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Eine magische Nacht. Roman

Titel: Eine magische Nacht. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natale Stenzel
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Dekoration ist nur Zeitverschwendung, wenn man nie zu Hause ist, um sie zu genießen.«
    »Dann tust du also nichts außer arbeiten. Kein gesellschaftliches Leben, keine Zeit für die Familie, keine Freunde, die du einlädst.«
    »Ja, was soll’s? Ich bin beschäftigt. Meine Arbeitszeiten sind der Wahnsinn, und das wird auch noch eine Weile so bleiben. Ich bin Ärztin. Da gehört das zur Jobbeschreibung, vor allem, wenn du die Neue bist. Ich muss mich bewähren.«
    »Und das ist dein Leben.«
    In die Defensive gedrängt, funkelte sie ihn böse an. »Nun, wenigstens verbringe ich es damit, anderen zu helfen.
Du
hast die letzten zwei Jahrtausende damit zugebracht, das Leben deines Bruders zu zerstören.«
    Das war ein Argument. Er sah zur Seite. »Ich hatte auch noch andere Interessen.«
    »Aber sicher doch.« Sie bedachte ihn mit einem grimmigen Blick, aber dann schien die Neugier zu siegen. »Wie zum Beispiel was? Hirnlose Menschen verführen? Sich in einen Affen verwandeln?«
    Mit größter Mühe verkniff er sich ein Lachen und begegnete ihrem Blick mit ausdrucksloser Miene, während er in aller Seelenruhe die Verwandlung einleitete. Es begann ganz tief in seinem Innern, seinem Bewusstsein, dem Kern seines Wesens, eine Bewegung von innen nach außen. Knochen zerschmolzen und verformten sich mit Lichtgeschwindigkeit, Glieder wurden kürzer, andere länger, sie verdrehten sich, die Wirbelsäule krümmte sich, Haut ließ Haar sprießen, Finger wurden lang …
    »O mein Gott!« Janelle wich zurück, und der Finger, mit dem sie auf ihn zeigte, zitterte. »Verschwinde aus meinem Apartment. Raus. Igitt! Sie werfen mit
Kot,
weißt du? Auf meinen Boden wird nicht gekackt! Pfui, raus mit dir!«
    »Janelle.«
    »Er spricht. Der Affe spricht.« Völlig entsetzt starrte sie ihn an.
    Kane warf ihr einen schelmischen Blick zu. »Das bin immer noch ich. Ich habe nur meine Gestalt verändert.«
    Janelle atmete einmal tief durch, dann ein zweites Mal, schien aber immer noch zu zittern, als sie ihn anschielte, die Augen nach unten auf seine nunmehr kürzere Gestalt gesenkt. »Nur … die Knochen und das Fleisch, Haut und Haar. Du bist noch immer …«
    »Jedenfalls überwiegend, denn ich übernehme auch Instinkte und Fähigkeiten. Möchtest du, dass ich es dir einmal zeige?« Lachend warf er einen Blick auf die herabhängende Lampenbefestigung.
    »Nein!« Sie sprang zwischen ihn und die Halterung, riss die Arme hoch und breitete sie aus, als wollte sie ihn abblocken. »Könntest du dich nicht lieber wieder zurückverwandeln? Es ist einfach zu krass. Mir reicht’s für heute.«
    Kane reagierte nicht sofort. »Du hast doch schon gesehen, wie ich mich verwandle, und da hat es dir nicht so viel ausgemacht.«
    »Im Hain? Lieber Himmel, in diesem Hain war nichts normal. Pukas und Druiden – alles völlig surreal. Aber das hier ist mein Apartment. Es ist Wirklichkeit. Dir mag mein Leben langweilig erscheinen, aber dies ist mein Zufluchtsort. Und es ist
normal
. Dabei würde ich es auch gern belassen. Abgesehen davon habe ich dort die eigentliche Verwandlung gar nicht mitbekommen. Dich jetzt tatsächlich dabei zu beobachten, wie du es tust, wie du dich physisch veränderst, während ich dir dabei zuschaue …« Sie schauderte.
    Seltsam enttäuscht kehrte Kane die Verwandlung um, überließ sich dem Fließen, das ihn verbog und verzerrte und wieder in den Mann verdichtete, den sie vor acht Jahren kennengelernt hatte. »Besser so?« Ihm fiel auf, dass Janelle während dieser Transformation nicht hingeschaut hatte.
    »Nur wenig.« Noch immer war ihr offensichtlich unwohl zumute. »Wir müssen ein paar grundsätzliche Regeln festlegen.«
    »Das sollte mich nicht wundern.« Geduldig sah er sie an. »Woran denkst du dabei?«
    »Zum Beispiel, dass du mich warnst, bevor du diese Nummer abziehst. Jahrelang habe ich den menschlichen Körper studiert. Und jetzt verbringe ich meine Tage damit, ihn wieder zusammenzufügen, ihn zu heilen. Ihn so nahe wie möglich dem Ideal von Gesundheit anzupassen. Deine Metamorphosen zwischen Mensch und Tier sind für mich mehr als irritierend.«
    Ernsthaft interessiert legte er den Kopf zur Seite. »Schlimmer für dich als, sagen wir mal, für Mina?«
    »Ja. Und da wir schon beim Thema sind«, misstrauisch musterte sie ihn,
»halt dich um Himmels willen von Mina fern.«
    »Was willst du denn damit sagen?«
    »Mir ist aufgefallen, wie du sie angesehen hast. Sogar vor deinem Bruder. Der Bruder, bei dem du

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