Eine magische Nacht. Roman
ist ausschließlich beruflicher Natur. Sonst nichts. Und es stört mich, dass Sie überhaupt davon gesprochen haben.«
In ihrer Tasche summte das Handy und fesselte sofort ihre Aufmerksamkeit. Zuerst dachte sie an Kane, aber dann fiel ihr ein, dass er wahrscheinlich einfach in ihren Gedanken aufgetaucht wäre und sich mental mit ihr unterhalten hätte. Auch hatte er ziemlich sauer ausgesehen, als sie beschlossen hatte, mit Hoffmann essen zu gehen, und ihn im Apartment zurückließ. Nein, er war es wohl kaum.
Weder sie noch Dr. Hoffmann hatten an diesem Abend Rufbereitschaft, aber kein Arzt stellt sein Handy einfach ab und weigert sich zu hören, was los ist. Der Anruf kam aus der Praxis, das konnte sie auf dem Display erkennen. Sicher, es war nach Dienstschluss, aber gelegentlich blieben ein paar Mitarbeiter auch einmal länger, um den Papierkram aufzuarbeiten. Janelle klappte das Handy auf und hob es ans Ohr.
»Dr. Corrington.«
Es war Cindy. »Janelle! O mein Gott. Du musst unbedingt kommen. Jemand … etwas … nimmt hier das Wartezimmer auseinander und … O mein Gott.«
»Bist du allein?«, fragte Janelle und fühlte, wie ihr Herz in der Brust trommelte. »Lauf weg!«
»Ich kann nicht. Ich sitze hier hinten in der Falle. Ich habe versucht, die Polizei anzurufen, aber ich komme nicht durch. Du bist eine meiner Kurzwahlnummern und die erste, die abnimmt.«
Janelle griff nach ihren Sachen und wünschte nur, dass das nichts mit dem Puka zu tun hatte. »Bin schon unterwegs. Fünf Minuten.« Gott sei Dank hatten sie ein Restaurant in der Nähe der Praxis gewählt. Schlimm nur, dass sie beschlossen hatten, zu Fuß dorthin zu gehen. »Kommen Sie, Romeo«, blaffte sie Dr. Hoffmann an. »Ein Notfall in der Klinik. Sieht ganz danach aus, als wäre dort die Hölle los.« Sie konnte nur hoffen, dass kein Puka dahintersteckte, und wünschte sich, sie wäre nicht ausgerechnet heute mit Kane so umgesprungen.
Etwas mehr als fünf Minuten später hechtete Janelle über den Parkplatz der Klinik. Dr. Hoffmann, ein wenig behindert durch den Reservereifen aus Fett, der um seine selbstgefällige Mitte lag, schnaufte in einigem Abstand hinter ihr her.
Gerade als sie um die Ecke bog und den Haupteingang erreichte, kam eine Gestalt an ihr vorbeigeschossen, die eine weit ausholende Armbewegung machte. Dabei geriet ein Ellbogen in Kontakt mit ihrem Kinn, und Janelle stolperte rückwärts, hielt sich den Kiefer und blinzelte.
»’tschuldigung. Ein Unfall.« Die Stimme klang undeutlich. Und … vertraut?
»Tremayne!«
Er sah sie benommen an, schien zu stolpern und verschwand, gerade als Dr. Hoffmann in der Ferne auftauchte. Was in aller Welt? Oh, das würde ganz übel werden. Sie wusste es einfach.
[home]
15. Kapitel
B enommen und bemüht, den Schmerz in ihrem Kiefer zu vergessen, stieß Janelle vorsichtig die Eingangstür der Praxis auf. Wie es aussah, hatte jemand das Glas eingeschlagen, um sich Zutritt zu verschaffen. Der Raum war komplett demoliert: umgeworfene Stühle, überall Glassplitter, Instrumente und Zubehör auf dem Boden des Korridors verstreut, Blut …
Blut?
Mit angehaltenem Atem folgte Janelle der Spur, bis sie Cindy in einer dunklen Ecke zwischen zwei Untersuchungszimmern sitzen sah. Sie wirkte verstört und hielt mit einer Hand einen zusammengeknüllten Pullover fest gegen den anderen Arm gedrückt. Das Kleidungsstück war dunkel verfärbt.
»Cindy?«
Die Krankenschwester ließ sich von ihrer Verletzung ablenken und blickte auf. »Janelle. Gott sei Dank. Ist er weg?«
»Ist wer weg?« Eigentlich wollte Janelle es lieber gar nicht wissen. Vorsichtig half sie Cindy auf die Beine und trug sie mehr oder weniger ins Untersuchungszimmer, wo sie die Schwester auf einen Tisch beförderte. Stöhnend legte Cindy sich zurück. Das Blut hatte ihre OP -Kleidung an einer Seite vom Hals bis zur Taille völlig eingeweicht. Janelle machte sich auf einiges gefasst, hielt ihre Stimme jedoch ruhig. »Lass mich mal nachsehen, was hier los ist.«
»Ich habe versucht, die Blutung mit Druck zu stoppen.«
Angesichts der professionellen Gelassenheit dieser Krankenschwester hätte Janelle beinahe gelächelt. Cindy stand kurz davor, zu verbluten, war aber immer noch voll da, diagnostizierte und brachte den Arzt auf den letzten Stand. Was für eine Hilfe.
»Es war ein Affe, Janelle. Ich schwöre bei Gott, ein Schimpanse kam durch die Tür gekracht und fing an, die ganze Klinik auseinanderzunehmen.« Cindy schauderte. »Und
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