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Eine naechtliche Begegnung

Eine naechtliche Begegnung

Titel: Eine naechtliche Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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primitiven kleinen Raum wandern – »wird dieses Zimmer hier im Vergleich ziemlich prächtig erscheinen lassen.«
    Nell klammerte sich so fest an ihre Bank, dass sie sich einen Splitter zog. Grimston hatte ein ziemlich überzeugendes Bild entworfen. Sie hatte immer gewusst, dass die Gerichte dagegen wären, ein Mädchen mit ihrem Hintergrund auf eine höhere Position zu heben. Arme Leute sollten bloß nicht auf dumme Gedanken kommen. Michaels elender Zustand bei seiner Entlassung aus dem Gefängnis zeigte deutlich genug, wie das Gesetz mit Leuten umging, die es wagten, sich über ihren Stand zu erheben.
    Aber Simon würde nicht zulassen, dass man sie einsperrte.
    Wo war er?
    Er würde bestimmt kommen. In dieser Sache waren ihre Zweifel nichts im Vergleich zu ihrem Vertrauen. Er würde sie befreien. Es wäre ganz leicht für ihn, wie bei Hannah.
    Aber Hannah war nicht von einem so mächtigen und beharrlichen Gegenspieler wie Grimston angeklagt worden.
    Plötzlich bekam sie nicht mehr richtig Luft. Simon würde dieses Problem nicht so leicht beseitigen können. All die Unterrichtsstunden in Benimm, Sprache und die hübschen Kleider wären umsonst. Niemand sähe eine Countess auf der Anklagebank. Alle sähen ein Fabrikmädchen, das einen verdammten Löffel geklaut hatte.
    Nell sprach langsam, die Stimme schien von irgendwo außerhalb von ihr zu kommen. »Und wenn Sie Ihre Anklage zurückziehen?«
    »Eine sehr kluge Frage«, sagte Grimston erfreut. »Oder vielleicht nur animalischer Instinkt: Sie riechen das Blut bei diesem Vorschlag. Ich bin kein hartherziger Mann, Miss Whitby. Ich weiß, dass Ihr Hintergrund bescheiden ist und Ihre Aussichten – bis vor Kurzem – außerordentlich trüb waren. Ich könnte Sie kaum darum bitten, Ihre einzige Chance auf sozialen Aufstieg aufzugeben, selbst wenn Sie jetzt nur noch schlecht aussieht. Aber es ist gar nicht Ihre einzige Chance«, fuhr er fort. »Ich freue mich, Ihnen einen anderen Weg eröffnen zu können. Ich würde Ihnen eine nicht zu verachtende Summe schenken, mit der Sie an Ihren alten Wohnort zurückkehren und bequem leben könnten. Aber Sie müssten dorthin zurückkehren. Sie dürften nie wieder mit Höherstehenden verkehren und müssten öffentlich zugeben, dass Sie einfach nur Nell Whitby sind, nichts weiter. Die Behauptung, die verlorene Tochter der Aubyns zu sein, müssten Sie zurückziehen.«
    Nell atmete hörbar aus. »Das hieße, einen Betrug zuzugeben.«
    »Vielleicht aber auch nur Verwirrung«, sagte er mit einem Achselzucken. »Sie sind eine Frau. Ignorant, ungebildet, leicht in die Irre zu führen. Vielleicht wurden Sie von den Lügen eines bösen Mannes beeinflusst, der Sie zu seinem eigenen Vorteil verführt hat.« Er lächelte schmallippig. »Lord Rushden ist dafür bekannt, Leute zu manipulieren, die sehr viel kultivierter sind als ein Fabrikmädchen. Niemand wäre allzu überrascht, wenn sich herausstellte, dass er Sie beeinflusst hat.«
    Alles in ihr lehnte sich auf. »Das tue ich nicht«, sagte sie. »Wenn Sie ihn verletzen wollen, müssen Sie sich jemand anderen suchen.«
    Das Lächeln verschwand. Für einen Moment kämpfte er sichtlich mit dem Ärger. »Sie können nicht so dumm sein«, sagte er. »Sagen Sie bloß nicht, dass dieser Mann Ihnen etwas bedeutet.«
    »Ich tue es nicht«, wiederholte sie.
    Geräuschvoll stieß er Luft durch die Nase aus, dann zuckte er wieder mit den Achseln, aber diesmal etwas ruckartiger. »Wie Sie wünschen. Dann erzählen Sie eben, dass es in einem Anfall von Wahnsinn geschah. Das ist mir egal, solange Sie zugeben, dass Sie ein Niemand sind, nur Nell Whitby, die Tochter eines Bauern aus Leicestershire. Verstehen Sie das? Ich werde dafür sorgen, dass Sie weder wegen Betrugs noch irgendetwas anderem angeklagt werden. Im Austausch gegen Ihre Bemühungen erhalten Sie die Freiheit und tausend Pfund, mit denen Sie machen können, was Sie wollen. Was meinen Sie?«
    Tausend Pfund.
    Sie hätte nicht gedacht, dass er ihr eine so hohe Summe anbieten würde. Unfähig, etwas zu sagen, befeuchtete sie ihre Lippen.
    Er bemerkte ihr Erstaunen und beugte sich leicht zu ihr vor, als ob der Anblick ihn so sehr erfreute, dass er eine nähere Betrachtung verdiente. »Ganz genau«, sagte er leise. »Tausend Pfund ohne jedes Risiko. Auf der anderen Seite Gefängnis und Armut. Ihre Entscheidung sollte wohl klar sein.«
    Sie rang um einen klaren Gedanken. Er sprach so verführerisch wie der Teufel, aber alles in ihr sträubte sich

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