Eine magische Nacht. Roman
den Achseln. »Es ist ja nicht so, als spielte das noch eine Rolle. Maegth ist seit langem tot, und Riordan ist jetzt frei.«
»Und er hat dir vergeben, wie du ihm vergeben hast.«
»Was allerdings noch längst keine Wiedergutmachung ist, schätze ich mal.«
Janelle nickte. »Diese Frage bleibt also offen.«
Kane schloss die Augen und sprach es aus: »Wie soll ich meinen Bruder dafür entschädigen, dass ich ihn zweitausend Jahre lang gequält habe?«
Am nächsten Morgen saß Janelle an dem schlichten kleinen Küchentisch, während Kane ihr nicht von der Seite wich. In ihrer übernächtigten Verfassung – schuld daran war allein der Puka, den sie atmen hören konnte, was verhinderte, dass sie auch nur einen Augenblick lang die Vorsicht fallen lassen konnte – bereitete es Janelle eine diebische Freude, ihn auf die Folter zu spannen.
»Das ist Zeitverschwendung.«
Frisch geduscht und bekleidet mit einer durchlöcherten Jeans, T-Shirt und Flip-Flops, sah Janelle ihn zwar freundlich, aber nur kurz an. »Ist es nicht. Listen sind niemals Zeitverschwendung.« Ihre Stimme trillerte vor lauter Rechtschaffenheit, sowohl echter als auch falscher. Listen aufzustellen war ein beruhigender Vorgang, der gelegentlich zu recht guten Resultaten führte, daher war sie eine unverbesserliche Listenschreiberin. Vor allem aber, weil es einen gewissen tatendurstigen Puka auf die Palme trieb, würde sie mit ihrer Auflistung fortfahren. Während sie über den letzten Eintrag nachdachte, kritzelte Janelle eine Notiz darunter.
Kane grummelte weiter. »Handeln ist gut. Listen sind nur Gekritzel, während man auf der Stelle tritt.«
»Und wir wissen ja bereits, wohin dein Handeln dich geführt hat. Nun hast du mich am Hals. Versuch doch erst einmal nachzudenken, du Macho.«
»Schon wieder eine Beleidigung.« Er klang beinahe gelangweilt.
»Oh, entschuldige. Ich sollte dich wirklich für die Art, wie du mich in der Vergangenheit behandelt hast, und für die Klemme, in der ich jetzt stecke, voller Bewunderung und Dankbarkeit anhimmeln.«
»Du meinst für die schrecklichen Heilkräfte, die du meinetwegen erdulden musst?«
Sie ignorierte seinen Ton und hob den Kopf, denn sie hatte einen Einfall. »Hey! Glaubst du, dass die Heilkräfte als Wiedergutmachung für mich durchgehen? Vielleicht könnten wir dann meinen Namen von deiner Liste streichen.«
Kane aber schüttelte bereits den Kopf. »Die Heilkräfte sind eine Entschädigung für diese Betreuungsgeschichte, nicht für …
vorher
.«
Sie bedachte ihn mit einem zynischen Blick. »›Vorher‹. Etwa wie
Vor Kane
und
Nach Kane,
so als könntest du einer der wichtigsten Wendepunkte in meinem Leben sein. Träum weiter, mein Freund. Du warst nichts als ein Fehler, der mir passiert ist, als ich den Tod meiner Eltern betrauerte. Genauso gut hätte es jeder andere sein können.«
»Dann hast du also nichts für mich empfunden.«
»Nada. Allenfalls schlichten Verdruss. Du hast eine Kerbe in meinen Stolz geschlagen.«
Er nickte bedächtig, ohne ein Wort davon zu glauben. Es ging um Kränkung. Schlimm für sie, dass er recht hatte. Jepp, das war Kane. Eine einzige lebensverändernde Scheidelinie auf zwei Beinen. Der Tod ihrer Eltern war der Tiefpunkt ihres Lebens gewesen, und er hatte sie kurz darauf in die Stratosphäre gehoben, nur um sie dann noch tiefer zu versenken. Als wäre nach dieser kurzen Zeit der Heilung die Wunde wieder neu aufgerissen.
»Wenn ich dir so wenig bedeutet habe, warum musst du dich und mich dann ständig daran erinnern, wie niederträchtig ich bin?«
Sie zwang sich zu einem albernen Lächeln und einem ebenso albernen Tonfall, nur um ihn zu ärgern. »Weil es mich glücklich macht.«
»Dann wird es also nur dein neues Hobby sein, bei dem du dich davon erholst, meine Hüterin zu spielen?«
»Klingt ganz nach einem Plan. Und darüber hinaus wird es mich ebenso glücklich machen, durch unbezahlte Arbeit von dir zu profitieren. Hatte ich vergessen, diesen Teil zu erwähnen?« Grimmig lächelnd zeigte sie ihm die Zähne.
»Was meinst du damit?« Er beäugte sie misstrauisch.
»Nun, falls es deiner Aufmerksamkeit entgangen sein sollte, ich habe einen Job. Ich muss dort tatsächlich erscheinen und meine Arbeit verrichten. Arbeitgeber sind da echt komisch.« Dann strahlte sie, als würde sie sich auf etwas Schönes freuen. »Unterdessen wirst du unser neuer Praktikant sein, verantwortlich für die Ablage und kleinere Büroarbeiten, die dich auf Trab halten
Weitere Kostenlose Bücher