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Eine naechtliche Begegnung

Eine naechtliche Begegnung

Titel: Eine naechtliche Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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Grimston. »Bisher ist nichts bewiesen.«
    »Du siehst mir so ähnlich«, sagte Katherine langsam. »Aber …« Ihre Augen wurden schmal. »Du sagst, dass du dich nicht an mich erinnerst? Ich habe mich an dich erinnert – jeden Tag meines Lebens!«
    Nell schluckte. »Ich kann es nicht erklären. Aber …«
    »Wie konntest du es vergessen?«
    »Ich …«
    »Du warst in derselben Stadt, so nah, und hast nicht ein einziges Mal versucht, nach Hause zu kommen?« Katherine wich noch einen Schritt zurück. »Du kannst nicht meine Schwester sein«, sagte sie heiser. »Cornelia hätte es versucht …« Sie schüttelte den Kopf. »Sie sind nicht Cornelia«, zischte sie. »Ich habe nie vergessen. Niemals. Meine Schwester hätte auch mich nicht vergessen!«
    Hörbar sog Nell den Atem ein. Die Worte kratzten an ihr wie Rasierklingen. Schmerzten ihr in den Ohren. Wie konnte sie sich so schnell gegen sie stellen? Hatte dieses Mädchen keine Augen im Kopf? Sah sie es denn nicht?
    Oh ja, Katherine sah alles klar. Sie betrachtete Nell wie Ungeziefer, das gerade unter dem Teppich hervorgekrochen war.
    Zorn fühlte sich gut an. Heilsam. Was für ein Recht hatte dieses Mädchen, über sie zu urteilen? Natürlich hatte Lady Katherine ihre Schwester nicht vergessen: Die ganze Welt hatte sie daran erinnert, was sie verloren hatte. Wahrscheinlich war sie jedes Mal, wenn sie geweint hatte, umarmt und getröstet worden. Sie hatte im ganzen Leben keinen verdammten Finger krumm gemacht. Wie konnte ausgerechnet sie es wagen, Nell zu verurteilen?
    Nell sprach hart und scharf, voller Verachtung für dieses Mädchen und auch für sich selbst, weil sie zuließ, dass so eine Puppe sie verletzte. »Klar bin ich nicht Ihre Schwester«, sagte sie. »Lustig, dass Sie so schnell Ihre Meinung änderten, nachdem sie erfuhren, dass ich ein bisschen ehrliche Arbeit geleistet habe. Wahrscheinlich wären Sie glücklicher, wenn ich die ganzen Jahre in einer Schachtel gehockt hätte.«
    »Unterstehen Sie sich!« Das Mädchen drehte sich zu Grimston um, hob das Kinn und verkündete: »Das ist nicht meine Schwester.« Plötzlich zitterte ihre Stimme. »Meine Schwester ist tot.«
    »Wie sonderbar«, sagte Simon. Plötzlich stand er neben Nell, und sie spürte warm und ruhig seine Hand auf ihrem Rücken. »Letzten Herbst vor Gericht hast du so deutlich das Gegenteil gefühlt.«
    »Es reicht«, knurrte Grimston missbilligend. »Das war niederträchtig von Ihnen, St. Maur.«
    »Rushden«, korrigierte Simon ihn milde.
    »Diese Frau hierherzubringen und diesen nichtsahnenden Leuten aufzudrängen! Und Sie …« Mit hochrotem Gesicht wandte Grimston sich jetzt Nell zu. »Sie, junge Dame, sind entweder eine sehr geschickte Trickbetrügerin …«
    »Klar«, sagte Nell trocken. »Es war ziemlich viel Arbeit, dieses Gesicht hinzukriegen. Und ich frage mich ehrlich, warum ich mir nicht ein hübscheres ausgesucht habe.« Sie warf der auffahrenden Katherine einen ostentativen Blick zu.
    »Eine uneheliche Tochter des verstorbenen Earls«, sagte Grimston barsch. »Daran habe ich keinen Zweifel. Aber ob Sie eine vorsätzliche Betrügerin sind oder nur das unschuldige, unwissende Opfer von Lord Rushdens üblen Machenschaften, kann ich nicht sagen. In jedem Fall sollten Sie sich bewusst sein, dass Sie mit dieser Nummer auf gefährlichen Wassern segeln. Wir werden Sie wegen Betrugs und Erpressung anzeigen.«
    »Ganz nach Art der Aubyns«, sagte Simon. »Vertraut und wohlbekannt.«
    »Glauben Sie nicht, dass Sie einfach so in einen Raum voll höherstehender Personen hineinschweben können. Der Affront!« Der Mann sah sie finster an. »Eine Unverschämtheit! Ihre Ansprüche werden leicht zu widerlegen sein. Es gibt Erkennungsmerkmale, Beweise, von denen Sie«, Grimston warf Simon einen giftigen Blick zu, »niemals in Kenntnis gesetzt wurden.«
    »Offenbar genauso wenig wie Lady Katherine«, erwiderte Simon.
    Die Besagte verbannte den verdutzten Ausdruck aus dem Gesicht. »Du weißt gar nichts von mir«, fauchte sie ihn an. »Du bist ein Flegel und ein Schuft und ein – die schlimmste Sorte eines Gentlemans! Du bist überhaupt kein Gentleman, sondern ein Wolf im Schafspelz! Du hast meinen armen Vater ins frühe Grab getrieben und …«
    »Bewahren Sie sich das für die Bühne auf«, fiel Nell ihr ins Wort.
    »Wir haben genug ertragen.« Grimston richtete sich auf und schnipste mit den Fingern nach Katherines Anstandsdame, als würde er einen Hund rufen. »Ihre Anwälte werden von uns

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