Eine magische Nacht. Roman
Körperglied der Krankenschwester mit ihrem ganzen Wesen, während sie an nichts und niemanden mehr dachte als an die Verletzung.
Aber was, wenn sie versagte? Was, wenn Cindy den Arm verlor? Ihre Freundin, eine Krankenschwester, diese fähigen Hände und ihre Kinder, die sie umhegen musste …
Als sie die Schwester berührte, fühlte sie Cindys Schmerz so stark in sich einschlagen, dass sie fast in die Knie gegangen wäre. Eine bevorstehende Ohnmacht zerrte an ihrem Bewusstsein, und sie wankte. Sie kämpfte sich durch die Qualen, an diesem Nebel vorbei, durch die Panik hindurch, und konzentrierte sich.
»O mein Gott. Cindy. Was ist hier geschehen?« Dr. Hoffmann blickte Janelle über die Schulter.
Na super!
»Was zum Teufel?« Seine Stimme klang heiser. »Janelle.«
Taumelnd öffnete Janelle die Augen, gerade rechtzeitig, um zu sehen, dass Cindy mit einem Stöhnen die flatternden Lider hob. Janelle machte sich auf alles gefasst und sah nach unten auf die Wunde der Krankenschwester. Sie war verheilt. Nur eine lange rosige Linie war noch zu sehen, umgeben von Schlieren aus frischem Blut.
»Soll das …« Auf einmal hatte Dr. Hoffmanns Stimme einen hohen, dünnen Ton angenommen. Er räusperte sich und setzte erneut an, aber diesmal klang sie zittrig vor schockierter Wut. »Soll das ein schlechter Witz sein? Dafür könnte ich Ihnen die Lizenz entziehen!«
»Nein. Kein Witz.« Janelle warf ihm einen schneidenden Blick zu, war mit ihrer Aufmerksamkeit aber unweigerlich gleich wieder bei Cindy, die sie mit erschöpfter Dankbarkeit – und mehr als ein wenig Ehrfurcht – ansah.
»Janelle? Wie hast du …«
»Schhhh. Sei einfach still.« Innerlich zitternd, konnte auch Janelle sich nur wundern. So viel Blut. Eine solche Verletzung. Auf jeden Fall würde Cindy eine Nachbehandlung brauchen. Sie konnten sie nicht einfach allein nach Hause schicken, als wäre nichts weiter geschehen. Aber das hier war Druidenmagie. Es war ein Wunder. Es war … einfach unerklärbar.
Dr. Hoffmann blickte von Janelle zu Cindy und wieder zurück zu Janelle. »Dr. Corrington. Wir sprechen uns in meinem Büro. In fünf Minuten.«
In der Hoffnung, erst ihre Fassung wiederfinden zu können, holte Janelle tief Luft. »Sagen wir zwanzig, und ich werde da sein.« Einen Blick ersparte sie ihm. »Das hier ist kein Scherz. Ich will … also, ich will versuchen, es Ihnen zu erklären. Geben Sie mir aber bitte wenigstens ein paar Minuten, damit ich mich um meine Patientin kümmern kann.«
Dr. Hoffmann zog eine Augenbraue hoch und machte dann auf dem Absatz kehrt. Er steuerte den Empfangstresen an. »Ich werde am Empfang eine Notiz hinterlassen, dass Sie all Ihre Termine bis auf weiteres absagen.«
»Aber …«
»In meinem Büro. In zwanzig Minuten.« Er drehte sich um und entfernte sich mit großen Schritten über den Korridor.
O Mist. Sicher, eigentlich konnte er ihre Termine ohne Rücksprache mit den anderen Partnern nicht einfach streichen, aber der Mann hatte sie in der Hand. Er hatte zu viel gesehen. Direkt vor seinen Augen hatten Beweise gelegen, dass eine Frau kurz zuvor eine traumatische Verletzung erlitten hatte, die Janelle offensichtlich behandelte, ohne auch nur eine einzige der akzeptierten Methoden der Standardmedizin anzuwenden. Mittels Magie (sprich: Quacksalberei) hatte sie eine Frau spontan geheilt. Keine angesehene wissenschaftlich orientierte Praxis würde so etwas stillschweigend dulden können. Jawohl, falsch interpretiert, könnte diese Geschichte tatsächlich eine Untersuchung nach sich ziehen und möglicherweise dann auch den Entzug ihrer Lizenz.
»Du hast Geheimnisse.« Cindys dünne Stimme riss sie aus diesen Gedanken.
»Ich … ja. Irgendwie schon.« Unwillkürlich musste sie einfach lächeln, denn sie freute sich, dass ihre Gabe etwas so Wundervolles bewirkt hatte. Cindy schloss für einen Moment die Augen, noch immer damit beschäftigt, sich wieder zu beruhigen. Währenddessen streckte Janelle eine Hand aus, sah, dass sie reichlich blutverschmiert war, und zog sie wieder zurück. Sie hob ihren Kittel an, fand ein Stück Stoff, das sauber geblieben war, und tupfte damit die Tränenspuren auf Cindys Wangen ab. »Ich wette, das hat teuflisch wehgetan.«
»Du
weißt,
wie sehr.« Cindy schlug die Augen auf. »Ich habe gefühlt, dass du es gefühlt hast.« Ihr Blick wirkte ebenso neugierig wie verwundert. »Ich weiß nicht, wie du es getan hast. Aber ich weiß, dass du da warst. Irgendwie in mir
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