Eine Lüge macht noch keine Liebe! (German Edition)
Abend würde sich schon noch eine Gelegenheit dazu bieten.
Sie konzentrierte sich auf die Strecke und hoffte, sie würde nicht schon beim ersten Mal zu spät kommen und einen schlechten Eindruck hinterlassen. Am Ende einer Platanenallee, deren Bäume ihre Scheinwerfer in der einbrechenden Dunkelheit streiften, fuhr sie nach links und folgte der Hauptstraße. Gewissenhaft zählte sie die Nebenstraßen und nach der vierten bog sie wieder links ab und fuhr die schmale Straße bis zum Ende durch. Das große, weit geöffnete Eisentor, das Alessandro ihr beschrieben hatte, zeigte ihr, dass sie richtig war. Sie bremste und sah sich mit klopfendem Herzen um. Vor ihr öffnete sich ein Park, dessen Ausmaße sie im Zwielicht nur erahnen konnte. Die kiesbedeckte Auffahrt führte in einem geschwungenen Bogen vom Tor bis zur Treppe des Gebäudes und war beiderseits von Laternen erhellt. Das Haus selber kam ihr vor wie aus einem Prospekt von Luxushotels, es war ein kleines Schlösschen, in dessen hell glänzender Steinfassade sich das Licht der Laternen golden spiegelte. Im Erdgeschoß brannte in jedem der großen Fenster Licht, auch die breite Freitreppe vor der Eingangstür war hell erleuchtet.
Lara schluckte und fühlte fast so etwas wie Panik in sich aufsteigen. Das hier war ganz entschieden nichts für sie!!!
Sie unterdrückte den spontanen Impuls, das Auto zu wenden und sofort wieder umzukehren. Später fragte sie sich manchmal, warum sie es nicht getan hatte, aber nun war sie hier und musste da durch. Sie wollte sich auch nicht vorstellen, wie enttäuscht Alessandro sein würde, wenn sie ihn von unterwegs aus anrief und ihm sagte, dass sie vor der Türe umgedreht hatte und geflüchtet war.
Sie fuhr langsam die Auffahrt entlang und suchte einen Parkplatz, doch ehe sie in eine der wenigen Parklücken einbiegen konnte, kam ein Hotelpage in Livree die Treppe heruntergerannt. Verdutzt hielt sie an und schon öffnete er die Fahrertüre.
„Buonasera, Signora, willkommen im ‚Conte Alfonso’! Erlauben Sie, dass ich Ihren Wagen übernehme?“
Geplättet überließ sie ihm ihr Auto, stieg die Treppen hinauf und holte noch einmal tief Luft, ehe sie die Hotelhalle betrat.
Was sie sah, raubte ihr schier den Atem.
Überdimensionale Kronleuchter tauchten den Raum, der größer war, als sie gedacht hatte, in helles, aber angenehm warmes Licht. Der blanke Marmorboden glänzte so makellos, als sei er nass. Spiegel an den Wänden vervielfältigten ihr Bild, als sie auf den Empfang zusteuerte und dabei aus den Augenwinkeln die edlen, mit schweren Stoffen bezogenen Sitzmöbel musterte. Sie hatte ja mit Andreas und seinen Eltern schon manches gesehen und da ihr Noch-Ehemann von jeher eine Faible für Häuser wie dieses gehabt hatte, waren sie auch mehrmals in solchen Hotels abgestiegen, aber das hier übertraf alles, was sie kannte. Sie fühlte sich schlagartig wie eine provinzielle Dumpfbacke – rückständig, plump und absolut falsch angezogen.
An der Rezeption empfing sie eine junge Frau etwa in ihrem Alter mit einem entwaffnend freundlichen Lächeln. Sie war dezent, aber sehr vorteilhaft geschminkt und trug das dunkle Haar im Nacken zu einem klassischen Knoten geschlungen.
„Buonasera, Signora, was kann ich für Sie tun?“
Ihre dunkle Stimme passte perfekt zu ihrem Aussehen und Lara musste neidlos zugeben, dass an ihrer Erscheinung alles tadellos war. Dabei legte sie eine derart entwaffnende Freundlichkeit an den Tag, dass Lara sie trotz aller Perfektion einfach sympathisch finden musste.
Sie öffnete gerade den Mund, um ihr Sprüchlein herzusagen, als sich von hinten schnelle, energische Schritte näherten.
„Lara, wunderbar, dass du schon da bist!“
Alessandro enthob sie der Verlegenheit einer Antwort, indem er sie ganz unkompliziert auf beide Wangen küsste.
„Ciao!“
Mehr brachte sie nicht heraus.
Sie war zu verdutzt von seiner Erscheinung, so hatte sie ihn noch nie gesehen und ihn sich auch niemals vorgestellt: er trug einen dunkelgrauen Anzug aus glänzendem Stoff, Hemd und Krawatte im selben Farbton und seine auf Hochglanz polierten schwarzen Lackschuhe strahlten mit dem Marmor und den Spiegeln um die Wette. Die Haare trug er streng nach hinten und mit Gel fixiert und auf seiner Krawattennadel saß ein Stein so blau wie seine Augen.
„Danke, Lorena, um diesen Gast kümmere ich mich persönlich“, er nickte ihr freundlich zu und zog Lara mit sich fort. Rechts von der Rezeption führte ein breiter Gang zu
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