Eine Mittelgewichts-Ehe
Sack.«
»›Im Sack!‹« sagte ich. Ich haßte diese gottverdammte Sprache. »Ich hoffe, er bleibt in einem Fahrstuhl stecken und verpaßt den Kampf. Ich hoffe, er ißt einen verdorbenen Ochsen und schmeißt die ganze Sache. Ich hoffe, er wird von einem Cowgirl verführt und macht unter Druck schlapp. Ich werd einen Schrein für Willard Buzzard aufstellen und die ganze Nacht davor beten. Ich hoffe, Bender verliert sich in einem genetischen Problem - am liebsten seinem eigenen. Ich hoffe, Severin wird so gedemütigt, daß er sich nie wieder traut, jemanden zu trainieren!«
»Hör auf«, sagte Utsch. »Bitte hör auf. Müssen wir sie jetzt hassen? Ja?«
Am Sonntag stand nichts in der ›New York Times‹. Die Finalkämpfe fanden nach 20 Uhr Oklahoma-Zeit statt, und die Ergebnisse würden in der Montagsausgabe stehen.
»Ich könnte die Jungs drüben bei Winters anrufen«, sagte Utsch. »Die wissen es ganz bestimmt.«
»Lieber Himmel, ›die Jungs‹«, sagte ich. »Nur zu, wenn es unbedingt sein muß.«
»Na ja, ich kann natürlich auch warten«, sagte Utsch, und das tat sie.
Kurz nach Mitternacht gingen mir die Zigaretten aus, und ich mußte zu Mama Paduzzis Pizza Parlour. Es war das einzige Lokal im Ort, das nach Mitternacht offen hatte, und ständig voller Studenten oder Schlimmerem. Ich traf Edith am Zigarettenautomaten. Severin haßte das Rauchen so leidenschaftlich, daß er sich mittlerweile weigerte, ihr welche zu kaufen, wenn sie ihr ausgingen. Edith verabscheute die Pizzeria so sehr, daß sie tatsächlich erfreut wirkte, mich zu sehen. Zwei schmierige Jüngelchen lungerten am Automaten herum und beäugten sie.
»Ihr seid wieder da«, sagte ich.
»Es ist nicht so weit.«
»Ich dachte, es wäre ein anderes Land«, sagte ich.
»Das ist es auch.« Wir lachten, und dann schien ihr einzufallen, wann wir das letztemal zusammen gelacht hatten, und sie sah weg. »Ich habe meine Scheinwerfer brennen lassen«, sagte sie. Draußen stieg sie ins Auto, machte die Scheinwerfer aus und starrte aufs Lenkrad. »Ich kann dich auf keinen Fall sehen, unter keinen Umständen«, sagte sie. »Es funktioniert eben nicht sehr gut.«
»Wenn Severin bloß mal mit Utsch reden würde«, sagte ich. »Ihr geht's ziemlich schlecht, sie ist wirklich, na ja ... gepackt von ihm, weißt du.«
»Das weiß ich«, sagte sie gereizt. »Hast du das nicht gewußt? Severin kann nicht mit ihr reden. Ich glaube, er kann sie nicht ertragen. Er will sie nicht noch mehr verletzen, als er's schon getan hat.«
»Er hat überhaupt kein Recht, uns zu hassen«, sagte ich.
»Mich haßt er«, sagte sie. Ich berührte sie am Arm, aber sie zog ihn weg. »Geh und kümmere dich um Utsch«, sagte sie. »Mir geht's gut, ich leide nicht. Ich bin nicht in dich verliebt.«
»Das hättest du nicht sagen brauchen«, sagte ich.
Sie ließ das Auto anspringen; ich sah, daß sie weinte. Aber um wen?
Als ich nach Hause kam, lag dort ein Zettel von Utsch; sie sei Edith besuchen gegangen. Aber ich wußte, daß sie Edith nicht zu Hause angetroffen hatte. Um 4 Uhr morgens ging ich zu den Winters, um sie zu holen. Sie lag zusammengerollt auf deren Wohnzimmercouch und wollte nicht mit mir nach Hause kommen. Severin war ins Bett gegangen.
»Er ist schon vor Stunden ins Bett gegangen«, sagte mir Edith, »und ich bin auch gerade dabei, ins Bett zu gehen.« Sie sagte, Utsch könne auf der Couch bleiben, wenn sie wolle, und sie wollte. Ich verließ sie nach etwa einer Stunde; es war klar, daß sie nicht mit mir reden würde.
Es war die Universitätszeitung, die ich am Montag sah; ich habe nie gesehen, wie die ›New York Times‹ darüber berichtete. Aber die Hochschulzeitung hatte mehr lokale Informationen.
Bender im Finale überraschend geschlagen;
Winter tritt zurück.
Eine interessante Schlagzeile, dachte ich, und in der ›New York Times‹ wäre sie bestimmt nicht erschienen.
Ich konnte es nicht glauben. Ich bezweifelte auch, daß Willard Buzzard von der Iowa State es glauben konnte. Bender wurde mit den Worten zitiert: »Ich habe einfach nicht zu meiner Hochform gefunden.« Willard Buzzard - ein früherer Mannschaftskamerad von Bender an der Iowa State - sagte, er habe gleich beim ersten Runterreißer gespürt, daß Bender nicht auf ihn eingestellt gewesen sei. Bender habe teilnahmslos gewirkt. In Erinnerung an ihr früheres gemeinsames Training sagte Buzzard: »George hat mich immer ziemlich rumgeschubst, und das hab ich nie vergessen. Das hier war ich ihm
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