Eine Mutter fuer die kleine Cassie
liebst Cassie so sehr, dass du mit mir eine Zweckehe ohne Liebe eingehen willst? Sharon, das ist doch verrückt!”
Sharon hob ihr Kinn noch weiter. “Das sagt ein Mann, der eine wildfremde Frau heiraten will? Einer, der so etwas wie eine Stellenanzeige aufgeben will? Grant, eine Frau findet man nicht so, wie man einen Welpen sucht.”
Er errötete. “Ich hatte nicht vor, im Tiermarkt zu inserieren. Und ich dachte, ich hätte klargemacht, dass ich es nur für Cassie tue.”
“Schön, ich auch. Fällt es dir so schwer zu glauben, dass ich deine Tochter so sehr liebe wie du? Denk doch mal nach …”
“Nein.” Energisch schüttelte er den Kopf.
“Warum nicht?”
“Weil du einen Mann heiraten solltest, den du liebst und mit dem du eigene Kinder bekommen kannst. Du wolltest immer eine große Familie. Ich kann dir nichts bieten …”
“Außer Cassie, ein kleines Mädchen, das ich liebe, als wäre es mein eigenes.” Sharon zwang sich, ruhiger fortzufahren. “Mehr verlange ich nicht, Grant. Ich bitte dich nicht um deine Liebe, sondern nur um deine Freundschaft.”
Grant starrte sie nur an.
Sie schluckte. “Nachdem Charley mich verlassen hatte, habe ich mir geschworen, nie wieder zu heiraten.”
“Du wirst deine Meinung schon noch ändern”, erwiderte er leise.
“Nein, das werde ich nicht. Seit der Scheidung bin ich mit keinem einzigen Mann ausgegangen, und das ist jetzt einige Jahre her. Auch wenn du es dir nicht vorstellen kannst, Einladungen gab es genug, aber ich habe alle abgelehnt.”
“Natürlich gab es Einladungen”, sagte er.
Sie beugte sich vor. “Das einzige, was ich an meiner Entscheidung bedaure, ist, dass ich keine Familie habe.”
Fast hätte sie ihm mehr erzählt. Aber sie wollte nicht, dass Grant sie aus Mitleid heiratete.
Die arme Sharon, die keine Kinder bekommen konnte. Das könnte sie nicht ertragen.
Grant schwieg.
“Dies ist meine Chance, eine Familie zu bekommen”, fügte sie leise hinzu.
Er schüttelte den Kopf.
“Bitte, denk darüber nach”, drängte sie. “Ich weiß, du willst keine emotionalen Verwicklungen. Dann glaub mir doch, dass ich die auch nicht will. Grant, willst du wirklich behaupten, dass Cassie sich mit einer wildfremden Frau wohler fühlen würde als mit mir, die sie kennt und liebt? Mit jemandem, der sie so sehr liebt wie ich?”
Er sah sie so durchdringend an, als wollte er in ihre Seele schauen. In ihr Herz. Sie betete darum, dass er ihrer Idee eine Chance gab.
“Es ist kein großes Geheimnis, dass du mir sehr viel bedeutest, aber nur als Freund. Ich bin nicht heimlich in dich verliebt, falls du das befürchtest”, versicherte Sharon ihm hastig. “Ich weiß, du stellst dir eine Vollzeitmutter vor, aber ich würde gern weiterarbeiten. Cassie könnte tagsüber in den Kindergarten gehen. Sie muss mit Kindern ihres Alters Zusammensein, und wenn sie nicht mit ihnen streitet, macht es ihr Spaß.”
Grant lächelte. In Sharon stieg Hoffnung auf.
“Wenn du darüber nachdenkst, wirst du einsehen, dass mein Vorschlag Sinn macht. Wir sind seit ewigen Zeiten befreundet und verstehen uns noch immer gut, was so manches Ehepaar nicht von sich sagen kann. Keiner von uns will heiraten, aber jeder von uns will das Beste für Cassie. Du willst eine Mutter, und ich will eine Tochter.” Sie machte eine Pause.
“Ich finde, es wäre die ideale Lösung.”
Grant saß allein im Wohnzimmer. Im Kamin knackte ein Holzscheit, als die Flammen es erfassten. Um ihn herum herrschte Dunkelheit. Nur das orangegelbe Flackern drang hin und wieder durch die Schatten. Die Uhr auf dem Sims schlug Mitternacht. Cassie war längst im Bett, im Land des Schlafs und der Träume. Grant wäre selbst gern in diesem Land … aber seine Gedanken hielten ihn wach.
Ich finde, es wäre die ideale Lösung.
Sharons Worte gingen ihm immer wieder durch den Kopf.
Er wollte Sharon nicht heiraten. Sie war eine gute Freundin, und ein ehrenwerter Mann hätte längst laut und deutlich nein gesagt. Hätte ihr erklärt, dass sie etwas Besseres verdiente als die Art von Ehe, die er ihr bieten konnte.
Verdammt, er wollte nie wieder heiraten.
Es geht hier nicht um dich oder mich. Es geht darum, was das Beste für Cassie ist.
Das hatte Hugh am Telefon gesagt. Der Mann hatte recht. Es ging allein darum, was für Cassie am besten war. Für seine kleine Tochter, die er mehr als sein Leben liebte. Er verfluchte sich, denn ein stärkerer Mann hätte an Sharons Angebot erst gar keinen Gedanken
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