Eine Mittelgewichts-Ehe
an«, sagte sie, und als ich versuchte, sie in die Arme zu nehmen, sträubte sie sich.
Zunächst führte ihre Schlaflosigkeit nur dazu, daß sie immer später ins Bett ging. Sie schlief in ihrer Unterwäsche.
Dann begann sie, nachts aufzustehen und Spaziergänge zu machen.
»Seit wann bist du eine Spaziergängerin?« fragte ich, aber sie zuckte bloß die Achseln. Ich wußte, mit Schlaflosigkeit mußte man feinfühlig umgehen.
Monate vorher hatten wir geplant, das Wochenende der Landesmeisterschaften im Ringen zu einem Liebes-Zwischenspiel zu machen. Edith und ich würden mit allen Kindern dableiben, während Utsch George James Bender und Severin zu seinem Stellvertretersieg nach Stillwater, Oklahoma, folgte. Wir stimmten alle darin überein, daß Bender in seiner Tunnel-Trance so weggetreten sein würde, daß er die fremde, aber vertraute Frau, die von Severins Zimmer aus eine Tür weiter den Motelflur hinunter wohnte, nicht wahrnehmen würde. Edith und ich wurden häufig zusammen gesehen, aber wenn die Kinder den ganzen Tag um uns wären, würden wir nicht, wie Severin ständig befürchtete, auf eindeutig auffallende Weise miteinander verbunden sein. Er hatte schließlich zugestimmt: Utsch würde sein Fan sein, während er die Landesmeisterschaften hindurch Bender von Kampf zu Kampf betreute, und während Bender den todähnlichen Schlaf der Gladiatoren schlief, könnten Severin und Utsch das Vibratorbett des Hotels schocken.
Ah, Stillwater, Oklahoma - ein in Utschs Zukunft sich abzeichnendes Paris. Aber es kam nie dazu.
»Auch in deiner Zukunft war es ein Paris«, sagte Utsch. »Du hast dich auf die ganze Zeit hier mit Edith gefreut, darauf, morgens neben ihr aufzuwachen, sich den ganzen Tag lang heimlich zu betatschen, sich für die nächste Nacht gründlich auszuruhen. Sag nicht, daß bloß ich mich darauf gefreut habe.«
»Natürlich nicht«, sagte ich. »Wir haben uns alle darauf gefreut.«
»Er nicht«, sagte Utsch. »Ich glaube, Severin hat sich davor gefürchtet.«
Ich versuchte, sie zu trösten, aber sie ging bloß wieder spazieren. Die ganze Zeit, während Severin mit Bender in Stillwater war, ging sie spazieren. Und eines Abends, als ich weg war, spazierte sie zu den Winters, um Edith zu besuchen. Ich konnte mir nicht vorstellen warum. Sie fand das Haus der Winters gefüllt mit der Ringermannschaft, mit Coke, Cheeseburgern und Kartoffelchips. Iacovelli und Tyrone Williams und alle Ringer Severins ohne Meisterschaftschancen spielten Babysitter; Edith war mit Severin und George James Bender nach Stillwater gefahren.
Edith in Stillwater? Ein Schwan im Getreidefeld!
Ich bin nie in Stillwater, Oklahoma, gewesen, der Heimat der Oklahoma State Cowboys, einer traditionellen Ringermacht. Wie könnte es sein? Eine flache Gegend, von Vieh, Cowboys und Ringern zertrampelt und öltriefend? Schon der Name jagt mir einen Schauder durch den Leib: Stillwater. Ich sehe eine Oase, eine sumpfige Lagune, eine Reihe von Motels mit Klimaanlage, durstige Ringer zu Pferde, die sich um den einzigen Saloon herumdrücken. Der große Drink in dem Ort ist Tang. Arme Edith!
»Warum ist sie mitgegangen, wenn sie nicht wollte?« fragte Utsch.
»Weil er sich nicht getraut hat, sie allein hierzulassen. Er hat ihr nicht vertraut«, sagte ich. »Das weißt du nicht«, sagte Utsch. »Er hat ihr nie vertraut«, sagte ich. »Während dieser ganzen Sache nicht.«
Wir konnten das, was vorging, nur in der Zeitung verfolgen, und Ringen ist bei der ›New York Times‹ nicht populär. Am Donnerstag stand nur folgendes drin:
Iowa State Favorit für Mannschaftstitel
Stillwater , Okla. (AP) - Gastgeber Oklahoma State, auf dem dritten Rang, hofft auf einen Überraschungssieg gegen Titelverteidiger Iowa State bei den Landesmeisterschaften der College-Ringer, die heute beginnen. Die zweitplazierten Beavers von der Oregon State und die viertplazierten Sooners der University of Oklahoma nehmen ebenfalls an der Konkurrenz teil. Iowa State verfügt über drei Vorjahresmeister, doch einem von ihnen - 72-Kilo-Mann Willard Buzzard (23-0-1) - werden kaum Chancen auf eine Wiederholung seines Sieges eingeräumt. Ob-wohl Titelverteidiger, gilt Buzzard nur als Außenseiter gegen den College-Meister des Ostens, George James Bender (20-0-0) - den einzigen Ringer östlich des Mississippi, der als Favorit auf einen Meisterschaftstitel gilt. Bender, der beim Ostturnier in Annapolis vor zwei Wochen zum herausragenden Ringer gewählt wurde, hat von seinen
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