Eine Meerjungfrau am Haken
spektakulär.
„Durchgehend geöffnet. Sieh nur!“ Salem starrte auf ein blinkendes Neonschild im Fenster. „Lass uns die Sache hinter uns bringen, okay?“ Er schien etwas unruhig. „All dieser Fischkram macht mich ganz hungrig.“
Sabrina setzte den ungeduldigen Kater auf den Gehweg und öffnete die Ladentür. Was dann geschah, versetzte sie in völliges Erstaunen.
Mr. Ichthys’ Aqua-Welt war im wörtlichen Sinne eine Welt unter Wasser. In der Tür trat man durch eine unsichtbare Wasserwand. Salem trieb sofort davon. „Ich bin nass!“, murmelte er mit einer Unterwasserstimme. „Ich bin eine Katze und jetzt bin ich nass! Das ist nicht lustig!“
Sabrina bewegte sich durch Wassertreten voran. „So ein Mist! Meine Haare werden grauenhaft aussehen, wenn wir hier rauskommen. Wenigstens können wir atmen!“
„Natürlich könnt ihr atmen“, ertönte eine tiefe, blubbernde Stimme. „Wäre nicht besonders schlau von mir, meine Kunden ertrinken zu lassen, oder?“ Die Stimme kam von einem mannsgroßen Heilbutt. „Ich bin Mr. Ichthys, der Besitzer dieses Ladens.“
Sabrina war beim Anblick des Heilbutts ziemlich erschrocken. Ihre ruckartigen Bewegungen konnte man unter Wasser jedoch nicht wirklich erkennen. Ihr schmerzendes Gesicht, als Salem seine Klauen in ihren Arm krallte, um nicht davonzutreiben, allerdings schon. Sie biss ihre Zähne zusammen: „Guten Tag, Mr. Ichthys.“
Zur Begrüßung wedelte der Heilbutt mit seiner linken Brustflosse. „Was kann ich für euch tun?“ Er drehte sich ein bisschen, damit er sie mit seinen hervorstehenden Augen, die sich beide auf der selben Seite seines Kopfes befanden, besser sehen konnte. Irgendwie sah er wie eine Figur von Picasso aus. Sie hatte etwas Angst vor ihm, doch er schien sehr nett und außergewöhnlich höflich zu sein.
„Ich habe ein paar Fragen zu Fischen.“
„Stell sie und lass uns wieder verschwinden“, raunte Salem ihr zu. „Wenn wir in zwei Minuten nicht hier weg sind, dann wird etwas in meinem Maul landen.“
Sabrina nickte verständnisvoll. „Ich musste vor kurzem ein Aquarium in ein anderes Gebäude verlegen“, begann sie. „Es scheint mir aber, dass das den Fischen nicht gefallen hat.“
Mr. Ichthys schien sofort sehr betroffen. Seine großen Lippen zitterten, während er Wasser einsaugte und es durch seine Kiemen wieder ausstieß. „Was für eine Art Aquarium ist es denn?“
„Wie, was für eine Art? Mit Wasser und Fischen drinnen.“
„Ist es Süß- oder Salzwasser?“
„Ah...“ Sabrina dachte kurz nach. „Salzwasser.“
„Kalt- oder Warmwasserfische?“
„Äh...“ Die Frage war schon kniffliger. „Die Stadt im Aquarium sieht griechisch aus, das bedeutet dann wohl...“
„Warmwasser“, vollendete Mr. Ichthys ihren Satz. „Welche Arten von Tieren?“
„Äh...“ Sabrina überlegte. „Da waren ein paar kleine Haie und jede Menge sehr bunte Fische. Salem meinte, einer davon ist ein Pafferfisch...“
„Mit anderen Worten, du hast keine Ahnung“, unterbrach Mr. Ichthys sie. „Was für ein Filtersystem benutzt du?“
Nun war Sabrina am Ende ihrer Weisheit angelangt. „Filtersystem?“
„Fassen wir also zusammen“, sagte Salem schnippisch. „Sie hat keinen blassen Schimmer von Aquarien und ich bin nass bis auf die Knochen. Verkauf ihr ein Buch und wir können endlich hier raus!“
„Wenn es nur so leicht wäre“, entgegnete Mr. Ichthys. „Wir müssen unbedingt etwas über das Filtersystem wissen und wie es um die Luftzufuhr und die Heizung steht? Wurde das Ökosystem richtig eingestellt? Hast du den pH-Wert geprüft? Was sagt der Hydrometer? Stimmt das Licht? Was bekommen die Bewohner zu fressen und wie oft?“
„Keine Ahnung“, brach es aus Sabrina heraus.
„Dann finde es besser heraus“, blubberte Mr. Ichthys. „Wenn nicht, wirst du bald mit einem Aquarium voller toter Fische dastehen.“
Sabrina erbleichte. „Wie bald?“
Mr. Ichthys starrte sie durch seine glasigen Augen an. „Sehr bald!“
Sabrina sah Salem an, der sich immer noch an ihrem Ärmel festkrallte. „Wir müssen sofort in die Schule. Ich weiß, was nicht in Ordnung ist!“ Sie schwamm zur Tür.
„Halt!“ Mr. Ichthys kam hinter ihr her. „Nimm wenigstens diese kostenlose Broschüre mit. Da stehen die wichtigsten Fakten zu Aquarien drin.“
Sabrina nahm die Broschüre aus seiner ausgestreckten Flosse. „Danke!“
Sobald sie wieder draußen auf der Straße waren, richtete sie mit Zauberkraft einen riesigen Föhn auf
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