Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Luege macht noch keine Liebe!

Eine Luege macht noch keine Liebe!

Titel: Eine Luege macht noch keine Liebe! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Gambrinus
Vom Netzwerk:
sich umwandte, lag die Silhouette des Ortes vor ihr und es überraschte sie, kein einziges Hochhaus zu sehen. Die üblichen Hotelburgen, die sie von Bildern anderer Badeorte kannte, fehlten.
    „Stimmt“, bestätigte Alessandro, als sie ihre Beobachtung laut aussprach, „es ist ein relativ ursprünglicher Fischerort geblieben. Hier gibt es nicht viel Platz zum Bauen, der Ort ist von allen Seiten eingeschlossen, im Osten vom Meer, im Süden vom Kanal, im Westen von der Hauptstraße und im Norden vom nächsten Ort. Da blieb zum Glück nicht viel Raum für die typischen Bausünden der sechziger Jahre.“
    Langsam machten sie sich auf den Rückweg. Vor ihr, entlang des Sandstrands, erkannte Lara die flachen Gebäude der bagni, in denen man im Sommer Liegestühle und Sonnenschirme mieten und sich mit Getränken, Eis und Snacks versorgen konnte. Als sie den Strand erreicht hatten, steuerte Alessandro auf das bagno zu, das ihnen am nächsten lag. Sie traten ein und wurden freundlich begrüßt. Sie waren die einzigen Gäste und setzten sich an einen kleinen Tisch am Fenster, von wo aus sie einen herrlichen Blick aufs Meer hatten.
    Der Anblick des winterlichen Badestrands befremdete Lara, so als könne es Sand, Muscheln und Wellen nur in Verbindung mit Hitze, lärmenden Touristen und Sandburgen bauenden Kindern geben. Die leere Weite, die sich vor ihren Augen ausbreitete, wurde nur von den orangefarbenen Fangnetzen unterbrochen, die den Sand der heftigen Winterstürme abhalten sollten. Ein einsamer Spaziergänger war mit seinem Hund unterwegs, ansonsten gehörte der Strand den Möwen.
    Hier lebten und arbeiteten Menschen auch dann, wenn keine Urlauberströme die Strände überfluteten, ihr Geld hier ausgaben und daher erwarteten, dass sich alles nur um sie und ihre Bedürfnisse zu drehen hatte. Um diese Jahreszeit war es ruhig und fast schien es so, als würde die Zeit ihren Lauf verlangsamen, nichts eilte, nichts war wichtig, alles existierte nur für sich selbst und schien sich von den Strapazen des vergangenen Sommers zu erholen, um neue Kräfte für den nächsten zu sammeln. Zwischen Strand und Horizont waren Boote zu erkennen, doch sie waren zu weit entfernt, um festzustellen, ob sie fuhren oder stillhielten.
    Sie bestellten sich Kaffee und Mineralwasser und bekamen einen kleinen Teller mit Schokoladenkuchen dazu serviert.
    „Ich möchte dich etwas fragen“, brach Lara das Schweigen und Alessandro wandte sich zu ihr.
    „Frag mich, was immer du willst.“
    „Was machst du eigentlich, wenn du nicht gerade mit mir spazieren fährst. Ich meine“, sie erwiderte seinen Blick, der ruhig und abwartend auf ihr ruhte, „was machst du beruflich? Du hast zwar erzählt, ihr aus Goro wärt alle Fischer, aber wenn ich ehrlich bin, kann ich mir nicht vorstellen, wann du dazu die Zeit findest.“
    Er musterte sie einen Moment und brach dann in Lachen aus.
    „Ich sehe schon, der Detektiv in dir erwacht! Sei ehrlich, das interessiert dich doch schon lange, nicht wahr?“
    Sie nickte ein wenig verlegen, weil er sie schon wieder durchschaut hatte.
    „Wir Muschelfischer haben, wenn alles glatt läuft, tolle Arbeitszeiten. Wenn du gut bist und deine Ausrüstung technisch auf dem neuesten Stand hast, dann bist du mit deiner Quote unter Umständen in zwei bis drei Stunden fertig.“
    „Was denn für eine Quote?“
    „Das ist etwas kompliziert, aber sagen wir mal so: keiner von uns fischt auf eigene Faust. Wir sind in Kooperativen organisiert und die wiederum schließen sich zu einem Konsortium zusammen. Dort sammelt sich die gesamte Nachfrage und von da aus wird die Quote verteilt, die jeder einzelne von uns pro Tag machen darf.“
    „Ist das jeden Tag verschieden?“
    „Ja, klar. Vor Festtagen ist es mehr, unterm Jahr wieder weniger. Vor Weihnachten zum Beispiel kann es passieren, dass jeder von uns eine Quote von hundert Kilo hat, aber in den Wochen nach Neujahr nur vierzig oder fünfzig Kilo.“
    „Aha. Und deine zwei, drei Stunden, wann machst du die?“
    „Am frühen Morgen.“
    „Deshalb also hast du tagsüber ständig Zeit!! Jetzt geht mir ein ganzer Kronleuchter auf!“
    Er lachte schallend.
    „Also gehst du nicht Fische fischen, sondern Muscheln sammeln“, resümierte sie und nickte verstehend.
    „So ist es“, nickte er, „früher war ich auch fischen, mit meinem Großvater, aber jetzt nicht mehr. Als er langsam zu alt dafür wurde, haben wir das Boot verkauft und damit aufgehört. Auf Muscheln gehe ich zusammen

Weitere Kostenlose Bücher