Eine Nacht mit Folgen
Beziehung halten würde.
Und er hoffte, dass sie es tat. Elaine verdiente es, glücklich zu sein.
Trotz ihrer eigenen gescheiterten Ehe, die ganze drei Jahre gehalten hatte, trug er ihr nichts nach. Er wünschte sich nur, dass er ihr damals die Liebe hätte geben können, nach der sie sich so gesehnt hatte. Aber dazu war er unfähig gewesen.
Bei diesem Gedanken zog sich sein Herz vor Schuldgefühlen zusammen. Ein vertrautes Gefühl. Was immer er auch tat, und ungeachtet der Tatsache, dass Elaine ihm vergeben hatte, diese Selbstverachtung blieb.
Seine Begleiterin erhob sich und streckte ihm die Hand entgegen. "Ich bin Serena. Serena Jones."
Graham ergriff ihre schmale Hand und fühlte, wie weich ihre Haut war. Ihre Finger waren kühl, aber nicht unangenehm kalt, und sie hielt den Kontakt so lange, wie es die Höflichkeit verlangte.
Ja, Serena Jones war höflich, trotz ihres Kummers.
Plötzlich kam ihm ein Ausdruck in den Sinn - viel zu gut erzogen. Er hatte ihn in einem Wirtschaftsmagazin entdeckt, in dem ein Journalist über ihn geschrieben hatte. Der Mann bemängelte, dass Graham dem Leser keinen Einblick in sein Privatleben geben würde, dass er unnahbar und arrogant wäre und sich hinter Zahlen und taktisch geschickten Marktstrategien verstecken würde. Der Journalist ging sogar so weit zu behaupten, dass Graham Richards überhaupt kein Privatleben hatte.
Genau wie Serena keines hatte. Zumindest nicht mit Dirk Emerson. Graham war sicher, dass sie ihre Gefühle für sich behalten hatte. Dirk hatte wahrscheinlich noch nicht einmal geahnt, dass er Gegenstand ihrer Verehrung war.
Aber das geht mich alles nichts an, erinnerte sich Graham und murmelte eine höfliche Erwiderung.
Was ist nur mit mir los? dachte Graham. Warum beschäftigt, mich diese junge Frau so? Ich lasse doch sonst so schnell niemanden an mich herankommen.
Serena zwang sich, am Empfang teilzunehmen. Es würde eine Qual sein, Dirk und Elaine so verliebt zusammen zu sehen, aber nur so hatte sie eine Cha
nce, ihre Gefühle für Dirk
endgültig begraben zu können. Es war ein bisschen so, als wenn man zu einer Beerdigung ging. Es half einem zu akzeptieren, dass der Gestorbene für immer gegangen war.
Graham fuhr sie mit seinem Mietwagen von der Kirche zu dem luxuriösen alten Hotel hinüber, in dem der Empfang stattfand. Wie sie war auch er allein zu dem Empfang gekommen. Seine Begleiterin war im letzten Moment krank geworden, und da er nicht in San Francisco lebte, hatte er so kurzfristig keinen Ersatz mehr gefunden. Der Platz neben ihm war also frei, und er bat Serena, an seiner Seite Platz zu nehmen, statt sich an den für sie vorgesehenen Tisch etwas weiter hinten im Saal zu setzen.
Graham gab sich Mühe, sie während des mehrgängigen Menüs in eine Unterhaltung zu ziehen, doch Serena hatte weder Lust zu reden noch zu essen. Die köstlichen Gerichte hätten genauso gut aus Sand sein können, sie schmeckte sowieso nichts.
Ihre Verzweiflung und ihre Traurigkeit waren noch nicht verflogen.
Sie konnte nicht glauben, dass sie Dirk an der Hochzeit mit Elaine hindern wollte, obwohl sie seit drei Jahren kaum etwas anderes als belanglose Dinge mit ihm gesprochen hatte. Auch heute war sie nur eingeladen gewesen, weil ihre Eltern Nachbarn waren.
Serena war froh, dass es Graham gewesen war, der sie daran gehindert hatte, sich in aller Öffentlichkeit bis auf die Knochen zu blamieren, und nicht ihr Vater oder ihre Stiefmutter. Auf diese Weise waren ihr viele Vorwürfe erspart geblieben.
Nach dem Essen wurde Graham von einigen Bekannten in Anspruch genommen, doch schon bald kam er zu ihr in den Ballsaal hinüber. Serena hatte auf einem Sessel Platz genommen, der zu einer kleinen Sitzgruppe gehörte, die sich hinter mehreren riesigen Kübelpalmen befand. Hier war sie abgeschirmt von den anderen Gästen, und das Lachen und Geplauder der Anwesenden drang abgeschwächt zu ihr hinüber.
"Verstecken Sie sich, Serena?" fragte er, als er sie gefunden hatte und neben ihr in dem roten Samtsessel Platz nahm.
"Ich brauche nur einen Moment Ruhe. Ich werde bleiben, bis Dirk und Elaine gehen."
Er zog die Augenbrauen hoch. "Sie haben sich heute wohl noch nicht genug bestraft, hm?"
"Nein." Sie lächelte. "Ich bin wohl eine geborene Masochistin."
Er lachte leise. Und Serena stellte fest, dass dieser Mann kein Mitleid zeigte, das sie in die Rolle des bedauernswerten Mädchens drängte. Nein, sie konnte nur Mitgefühl in seinen Augen erkennen, Mitgefühl und
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