Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine naechtliche Begegnung

Eine naechtliche Begegnung

Titel: Eine naechtliche Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
Vom Netzwerk:
hören, Rushden. Darauf können Sie sich verlassen.«
    »Oh, das hoffe ich sogar«, sagte Simon. »Ich glaube, Sie schulden meiner Frau ein erhebliches Vermögen. Etwa neunhunderttausend Pfund?«
    Katherine gab ein ersticktes Keuchen von sich. »Das ist mehr als vulgär! Der würdevolle Titel meines Vaters reduziert auf diesen – auf dich … der einen so grausamen, geschmacklosen Scherz … wo ich solche Sehnsucht hatte nach … oh, ich ertrage es nicht!« Sie machte auf dem Absatz kehrt und floh aus dem Zimmer. Grimston und die Anstandsdame folgten ihr.
    Als die Tür hinter ihnen zuschlug, stand Nell stocksteif da, sprachlos und von Staunen überwältigt.
    Sanft ergriff Simon ihre Schulter. »Es tut mir so leid«, sagte er ruhig. »Ich dachte …« Sein Lachen war kurz und humorlos. »Ich dachte gar nicht«, korrigierte er sich. »Ich habe nicht erwartet, sie heute Nacht hier zu treffen, aber trotzdem, es war schrecklich nachlässig, es nicht einzuplanen.«
    Sie schüttelte den Kopf. Was für einen Unterschied machte es schon, wo sie ihr begegnet war. »Kein Wunder, dass Mum mich mitgenommen hat«, sagte sie. »Meine … andere Mum, meine ich.«
    »Ja«, sagte Simon nach einem Moment. »Aber auch schade, dass sie es tat.« Er streichelte ihr mit dem Finger über die Wange, und erschrocken bemerkte sie, dass sie weinte. »Was für ein schreckliches Verbrechen«, sagte er. »Du hast etwas Besseres verdient.«
    »Wirklich?«, flüsterte sie.
    Keine Nacht verging, in der ich mich nicht nach dir gesehnt habe
, hatte Katherine gesagt.
    Aber dann hatte sie es zurückgenommen. Schließlich galten diese Worte doch nicht Nell.
    Die Tränen sickerten aus ihr heraus wie Eiter aus einer Wunde. Sie fühlte sich infiziert, schmutzig, verseucht von diesem Wissen, um das sie nicht gebeten hatte.
Ich bin dieses verschollene Mädchen
, dachte sie,
und es ist niemand mehr da, der mich zurückhaben will.
    Der Landauer war geräumig. Auf dem Weg zu Lady Allenton hatte Simon ihr gegenüber gesessen, um ihre Schleppe nicht zu zerknittern. Jetzt ließ er sich neben ihr nieder und entlockte den seidenen Röcken und Unterröcken ein protestierendes Knistern.
    »Ich hätte das anders angehen sollen«, sagte er, als die Kutsche anfuhr. »Hätte beharrlicher sein sollen …« Er seufzte. »Wäre sie vorbereitet gewesen, wäre es vielleicht anders gelaufen.«
    Nell zuckte mit den Achseln. Ihre Zunge fühlte sich taub an. Jetzt, da die Tränen getrocknet waren, schämte sie sich. Weinen war wie Verrat an sich selbst. Sie hatte sich alberne Vorstellungen davon gemacht, wie es wäre, ihre Schwester zu treffen. So viel dazu. Warum sollte es sie kümmern, ob dieses Weibsstück sie akzeptierte oder nicht?
    Weil dieses
Weibsstück
ihre Schwester war. Nell hatte heute in ihr Gesicht gesehen und … eine unaussprechliche Verwunderung gespürt.
Du könntest mich erkennen. Du gehörst zu mir.
    Aber es war nicht so. Katherine Aubyn wollte nichts mit ihr zu tun haben.
    »Natürlich macht es keinen Unterschied«, sagte Simon. »Ihre Unterstützung wäre hilfreich gewesen, aber sechzig von Londons herausragendsten Persönlichkeiten haben dich heute Abend anerkannt. Das ist in jeder Hinsicht ein Triumph. Und morgen wird jede Zeitung der Stadt deine Rückkehr verkünden.«
    Seine Stimme klang überzeugend. Er wollte sie ermutigen, sie einwickeln, damit sie seine Sicht der Dinge teilte, genau wie er es mit den Gästen heute Abend getan hatte.
    Aber ihr schnürte sich nur die Kehle zusammen. Ohne ihn anzusehen, tastete sie nach seiner Hand und schlang ihre Finger in seine. Die Trauer war zu groß, zu schmerzhaft, um ihr mit Vernunft oder Worten zu begegnen. Ihre Haut würde noch bersten beim Versuch, sie zu unterdrücken.
    Mum, was hast du nur getan?
    Jane Whitby hatte sie der Möglichkeit beraubt, die Menschen kennenzulernen, die rechtmäßig zu ihr gehörten. Ihre Mutter, ihren Vater, eine Schwester, die sie geliebt hätte.
    Simon ergriff ihre Hand fester. »Du musst dir keine Sorgen machen«, sagte er.
    »Nein.«
    »Glaubst du mir?«
    Sie nickte und lehnte sich an ihn. Wahrscheinlich konnte er ihre Chancen vor einem Gericht besser einschätzen als sie.
    »Du hast es sehr gut gemacht, weißt du.« Mit der Außenseite seiner Finger streichelte er ihre Wange. »Auf einen besseren Auftritt hätten wir nicht hoffen können.«
    Die Worte bohrten sich tief in sie hinein. Genau, es war nur ein Auftritt. Sie hatte sich großartig amüsiert, hatte sich diebisch gefreut,

Weitere Kostenlose Bücher