Eine Nachbarin zum Verlieben
Nach den Veränderungen, die sie vorgenommen hatte, ergab sich insgesamt ein harmonischeres Bild.
„Du bist ganz schön clever“, lobte er sie.
„Das sagt meine Mom auch immer. Ich habe noch eine Idee: diese kleinen Lichter, die man in die Erde steckt. Die werden am Tag von der Sonne aufgeladen und leuchten in der Nacht von selber.“
Mike lächelte. Molly war eine Miniaturausgabe ihrer Mutter. Wenn sie erst einmal anfing zu reden, war sie nicht mehr so leicht zu stoppen.
Sobald Mike und Teddy wieder zivilisiert aussahen, übernahm sie auch die Oberaufsicht über das Mittagessen. Ihre Beiträge reichten vom richtigen Händewaschen über das Abschneiden der Brotkanten bis hin zu einem Kurs im Serviettenfalten. Als sich alle – einschließlich Slugger und Carlo – hingesetzt hatten, fand sie schließlich zum Thema Amanda zurück. „Ich glaube, ich weiß, wo meine Mom ist. Es ist wegen der Läufigkeit.“
Mike fielen fast die Augen aus dem Kopf. Er musste sich verhört haben. „Läufigkeit?“, fragte er deshalb vorsichtig nach.
„Genau. Läufigkeit. Ich wette, das Treffen ist mit der Tierärztin. Als wir nämlich mit Darling bei ihr waren, hat sie gesagt, es sei wahrscheinlich schon zu spät. Dann hat mich meine Mom ins Wartezimmer geschickt. Und als wir zurückkamen, mussten wir Darling ins Wäschezimmer sperren, und sie musste eine Windel tragen. Deshalb geht es bestimmt um Läufigkeit.“
„Ich verstehe“, sagte Mike, der sich das Grinsen verkneifen musste, mitfühlend.
„Irgendwann musste Darling die Windel nicht mehr tragen. Ich dachte, dass alles in Ordnung ist. Aber jetzt hat Mom dieses Treffen, weil sie sich Sorgen macht.“
So konnte er das nicht stehen lassen. „Weißt du, Molly, vielleicht macht sich deine Mom wirklich über etwas Sorgen, genau, wie du denkst. Aber du darfst nie vergessen, dass sie sehr stark und klug ist.“
„Ja, das ist sie“, stimmte ihm Molly bereitwillig zu.
„Klug sein – das bedeutet nicht, dass man nie ein Problem hat. Aber deine Mom ist so klug, dass sie sicher eine gute Lösung für ihr Problem findet.“
„Das weiß ich. Ich mag es nur nicht, wenn sie mir nicht alles sagt.“
Teddy, der sich zurückgesetzt fühlte, weil Mike sich so lange mit Molly beschäftigte, unterbrach das Gespräch: „Wenn du so lange mit meinem Dad reden darfst, dann will ich auch mit deiner Mom reden.“
„Mir doch egal.“
„Und wenn du zu uns kommen darfst, will ich auch einmal zu euch kommen.“
„Klar“, antwortete Molly.
„Und ich mache mir auch Sorgen um meinen Dad. Die ganze Zeit.“
„Ja? Worüber?“
Teddy musste nachdenken. „Über alles Mögliche. Zum Beispiel, wenn meine Mom nicht nett zu meinem Dad ist. Solche Sachen eben.“
Eine Zeit lang stritten sich Molly und Teddy daraufhin, wer das bravste Kind war, wer sich am meisten Sorgen um seine Mom oder seinen Dad machte und wer sich am besten um den jeweiligen Elternteil kümmerte.
Mike hielt sich heraus und hörte eine Weile amüsiert zu. Irgendwann schlug er vor, ein Eis essen zu gehen. Danach mussten sie sich auf die Suche nach einer Toilette machen. Ein Besuch in einem Elektronikmarkt, wo er genau die Lichter kaufte, die sie ihm empfohlen hatte, befriedigte glücklicherweise Mollys Wunsch nach Einkaufen.
Gegen drei Uhr nachmittags waren sie wieder zu Hause und spielten auf der Terrasse eine Ewigkeit lang Quartett. Mindestens zwanzig Minuten.
Etwa um diese Zeit begann er, auf die Uhr zu sehen. Wahrscheinlich war es noch zu früh, Amanda zurückzuerwarten, aber das Ergebnis der Sorgerechtsanhörung musste jetzt klar sein. Dementsprechend war Amanda entweder ungeheuer erleichtert oder am Boden zerstört.
Mikes Mutter rief an, um ihn und Teddy für Sonntagmittag zum Essen einzuladen. Dann klingelte das Telefon wieder – dieses Mal war es ein Jobvermittler für Anwälte, der Mike als Klienten gewinnen wollte.
Die Kinder machten es sich auf dem Boden vor dem Fernseher gemütlich und sahen einen Disney-Film.
Mike zwang sich, seine Post durchzusehen, einige Rechnungen zu bezahlen und etwas Hausarbeit zu erledigen.
Irgendwann war es halb fünf, und Amanda war noch immer nicht zurück.
Er wusste, wie es bei Gericht zuging, wie eine Sorgerechtsanhörung verlief. Amanda konnte nicht wissen, wie lange sie weg sein würde, und sie hätte mit Sicherheit angerufen, wenn etwas passiert wäre oder sie sich aus irgendeinem Grund stark verspäten würde.
Es gab also keinen Grund, sich Sorgen zu
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