Eine Mutter fuer die kleine Cassie
im Bett liegen müssen. In einer perfekten Welt hätte die Krankheit sie nicht daran gehindert, ihrem Mann die Kinder zu schenken, die sie beide sich so sehnlich wünschten. In einer perfekten Welt hätte Charley nicht aufgehört, sie zu lieben, und sie nicht wegen einer schwangeren Frau verlassen, die zufällig Sharons beste Freundin war.
Catherine wäre nicht krank geworden …
Sie goss sich eine Tasse Kaffee ein, ging ins Wohnzimmer, um die Vorhänge aufzuziehen, machte es sich auf der Couch bequem und sah zu, wie der Schnee auf die Erde fiel. Brittany kuschelte sich an sie.
In einer perfekten Welt wäre sie hübsch genug gewesen, um Grant aufzufallen, und sie hätten sich ineinander verliebt. Statt dessen hatte sie auf der High-School als Mauerblümchen mit ansehen müssen, wie Grant mit den Cheerleadern ausging. Erst auf dem College fand sie sich damit ab, dass Grant und sie nie mehr als gute Freunde werden würden. Doch als er Catherine seiner Familie vorstellte und die elegante Blondine kurz darauf heiratete, war Sharon am Boden zerstört.
Und jetzt heiratete er wieder.
Warum nicht mich?
Mach dich nicht lächerlich.
Er würde eine Fremde heiraten, eine Vernunftehe ohne Gefühl eingehe n. Warum heiratete er nicht sie?
Warum wollte sie, dass er das tat?
Cassie. Die Antwort erschien ihr ganz selbstverständlich, und je länger sie darüber nachdachte, desto mehr Sinn machte sie. Sie wollte keine emotionale Bindung. Indem sie Grant heiratete, konnte sie dem kleinen Mädchen, das sie über alles liebte, eine Mutter sein.
Mutter. Das hatte sie immer sein wollen. Aber es machte nichts, dass sie keine Kinder bekommen konnte, denn Intimität wäre nicht Teil der Abmachung.
Und sie würde Grant nicht wieder verlieren.
Als die Sonne endlich durch die dichten Wolken drang, war die Kaffeekanne leer, und Sharon hatte schon fast einen Trampelpfad in den Wohnzimmerteppich gelaufen. Sie starrte auf die Uhr, ging wieder auf und ab und fixierte erneut das Zifferblatt.
Als es zehn Uhr schlug, nahm sie ihren Mut zusammen und griff nach dem Hörer, um mit zitternden Fingern Grants Nummer zu wählen. Fünfzehn Minuten später, nach einem kurzen Halt beim Bäcker, bog sie in Grants schneebedeckte Einfahrt ein.
Cassie öffnete ihr und Brittany in einem leuchtendroten Schneeanzug. “Daddy hat gesagt, ich darf mit Brittany draußen spielen. Bitte, Sharon.”
“Lass sie an der Leine und pass auf die Autos auf.” Sharon sah dem kleinen Mädchen nach, als es mit dem Hund über eine Schneewehe auf das leere Nachbargrundstück kletterte.
Dann schloss sie leise die Tür.
“Ich bin hier”, rief Grant aus der Küche. “Kaffee?”
“Lieber Milch”, brachte sie nur mühsam heraus. “Ich habe Muffins mitgebracht.”
Wenig später saßen sie am Tisch, dampfenden Kaffee, Milch und goldbraune Muffins vor sich.
“Also”, begann er nach einem kräftigen Schluck. “Worüber willst du mit mir reden?”
Die dunklen Stoppeln betonten sein schmales, markantes Gesicht, und sein Blick hielt ihren fest, als wäre sie in seinen Bann geraten. Ihr Mund wurde trocken.
“Bist du okay?” Er zog eine Braue hoch.
Sie nickte hastig und griff nach dem Milchglas wie nach einem Rettungsring.
“Ich melde mich auf deine Anzeige hin”, sagte sie.
Er verschluckte sich und prustete Kaffee auf sein weißes T-Shirt. Sharon zuckte entsetzt zusammen. Er sprang auf, riss sich das T-Shirt vom Leib und wischte sich mit einem Geschirrtuch den Oberkörper ab.
Ein Blick auf seine breite, muskulöse Brust mit den dichten schwarzen Locken, und sie starrte auf sein Gesicht, als hätte ihr Blick sich daran festgesogen.
“Auf meine Anzeige hin?” fragte er sanft.
“Ja. Wir sollten heiraten.”
Er ließ das Geschirrtuch fallen.
Sie sahen einander an.
“Warum zum Teufel solltest du mich heiraten wollen?” fragte er mit misstrauischem Blick und ließ sich wieder auf den Stuhl fallen.
“Sieh mich nicht so an, als würde ich gleich über dich herfallen. Ich bin keine von deinen Babysittern”, sagte sie und fühlte, wie ihre Wangen sich erwärmten. „Es geht mir nicht um dich … Ich meine … jedenfalls nicht so … Es geht um Cassie. Ich liebe Cassie und will sie nicht verlieren, und was immer du sagst, wenn du jemanden heiratest, werde ich sie verlieren.
Ich glaube nicht, dass ich das verkraften würde, Grant.”
“Meinst du nicht, dass du …”
“Nein”, rief sie mit plötzlicher Ungeduld.
“Habe ich dich richtig verstanden? Du
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