Eine Marcelli geht aufs Ganze
Zeit bin ich mir nicht mehr sicher. Wenn ich keinen Ehemann will, müsste ich sie ja alleine aufziehen. Und ich weiß nicht, ob ich die Schuldgefühle ertragen würde, unverheiratet schwanger zu sein. Ich meine, unsere gesamte Familie ist schließlich katholisch, und die Kirche sieht das nicht sonderlich gerne.«
»Die Grands würden ihre Rosenkränze gar nicht mehr weglegen, und Grandpa Lorenzo würde dir den Hintern versohlen.«
»Er würde mich verstoßen.«
»Manchmal denke ich, das wäre gar nicht mal so schlimm.«
Francesca zuckte mit den Schultern. »Das ist im Moment kein Thema. Ich habe nicht vor, schwanger zu werden oder tiefere Gefühle für Sam zu entwickeln.«
»Oder für das Kind«, ermahnte Brenna sie streng. »Denk nicht einmal daran, sie retten zu wollen. Hörst du?«
»Ja, Ma'am.«
»Gut.« Brenna schenkte ihnen beiden nach. »Jetzt will ich endlich alle Einzelheiten über euren Sex hören. Ich habe seit Monaten keinen nackten Mann mehr gesehen und bin darauf angewiesen, es stellvertretend durch dich mitzuerleben.« »Ich werde bestimmt keine Details ausplaudern.« »Na gut. Dann denk dir was aus. Ich erkenne den Unterschied sowieso nicht.«
Kelly tippte die Internetadresse einer ihrer liebsten Shoppingwebsites ein. »Cool«, murmelte sie. »Keine Liefergebühren.«
Nachdem sie sich verschiedene Hemdchen und Oberteile angeschaut hatte, wählte sie drei davon aus und wechselte dann zu den Röcken. Ein falscher Wickelrock mit Schlitz erregte ihre Aufmerksamkeit. Nicht, dass sie sonderlich viel ausging, aber vielleicht würde Sam sie mal mit zum Abendessen nehmen oder so.
Eher unwahrscheinlich. Er entwickelte sich immer mehr zu einem echten Idioten. Und Francesca?
Auch eher unwahrscheinlich, vor allem nach dem, was am Nachmittag zwischen ihnen vorgefallen war.
Sie schätzte, dass Francesca nur nett hatte sein wollen, als sie ihr angeboten hatte, gemeinsam shoppen zu gehen. Kelly hatte wirklich Ja sagen wollen. Ein Ausflug zur Mall wäre lustig gewesen. Und danach noch ins Kino ... Der Film auf dem Flug hierher war total doof gewesen. Aber sie hatte reagiert, ohne nachzudenken. Sie hatte nicht einfach nur Nein gesagt, sondern war richtig gemein gewesen.
Kelly schüttelte den Kopf. Das war alles Tanyas Schuld. Wie oft hatte ihre Mutter sie so etwas gefragt? »Willst du shoppen gehen, Kelly?« Oder wenn nicht shoppen, dann ins Ballett oder Theater. Und immer wenn sie Ja gesagt oder sich irgendwie interessiert gezeigt hatte, hatte Tanya nur feixend gegrinst und den Kopf geschüttelt.
»Tja, aber ich gehe nicht mit dir. Frag Mary.« Oder Rosa oder Sarah oder wer auch immer gerade dafür zuständig war, sich um sie zu kümmern.
Kelly hatte das Gefühl, dass Francesca anders war. Sie wäre wirklich mit ihr zur Mall gefahren. Aber was, wenn sie ihr auch nur etwas vorgespielt hatte?
Sie schob die Frage in den hintersten Winkel ihres Kopfes und machte ihre Bestellung fertig. Dann änderte sie ihre Lieferadresse, damit die Sachen nicht nach New York, sondern hierher geschickt wurden. Zum Schluss klickte sie auf »Bestellung abschicken«.
Doch anstatt der freundlichen Nachricht, dass ihre Bestellung entgegengenommen worden war, erschien nur eine einzige Zeile, nämlich dass ihre Kreditkarte nicht akzeptiert werden konnte.
Kelly runzelte die Stirn. Das ergab keinen Sinn.
Schnell fischte sie die Karte aus ihrem Rucksack und überprüfte das Gültigkeitsdatum. Die Karte würde erst in zwei Jahren ablaufen. Also was, zum Teufel ...?
Mit Entsetzen erinnerte sie sich an Sam, der gebrüllt und ihr gedroht hatte, sie würde keinen eigenen DVD-Player bekommen, und ihre Antwort, dass sie ihn sich dann eben selbst kaufen würde. Er hatte wütend ausgesehen, als sie das sagte. So wütend, dass er ihre Karte sperren würde? Das konnte nicht sein, oder doch?
Drei Minuten später legte sie den Telefonhörer auf und schrie. Sie rannte aus dem Zimmer und die Treppe hinunter.
»Was hast du getan?«, kreischte sie, als sie in die Küche stürmte.
Ihr Vater stand am Herd – ein seltsamer Anblick. Außer den paar schwulen Köchen, die ihre Mutter kannte, hatte Kelly nie einen Mann kochen sehen. Aber im Moment war ihr das völlig egal.
Sam legte den Kochlöffel beiseite und drehte sich zu ihr um. »Was ist dein Problem?«
Sie ballte die Hände zu Fäusten. »Du hast meine Kreditkarte sperren lassen.«
»Stimmt.«
»Dazu hattest du kein Recht. Sie gehört dir nicht. Sie läuft nicht auf deinen Namen.«
»Du
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