Eine Nachbarin zum Verlieben
machen.
Und er machte sich auch keine.
Er klebte nur am Fenster.
Gegen zehn vor fünf bog endlich ihr weißer Geländewagen in die Einfahrt. Beim Geräusch des Wagens sprang Slugger sofort auf und lief bellend zur Haustür. Carlo folgte ihm in gemächlicherem Tempo.
Molly und Teddy dagegen rührten sich nicht – schließlich war der Film noch nicht ganz zu Ende –, doch als Mike sagte: „Molly, deine Mom ist gerade gekommen“, sprangen sie doch auf und rannten zur Tür.
Mike folgte als Letzter. Bis er an der Tür war, hatte sich Amanda schon hinuntergebeugt, um Molly zu umarmen und zu drücken, sodass er ihr Gesicht nicht sehen konnte.
Dann störte Teddy das Wiedersehen von Mutter und Tochter, indem er Amanda zu erklären begann, warum sie ihn zu sich einladen musste.
Amanda stimmte ihm sofort zu. „Ich habe sogar schon eine Idee, was wir tun könnten. Du hast doch nichts dagegen, dir die Finger schmutzig zu machen, nicht wahr?“
„Überhaupt nicht“, bestätigte Teddy.
„Komm doch zu uns, wenn wir backen – zum Beispiel Kekse oder einen Kuchen. Beim Backen ist alles voller Mehl und Zucker, und ihr dürft Butter kneten. Na, wie klingt das?“
„Das wollte ich immer schon machen, ich durfte nur nie.“
Nachdem Teddy zufrieden war, musste Amanda als Nächstes Slugger streicheln, während Molly nonstop auf ihre Mutter einredete. Doch endlich … endlich kam Mike an die Reihe. Sie sah ihn an: „Na, Herr Nachbar, lebst du noch?“
„Wir hatten einen herrlichen Nachmittag.“
„Wer’s glaubt, wird selig! Was bin ich dir schuldig? Einen Tag in einer Gummizelle? Ein Wellness-Wochenende? Lebenslänglich Fenster putzen? Eine selbst gemachte Pizza?“
Die Kinder kicherten, und er lachte mit: „Ich denke darüber nach. Aber wie war es bei dir? Alles in Ordnung?“
„Ja, alles bestens“, versicherte sie ihm. „Ich erzähle dir bei nächster Gelegenheit mehr. Aber jetzt sollte ich wirklich rübergehen, Princess und Darling waren ziemlich lange allein. Wer weiß, was sie alles angestellt haben … Vielen Dank noch einmal, Mike. Du hast mir wirklich sehr geholfen!“
„Kein Problem“, versicherte er ihr aufrichtig. „Jederzeit wieder.“
Sie sah ihn dankbar an. Wie einen echten Freund, den sie schätzte und dem sie vertraute.
Wir machen uns gar nicht schlecht als gute Freunde, fand er. Und trotzdem hätte er am liebsten etwas vor Wut an die Wand geworfen.
Bei der Anhörung musste etwas Schlimmes passiert sein. Mike wusste nicht, wem was zu- oder abgesprochen worden war, doch Amandas Augen hatten ausgesehen wie die einer angeschossenen Tigerin. Verwundet, doch zu jedem Kampf bereit, um ihr Junges zu verteidigen.
Plötzlich spürte er einen Stich. Es ging ihn nichts an, wie sie sich fühlte.
Sie wollte keinen Helden, der für sie mit einem flammenden Schwert in die Schlacht zog. Niemanden, der über sie wachte und sie beschützte. Alles, was sie sich wünschte, war ein Freund.
Jemanden, der sich nicht in jene Bereiche ihres Lebens einmischte, die schwierig waren oder schmerzhaft oder die ihre Ängste und andere intime Einzelheiten betrafen.
Doch das waren ihre Regeln. Mike hatte sich lange genug daran gehalten. Ab sofort würde er seine eigenen Regeln aufstellen.
Amanda fand, dass sie sich ganz gut geschlagen hatte. Jedenfalls, so gut es unter den gegebenen Umständen möglich war. Mike hatte nicht bemerkt, wie es ihr ging. Auch die Kinder hatten nichts gespürt … obwohl Molly ihr bis zur Schlafenszeit Löcher in den Bauch gefragt hatte.
„Wenn du groß bist, wirst du wahrscheinlich Staatsanwältin“, seufzte Amanda, während sie Molly und ihre Lieblingspuppe der Woche zudeckte.
„Was ist eine Staatsanwältin?“
„Jemand, der extrem gut darin ist, anderen Menschen Fragen zu stellen und die gewünschten Antworten darauf zu bekommen.“ Sie gab Molly einen Gutenachtkuss.
Das Feen-Nachtlicht blieb die ganze Nacht eingeschaltet, aber Amanda knipste die rosafarbene Nachttischlampe mit den Fransen aus.
„Mommy. Geh nicht. Ich brauche noch ein bisschen Mommy-Zeit.“
„Morgen bekommst du so viel Mommy-Zeit, wie du willst. Aber heute ist es schon spät.“
„Nur noch ein paar Minuten!“, bettelte Molly.
Amanda war nicht sicher, ob sie noch „ein paar Minuten“ durchhalten würde, doch wahrscheinlich war das immer noch einfacher, als sich auf eine weitere Diskussion mit ihrer eigensinnigen Tochter einzulassen. „Also gut.“
„Mom, du warst doch heute bei der Tierärztin,
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