Eine Mutter fuer die kleine Cassie
ein ebenso wertvolles Geschenk wie Cassies Liebe.
Sie schaute auf Cassies Kopf hinab, auf das glänzende schwarze Haar und die bunten Schmetterlinge an jedem Zopf, und einmal mehr machte es ihr ein wenig Angst, wie sehr sie das Mädchen liebte. Was würde sie tun, wenn Grant eines Tages wieder heiratete? Und sie zweifelte nicht daran, dass er das tun würde. Ein Mann mit seinem Aussehen, seinen Fähigkeiten. Es würde nicht … hatte nicht lange gedauert, bis die Frauen auf ihn aufmerksam geworden waren. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er ihr Interesse erwiderte.
Würde eine neue Frau zulassen, dass sie ihre Freundschaft fortführten? Würde es in ihrem Leben Platz für sie geben?
Sie bezweifelte es. Und die Vorstellung, Cassie und Grant zu verlieren, war fast zu schmerzhaft, um es sich auszumalen.
In Anchorage traf Grant sich mit einem Rechtsanwalt. Der bestätigte ihm, dass die Chance, Cassie an ihre Großeltern zu verlieren, äußerst gering war. Aber falls die beiden um das Sorgerecht klagten, konnte es ein langwieriges und kostspieliges Verfahren werden. Der Anwalt riet ihm, mit Hugh und Dorothy zu reden und einen Rechtsstreit zu vermeiden.
Er trug die innere Anspannung mit sich herum, schnauzte seine Sekretärin an, entschuldigte sich und fuhr sie wenig später wieder an. Er machte sich eine Liste der Möglichkeiten, die ihm blieben. Babysitter. Kindermädchen. Eine Ehefrau.
Ein Babysitter war keine dauerhafte Lösung. Kindermädchen waren in Valdez kaum zu bekommen. Und wenn er in Anchorage eins fand, wie lange würde die Frau es in Valdez aushalten, umgeben von der See und der rauen Natur?
Er spielte mit dem Gedanken, Sharons Angebot anzunehmen und sie dafür zu bezahlen, dass sie abends, wenn er fort war, auf Cassie aufpasste. Aber … das war nicht nur Sharon gegenüber unfair, es war auch keine Dauerlösung. Sharon führte ihr eigenes Leben, eines Tages würde sie heiraten und eine eigene Familie gründen, und was würde dann aus ihm und seiner Tochter werden?
Also eine neue Ehefrau.
Allein bei dem Gedanken daran lief es ihm kalt den Rücken herunter.
Am nächsten Tag traf der Eilbrief eines Anwalts bei ihm ein. Es war die offizielle Forderung seiner Schwiegereltern, ihnen das Sorgerecht für Cassie zu übergeben. Grant öffnete den Brief am späten Abend, als Cassie schon im Bett lag.
Während er ihn überflog, verwandelte sein Zorn sich in Angst. Selbst die geringste Vorstellung, Cassie zu verlieren, brachte ihn aus der Fassung. Zudem wollte er sich Hugh und Dorothy nicht zu Feinden machen, denn Cassie liebte ihre Großeltern sehr. Widersprüchliche Gedanken und Empfindungen durchzuckten ihn, während er sich den Kopf zerbrach, aber keine Antwort auf die quälenden Fragen fand.
Das Telefon läutete. Er zuckte zusammen, nahm ab und erstarrte, als er Hughs Stimme hörte.
“Wie wäre es, wenn Cassie eine Weile bei uns bleibt?” schlug sein Schwiegervater vor.
“Ihr wollt das Sorgerecht für meine Tochter, weil ich so oft fort bin, und trotzdem erwartest du, dass ich sie zu euch schicke und sie daher noch seltener sehe? Das ergibt keinen Sinn.”
“Aber dass du dauernd unterwegs bist und sie mit Babysittern zurücklässt, das macht Sinn?”
Hughs Stimme wurde lauter.
“Sie ist meine Tochter, Hugh. Glaubst du, ic h würde etwas tun, das ihr schadet?” Grant holte tief Luft. “Ihr habt kein Recht, uns das anzutun. Nicht nach allem, was wir schon durchgemacht haben. Cassie ist meine Tochter. Sie gehört zu mir”, entgegnete er leise, aber scharf.
“Du konntest deine Frau nicht glücklich machen. Wie kommst du darauf, du könntest ein guter Vater sein?” rief Hugh.
“Wir sollten dieses Gespräch beenden, bevor wir beide etwas sagen, was wir später bereuen werden”, erwiderte Grant ruhig.
Hugh zögerte. “Es geht nicht um dich oder mich, Grant. Es geht darum, was für Cassie am besten ist.”
“Wirklich? Catherine ist tot, Hugh. Cassie wird sie euch nicht ersetzen. Und bis du deine Klage zurückziehst, gibt es zwischen uns nichts mehr zu besprechen.”
Mit zitternder Hand legte er auf und ging langsam ans Fenster. Unter ihm brannten die Lichter der Stadt und warfen Schatten auf den Schnee, der die Rasen und Dächer bedeckte.
Du konntest deine Frau nicht glücklich machen. Wie kommst du darauf, du könntest ein guter Vater sein?
Schuldgefühle erfüllten ihn, und er ballte die Hände zu Fäusten, während die Erinnerung an Catherines Unzufriedenheit in ihm aufstieg.
Er
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