Eine Nachbarin zum Verlieben
freier Tag?“
„Das bedeutet, dass du und ich gemeinsam etwas Tolles unternehmen, einen Männertag machen. Wir gehen fischen. Mit einem Boot auf einem See. Wo es kein Telefon und keine Türklingel gibt und wo uns niemand finden kann. Wie klingt das für dich?“
„Super! Ich liebe Fische!“
Den ganzen Nachmittag versuchte Mike, einen klaren Kopf zu bekommen. Er fuhr mit Teddy an einen See, an dem man ein Boot mieten und lebende Köder kaufen konnte.
Die Sonne schien, das Wasser war ruhig und klar und der Himmel wolkenlos. Teddy hatte jede Menge Spaß. Er fing einen kleinen Barsch, dann einen größeren und schließlich sogar einen Wels und einen riesigen Hecht.
Die ganze Zeit fühlte sich Mike miserabel, obwohl er sein Möglichstes tat, seinen Zustand vor seinem Sohn zu verbergen.
Er war verletzt.
Seit er Amanda zum ersten Mal gesehen hatte, kämpfte er dagegen an, sich in sie zu verlieben.
Sie war die falsche Frau für ihn – das komplizierteste Wesen, das er seit Langem getroffen hatte. Und überhaupt stimmte der Zeitpunkt nicht – aus all den Gründen, die sie sich selber und gegenseitig schon so oft aufgezählt hatten.
Doch vergangene Nacht, als Amanda plötzlich in seiner Dusche aufgetaucht war, war es ihm wie Schuppen von den Augen gefallen.
Er war nicht nur von dem Weg, den er für sich als den richtigen erkannt hatte, abgekommen, sondern er war mit Vollgas über eine Klippe geschrammt und in den Abgrund gestürzt. Und dabei so hart gelandet, dass er nicht mehr zurück konnte.
Amanda hatte sein Innerstes berührt wie noch nie jemand vor ihr … weil sie dieses enorme emotionale Risiko eingegangen war. Für ihn. Mit ihm. Und dafür hatte er sie mit Zärtlichkeit und Leidenschaft belohnen, ihr als Mann und Liebhaber seine beste Seite zeigen wollen.
Umso schwerer hatte es ihn heute Morgen getroffen, als sie durchblicken ließ, dass sie ihn nicht für Manns genug hielt, sie zu verführen.
Er hatte versucht, sich an die Regeln zu halten und die Finger von ihr zu lassen. Ein Mal im Leben hatte er sich anständig verhalten, und schon wurde ihm daraus ein Strick gedreht.
Amanda und seine Exfrau hatten nichts gemeinsam, das war Mike schon klar, doch trotzdem hatte er eine Art Déjà-vu. Amanda war eine kultivierte, elegante Frau. Für sie war er ein nettes, belangloses Abenteuer, doch als echter Partner kam er für sie nicht infrage.
Teddy war so erschöpft vom Angeln, dass er den ganzen Heimweg verschlief. Das gab Mike Zeit, seine Gedanken zu ordnen. Bis sie zu Hause ankamen, hatte er einen Entschluss gefasst. Aus, Schluss, vorbei. Für ihn war die Sache erledigt. Er würde ab sofort wieder nach den alten Regeln spielen und Amanda ein Freund sein.
Aber sonst nichts.
9. KAPITEL
Mikes Vorsatz hielt volle vier Tage. Als das Telefon klingelte, trug er dicke Arbeitshandschuhe und sah im Keller nach Teddys Wurmfarm – keine Tätigkeit, die sich gut unterbrechen ließ.
Der Anrufer würde ihm eben auf den Anrufbeantworter sprechen müssen. Teddy war hier bei ihm, und nichts anderes war so wichtig, dass es nicht so lange warten konnte, bis er das hier erledigt hatte. Doch als sich der Anrufbeantworter einschaltete, hörte er Amandas Stimme.
„Mike? Ich hoffe, du bist zu Hause. Du kannst wahrscheinlich nur gerade nicht ans Telefon kommen. Aber ich … ich habe ein kleines Problem und hoffe, dass du mir …“
Mehr brauchte er nicht zu hören, um die Wurmkiste unsanft abzustellen, die schmutzigen Handschuhe in Windeseile abzustreifen und, immer drei Stufen auf einmal nehmend, in die Küche zu sprinten, wo der nächste Apparat stand. „Ich bin da, habe nur gerade im Keller gearbeitet. Was gibt’s?“
Er hatte schon an der Stimme auf seinem Anrufbeantworter gehört, dass sie angespannt war und unter Stress stand.
„Ich frage nur ungern, aber ich habe um ein Uhr einen Gerichtstermin, die Anhörung wegen Mollys Sorgerecht. Ich wollte meine Eltern nicht bitten, Molly zu nehmen, weil ich es ihnen lieber erst hinterher sagen möchte … sie regen sich sonst viel zu sehr auf. Außerdem wollte ich nicht, dass Molly es mitbekommt.“
Mike hatte vollstes Verständnis. An ihrer Stelle würde es ihm genauso gehen.
„Jedenfalls habe ich eine Babysitterin von einer Agentur bestellt. Die Frau hatte fantastische Referenzen. Sie war um elf Uhr hier. Vor drei Minuten habe ich sie rausgeschmissen. Es ging einfach nicht …“
„Ich soll mich also um Molly kümmern?“
Er hatte es erfasst. Und sie musste
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