Eine Mittelgewichts-Ehe
letzten zwanzig Gegnern achtzehn geschultert ...
Keine Informationen darüber, was Edith nach Stillwater geführt hatte. Kein Bericht über ihren Tagesablauf. Besuchte sie das Historische Museum der Stadt Stillwater? Sah sie das Preisporträt des größten Hereford-Rindes, das je in Oklahoma geschlachtet wurde?
Am Freitag brachte die ›New York Times‹ weitere dürre Statistiken. In der Klasse bis 72 Kilo kam Willard Buzzard von der Iowa State in seinen Ausscheidungskämpfen durch einen Schultersieg gegen einen Jungen aus Yale nach 55 Sekunden der ersten Runde und einen 15:7-Punktsieg gegen die Colorado State weiter. Mike Warnick von der Lehigh, bei den Ostmeisterschaften Zweiter gegen Bender, kam durch einen Überraschungssieg gegen den Big-Ten-Meister aus Minnesota (4:4, 5:4 in der Verlängerung) und durch einen Schultersieg gegen den Kadetten der Army nach 1 Minute 36 Sekunden der zweiten Runde weiter. Hiroshi Matsumoto von der Oregon State überrollte Curt Strode aus Wyoming nach 1 Minute und 12 Sekunden der ersten Runde und machte einen importierten Iraner von der UCLA 11:1 fertig. Und George James Bender - der Wasser trat - kam durch zwei Schultersiege weiter, indem er Akira Shinjo von der Portland State nach i Minute 13 Sekunden der dritten Runde und Les McCurtain, die Hoffnung Oklahomas, nach 1 Minute 9 Sekunden der ersten Runde schulterte. Diese vier kamen auch problemlos durchs Viertelfinale.
Et cetera. Für mich ist es ein Wunder, daß sie nicht alle aus schierer Langeweile in eine Schulterlage gerieten. Ich sah förmlich vor mir, wie Severin über seinen Fruchtbecher auf Bender einflüsterte - der Tisch übersät mit Wettkampfresultaten, Einschätzungen der möglichen Ergebnisse, Notizen darüber, worauf Matsumoto aus ist, wenn er den Gegner stellt. Und Bender, das Kinn von einer Versengung an der Matte aufgeschürft und ein Auge von einem Stoß der Portland State tränend, würde seinen Crevettencocktail futtern, die winzige Gabel ein Fremdkörper in seinen Stubbenfingern, die Knöchel geschwollen und verpflastert. »Paß auf, wieviel von diesem Dreck du ißt«, würde Severin sagen. Zwischen ihnen würde Edith an ihrer Hummersuppe nippen. »Du solltest eigentlich so schlau sein, in Oklahoma keinen Hummer zu bestellen, Edith«, würde Severin ihr sagen.
Was ging nur vor? Utsch ging nachsehen, wie die Ringer mit den Kindern der Winters zurechtkamen. Ich wußte, sie war gekränkt, daß man uns nicht gebeten hatte, auf sie aufzupassen.
»Die Kinder wirken zufrieden«, berichtete sie, als sie zurückkehrte. »Sie essen wirklich eine Menge Hackfleisch.« Wahrscheinlich roh, dachte ich, aber Utsch fuhr fort: »Die Mannschaft sagt, wenn Bender den Japaner im Halbfinale schlägt, dann packt er's. Sie sagen, er hat Buzzard damals in der Iowa State im Training jeden Tag geschlagen.«
»Glaubst du, das interessiert mich?« fragte ich sie. Sie schmollte; ich wußte, daß sie wünschte, sie wäre dort. »Er hätte dich trotzdem mitnehmen können«, sagte ich zu ihr. »Ihr hättet ja schließlich in euren Einzelzimmern bleiben können. Aber er ist so paranoid, daß er nicht mal dann glauben kann, daß etwas vorbei ist, wenn er es selber abgeblasen hat. Mein Gott, hat er gedacht, ich schleiche mich jede Nacht, solange er weg ist, in sein Haus und vergewaltige Edith?«
»Wenn ich dort wäre«, sagte Utsch, »würde ich mich jeden Tag in sein Motelzimmer schleichen und ihn vergewaltigen.« Ich war schockiert; ich konnte nichts sagen. Sie machte einen weiteren Spaziergang. Ich stellte mir Edith auf einem Spaziergang in Stillwater vor - die Cowboys betrunken, das Vieh sie anglotzend, die Kojoten heulend.
In der Samstagsausgabe der ›New York Times‹ hatte sich die Klasse bis 72 Kilo wie vorauszusehen gelichtet. Willard Buzzard von der Iowa State hatte es schwer mit Mike Warnick von Lehigh, überstand jedoch das Halbfinale und schlug Warnick mit zwei Punkten Unterschied 12:10. (Bender hatte Warnick in ihrem Endkampf bei den Ostmeisterschaften geschultert; nach dem Ergebnisvergleich sah es für Buzzard schlecht aus.) Bender, der in der dritten Runde seines Halbfinalkampfes gegen Hiroshi Matsumoto von der Oregon State locker 9:0 führte, renkte Matsumoto die Schulter aus und stieß durch Aufgabe - praktisch gleichbedeutend mit einem Schultersieg - ins Finale vor. »Na, das wär's dann«, sagte Utsch. »Der Japs war der einzige, von dem man erwartet hat, daß er ihm Schwierigkeiten machen könnte. Jetzt hat er's im
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