Eine Luege macht noch keine Liebe!
können, dachte sie, und die Farbe passte sowieso fabelhaft zu seinen Augen.
Zufrieden verließ sie den Laden und betrat die Bar. Alessandro lehnte lässig am Tresen und sah ihr entgegen. In seinen Augen funkelten warme Lichter und ihr Herz flog ihm zu. Wie nur hatte sie einen derart gut aussehenden, aufmerksamen und leidenschaftlichen Freund verdient, fragte sie sich zum wiederholten Mal. Ihr Selbstverständnis und auch ihre Gefühle ihm gegenüber hatten sich ganz eindeutig verändert, seit sie das Bestehen einer festen Beziehung als Teil ihres Lebens akzeptiert hatte. Da sie nun ihre Emotionen ohne Abwehr und Verweigerung zuließ, stellte sie mit wachsender Verwunderung fest, wie intensiv ihre Zuneigung zu ihm bereits geworden war.
„Nun? Hattest du Erfolg? Möchtest du etwas trinken?“
Lara bejahte seine Fragen eine nach der anderen und bestellte sich übermütig einen Campari Soda. „Du wirst staunen.“
Er lachte gutmütig. „Wie ich euch Frauen kenne, fehlt doch sicherlich noch eine Kleinigkeit!“
„Das stimmt, ich brauche unbedingt noch Schuhe“, sie lachte mit ihm.
„Ist das denn alles?“ Er tat überrascht. „Du bist so bescheiden? Keinen Schmuck, keine Juwelen?“
„Nein, du bist das Juwel“, sie schenkte ihm einen vielsagenden Seitenblick und sein Lächeln wurde eine Spur tiefer.
„Dafür könnte ich dich auf der Stelle küssen“, drohte er, „aber an einer Stelle, die für die Öffentlichkeit ungeeignet ist.“
„Dann lass es mal lieber“, riet sie mit einem Blick auf den Barkeeper und wurde rot.
Auf ihrem Weg zurück zum Auto fand Lara dann auch noch die gewünschten Schuhe und ihre Ausstattung war komplett. Sie schlenderten langsam und müßig durch die teilweise engen Gassen, ließen sich vom Anblick sich plötzlich vor ihren Augen öffnender Plätze überraschen und sprachen wenig.
Lara war so sehr mit Schauen und Entdecken beschäftigt, dass sie weder bemerkte, wie die Zeit verging, noch dass Alessandro jede ihrer Regungen aufmerksam beobachtete. Das hatte er schon auf ihrer gemeinsamen Reise getan, auch er sammelte Eindrücke, doch nicht von der Umgebung, sondern von ihr. Und während sich Lara auch damals schon ganz ahnungslos ihrem begeisterten Staunen hingab, war in ihm allmählich ein Entschluss herangereift, der sie in höchste Verwirrung stürzen sollte.
In etwas gedämpfter Stimmung verließen sie Venedig und machten sich auf den Weg zum Flughafen. Lara gab ihren Koffer auf und sie hatte noch Zeit, ehe ihr Flug aufgerufen wurde.
„Hör mal“, wandte sie sich an Alessandro, „du brauchst nicht zu warten, ich finde mich schon zurecht.“
In Wahrheit wollte sie die Zeit bis zum unvermeidlichen Abschied verkürzen. Sie wussten beide nicht so recht, was sie sagen sollten und so saßen sie schweigend nebeneinander und beobachteten abwechselnd die anderen Fluggäste oder sahen unruhig auf die Uhr.
„Fahr nach Hause“, versuchte sie ihn zu ermuntern, „du hast einen weiten Weg vor dir und die Straßen sind glatt. Es kann ohnehin nicht mehr lange dauern, bis es so weit ist.“
„Ich bleibe“, antwortete er kurz und sie schwiegen wieder. Nach ein paar Augenblicken nahm er ihre Hand fest in die seine und sie sah ihn an. Seine blauen Augen wirkten dunkel, seine Miene war ernst.
„Ich werde erst froh sein, wenn du wohlbehalten wieder zurück bist“, sagte er leise. „Ich vermisse dich jetzt schon und ich wünschte, du könntest bleiben.“
„Das wünschte ich auch“, gestand sie.
Plötzlich erschien ihr diese Reise so unwichtig und sinnlos, dass es ihr die Tränen in die Augen trieb. Sie schluckte ein paar Mal heftig und bezwang den Impuls aufzustehen, umzukehren und einfach mit ihm wieder zurückzufahren.
Sei nicht kindisch, schalt sie sich, es sind doch nur ein paar Tage und wenn du zurückkommst, wirst du so schnell nicht wieder wegfahren!
Sie trug die Tasche mit ihren neuen Einkäufen als Handgepäck bei sich und beugte sich hinunter, um das kleine Päckchen herauszunehmen, das sie für ihn erstanden hatte.
„Ist nur eine Kleinigkeit“, meinte sie verlegen, „und ich wusste nicht so recht, was dir gefällt. Mach es aber bitte erst auf, wenn ich weg bin, ja?“
Er versprach es. Schließlich wurde ihr Flug aufgerufen und er begleitete sie noch, so weit es ging. Als sie sich zu ihm wandte, um sich von ihm zu verabschieden, nahm er sie fest in seine Arme.
„Guten Flug“, murmelte er leise an ihrem Ohr, „und sag deinen Freunden, sie sollen
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