Eine magische Nacht. Roman
versuchen sollst, etwas wiedergutzumachen. Nicht den Punktestand auszugleichen.«
»Den Punktestand auszu…« Er riss die Augen auf, nun wirklich überrascht. »Du glaubst, ich bin hinter Mina her? Der Freundin meines Bruders? Auf romantische Weise?«
»Ich bezweifle, dass daran etwas ›romantisch‹ ist. Aber würdest du sie verführen, wenn du könntest? Ja, das glaube ich.«
»Okay, ich habe verstanden. Du glaubst also, ich würde es tun, um mich an meinem Bruder zu rächen.«
»Mensch, stell dir vor! Immerhin hast du den Mann zweitausend Jahre lang in einen Felsen eingesperrt.«
»Genau genommen war nur sein magisches Selbst eingesperrt, während die menschliche Hälfte wiedergeboren wurde.«
»Weil er deine treulose Verlobte hinter deinem Rücken flachgelegt hat«, fuhr sie fort. »Ja, ich glaube, dass es für dich einen Orgasmus der Selbstgerechtigkeit bedeuten würde, die Frau, die er liebt, zu verführen.«
»Ich kann ja verstehen, wie du darauf kommst. Tatsächlich wäre es sogar eine verdammt gute Idee, wenn ich von meinem Rachefeldzug die Nase nicht voll hätte. Aber ich schwöre dir, ich werde es nicht tun. Jetzt nicht mehr.«
»Hm-mhm. Weißt du, was ich nicht verstehe?«
Er sah sie fragend an.
»Wie kommt es, dass Männer, wenn ihre Freundinnen sie betrügen, sich immer dafür entscheiden, den anderen Mann zu verfolgen? Damit meine ich nicht, dass sie die Frau windelweich schlagen sollen, aber ist ihr Unrecht nicht eigentlich größer als das des anderen Mannes?«
»Riordan ist mein Bruder.«
Einen Augenblick lang dachte Janelle darüber nach, während Kane das Spiel der Gefühle in ihrem Gesicht verfolgte. Ihre Intelligenz war beinahe sichtbar. Sie zeigte sich in der Vielschichtigkeit ihrer Mimik, der Geschwindigkeit und Feinheit, mit der sie sich veränderte. Er hatte nicht vor, zuzulassen, dass sie ihm nahekam. Nicht noch einmal. Aber er konnte nicht leugnen, dass sie ihn noch immer faszinierte. Diese großen blauen Augen, die Nase mit den Sommersprossen, das seidenglatte, rötlich braune Haar. Der messerscharfe Verstand, ihr Mitgefühl für die Kranken und Versehrten und so viel Esprit, dass es einen Mann glattweg umwerfen konnte. In jeder Hinsicht hatte sie sich zu der Frau entwickelt, die sie vor Jahren sein wollte. Und er empfand einen Schmerz, wenn er sie nur ansah.
Janelle nickte bedächtig. »Weißt du, wahrscheinlich ist dies das Tiefgründigste, das ich bisher von dir gehört habe. Du klingst beinahe menschlich. Offensichtlich hast du deine Verlobte damals nicht wirklich geliebt, denn sonst hätte dich ihr Verrat härter getroffen als der deines Bruders. Aber deinen Bruder
liebst
du.«
Kane versteifte sich, während sich alles in ihm gegen diese Vorstellung wehrte. Riordan lieben? Nein. Er gehörte einfach zur Familie. Kane fühlte sich widerwillig und unwiderruflich an ihn gebunden. Das war alles. Die Frau romantisierte das bloß.
»Du liebst ihn wirklich. Aufrichtig.« Vor lauter Staunen bekam sie ganz weiche Augen, auch wenn sie sich dessen wahrscheinlich gar nicht bewusst war. »Andernfalls hättest du unmöglich einen Hass aufbringen können, der zweitausend Jahre andauerte. Wenn dir nichts an Riordan läge, hätte die Racheaktion dich schon vor langem zu Tode gelangweilt.«
»Dann habe ich ihn also zwei Millennien lang gequält, weil ich ihn liebe? Klar, das macht Sinn.«
Mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck schüttelte sie den Kopf. »Ich fange an, etwas klarer zu sehen. Das ist es, was die Druiden meinten, als sie sagten, du seist nicht völlig verloren. Du hast ihn genug geliebt, um ihn zu hassen. Dann hast du ihn genug geliebt, um ihm zu vergeben und ihn freizusetzen, indem du deine eigene Schuld eingestanden hast. Ich denke, damit können wir arbeiten.«
Kane war sprachlos. »Frauen. Ich verstehe euch nicht im Geringsten.«
»Ich weiß. Allem Anschein nach hast du die Druidentochter, die du heiraten solltest, auch nicht verstanden.«
Die Worte trafen Kane wie ein Schlag ins Gesicht.
Auch Janelle selbst wirkte leicht fassungslos. »Hm, so war das nicht gemeint.«
»Nein, du hast recht. Hätte ich Maegth verstanden, dann hätte ich erkannt, dass sie zu der Sorte Frauen gehört, die es fertigbringen, mit dem Bruder ihres Verlobten zu schlafen. Aber ich hatte nicht die geringste Ahnung.«
»Und du hast sie aus deinem Herzen und deinen Gedanken verbannt. Und das ist dir nicht schwergefallen, nehme ich an. Richtig?«
Er nickte langsam, dann zuckte er mit
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