreichbar.“
„Und jetzt?“
„Ich werde ihn eben suchen
müssen, irgendwo werde ich ihn schon finden.“
„Hoffentlich wird das so einfach,
wie du dir das vorstellst“, Gaia seufzte und umarmte sie besorgt. „Wie fühlst
du dich? Soll ich dich fahren?“
„Nein, das geht schon aber danke
für das Angebot!“
„Na, dann viel Glück!“
Lara machte sich auf den Weg. Die
Bedenken, die Gaia geäußert hatte, hatte sie selber auch schon gehabt, aber sie
war wild entschlossen, sich nicht schon entmutigen zu lassen, ehe sie überhaupt
einen Versuch gemacht hatte. Sie würde sich erst geschlagen geben, wenn sie
alle ihre Möglichkeiten ausgeschöpft
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