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Eine Nacht zum Sterben

Eine Nacht zum Sterben

Titel: Eine Nacht zum Sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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worden – Chavasse wußte das, er kannte sich in solchen Sachen aus.
    Er wunderte sich, daß man bis jetzt noch nicht versucht hatte, ihn um sein Geld zu erleichtern und dann über Bord gehen zu lassen; denn Skiros sah wie ein Mann aus, der seine eigene Schwester für ein paar Pfund auf dem Markt verhökert hätte, als sei es das Selbstverständlichste von der Welt.
    Chavasse hatte jede Nacht die Kabinentür zweifach verriegelt und sich seine Smith & Wesson griffbereit unters Kopfkissen gelegt. Er wog die Waffe in der Hand und überprüfte das Magazin. Als es klopfte, steckte er sie in die Spezialhalfter, die er am unteren Rücken auf der bloßen Haut trug. Melos, der einäugige zypriotische Bootsmann, sah herein.
    »Kapitän Skiros erwartet Sie.«
    »Der Herr sei mit dir, mein Freund.« Chavasse nahm seinen schwarzen Trenchcoat und den Koffer. »Na, dann wollen wir mal.«
    Draußen regnete es, die Decksplanken waren feucht und schlüpfrig. Melos führte ihn zur Kapitänskajüte. Skiros saß an seinem Tisch und war gerade beim Essen. Sie traten ein.
    »Nun, Mr. Chavasse, sind Sie zufrieden?«
    »Sieht so aus, mein Freund«, sagte Chavasse gut gelaunt. »Wie war das noch – fünfzig Pfund habe ich Ihnen in Neapel gegeben. Dann schulde ich Ihnen also noch fünfzig.«
    Er zückte das Bündel mit den Fünfernoten und zählte fünfzig Pfund auf den Tisch. Skiros nahm das Geld. »Mit Ihnen mache ich gern Geschäfte.«
    »Wie komme ich von hier aus weiter?« fragte Chavasse.
    »Auf diesem Dock sind keine Kontrollen. Sie gehen durch die Sperre und keiner wird Sie aufhalten. Nehmen Sie den Zug um neun Uhr dreißig nach Paris. Wenn Sie angekommen sind, bleiben Sie auf dem Bahnsteig und gehen zum nächsten Bahnhofskiosk; da wartet ein Mann auf Sie, der fragt, ob Sie sein Vetter Charles aus Marseille sind. Alles weitere wird dann arrangiert.«
    »Fein. Na, das wär’s dann wohl«, meinte Chavasse. Er zog sich den Trenchcoat an und nahm seinen Koffer. »War da nicht noch eine junge Inderin an Bord?«
    »Was soll mit ihr sein?« sagte Skiros und grinste nicht mehr.
    »Nichts weiter. Dachte nur, sie hätte dieselbe Route wie ich.«
    »Da irren Sie sich.« Skiros stand auf, wischte sich über seinen Schnurrbart und streckte die Hand aus. »An Ihrer Stelle würde ich mich jetzt beeilen. Sie haben gerade noch Zeit genug, um den Zug zu erwischen.«
    Chavasse lächelte freundlich. »Da haben Sie recht, den muß ich ja wohl unbedingt erwischen.«
    Er ging über das Deck, draußen regnete es immer noch, und stieg über die Gangway an Land. Unten blieb er einen Augenblick neben einer Lampe stehen; dann verschwand er in der Dunkelheit.
    Melos hatte ihm nachgesehen und meinte zu Skiros: »Eine Menge Geld hat der bei sich.«
    Skiros nickte. »Hol ihn dir. Und nimm Andrew mit. Das werdet ihr ja wohl schaffen.«
    »Und wenn er Theater macht?«
    »Wie denn? Er ist illegal eingereist, und in Sydney wird er von der Polizei wegen Raubüberfalls gesucht. Köpfchen, Melos!«
    Melos ging, und Skiros machte sich wieder über sein Abendessen her. Als er fertig war, goß er sich einen großen Becher voll Whisky und trank ihn langsam aus.
    Draußen regnete es jetzt heftiger. Skiros ging über das Deck zur Kabine des Mädchens, klopfte und trat ein.
    Sie lag auf der Koje und sah sich um; fremd und eigenartig sah sie in ihrem blauen Pullover und dem karierten grauen Rock aus. Ihr Gesicht war ängstlich, aber sie gab sich alle Mühe und lächelte.
    »Kapitän Skiros! Ist es soweit?«
    »Es ist soweit«, sagte Skiros und bewegte sich plötzlich mit einer Behendigkeit, die man ihm gar nicht zugetraut hätte. Er drückte sie auf die Pritsche und warf sich auf sie. Mit einer Hand hielt er ihr den Mund zu.
     
    Melos und der Matrose Andrew waren über den Kai gelaufen; sie blieben an den Eisentoren stehen und lauschten. Es war alles still, und Melos runzelte die Stirn.
    »Wo ist er denn geblieben?«
    Er tat noch einen vorsichtigen Schritt, da löste sich Chavasse aus der Dunkelheit, packte ihn, drehte ihn um und stieß ihm sein Knie in den Unterleib. Melos sackte zusammen, wand und krümmte sich auf den nassen Steinen. Chavasse grinste und sah Andrew an.
    »Worauf wartest du?«
    Andrew wollte sich auf ihn stürzen; in seiner rechten Hand blitzte ein Messer. Von hinten wurden ihm fachmännisch die Füße weggezogen, er fiel auf die Steine.
    Sofort kam er wieder hoch, aber Chavasse bekam ihn am rechten Handgelenk zu fassen, drehte den Arm um und drückte ihn

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