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Eine naechtliche Begegnung

Eine naechtliche Begegnung

Titel: Eine naechtliche Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Duran
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anstarrte. Dahinter lag der Ballsaal. Das Klavier im Ballsaal war vor einigen Minuten verstummt und man hörte die erhitzten Töne eines Streits.
    Ein weiteres Kreischen drang zu ihnen. Der fragende Blick, den Andreasson Simon zuwarf, ließ erahnen, dass die Fantasie mit ihm durchging.
    Aber es klang wirklich, als würde die Frau im Nebenraum gefoltert.
    Simon klickte mit seinen Nägeln auf eine Taste. Obwohl Nell behauptete, die Bedeutung von manierlichem, salonfähigem Auftreten zu verstehen, sprach sie nicht gut auf die Lehrer an, die Simon angestellt hatte. Simon hatte den Eindruck, dass der Unterricht nur eine unwillkommene Störung beim Lesen, Schlemmen oder … Umziehen war. Jedes Mal, wenn er sie sah, trug sie ein anderes Kleid. Sie stolzierte umher wie ein Pfau.
    Ihren übermütigen Trotz konnte er durchaus verstehen. Er wusste, wie unangenehm und deprimierend es war, ständig belehrt und herumkommandiert zu werden. Jetzt fuhr er mit der Hand über die Tasten und spielte eine Tonleiter, eine sinnlose kleine Übung, so vertraut und tröstlich wie die Luft in seinen Lungen. Der alte Rushden zum Beispiel hatte damals nach Nells Verschwinden alle Klaviere aus Paton Park entfernen lassen. Er hatte behauptet, dass Simons Musikleidenschaft zu geistiger Verwirrung und schwacher Gesundheit führe. Das hatte das Fass zum Überlaufen gebracht und die freundlichen Bande, die es vielleicht noch zwischen ihnen gegeben hatte, schließlich zerrissen.
    Wenn Rushden die Klaviere in Ruhe gelassen hätte – wenn er doch nur bereit gewesen wäre, Simon dieses eine Vergnügen zu lassen –, dann hätte es anders zwischen ihnen laufen können. Aber dass Simon sich so sehr ins Klavierspiel vertiefte, hatte Rushden als Bedrohung seiner Autorität wahrgenommen. Als Earl war er der einzige Mensch, der rechtmäßig Freude geben und nehmen durfte.
    Ach ja. Jedenfalls wusste Simon sehr gut, dass autoritäre Herrschaft niemals zu fröhlicher Zusammenarbeit seitens der Regierten führte. Er war bereit, Nells Getue zu tolerieren. Er bewunderte sogar ihren Schneid. Und dann war da ihr Mund und die Erinnerung daran, was er damit getan hatte …
    »
Sie können sich verpissen!
«
    Der gedämpft zu ihnen dringende Fluch ließ Andreasson zusammenzucken. Sein englisches Vokabular war vielleicht begrenzt, aber als Musiker verstand er natürlich den Tonfall.
    Simon gestattete sich ein schwaches Lächeln. »Bitte vergeben Sie meiner Cousine. Ein liebes, junges Mädchen, die Londoner Gepflogenheiten sind noch neu für sie. Ich fürchte, sie mag ihren Tanzlehrer nicht.«
    »Oh.« Der Schwede zupfte verlegen an seiner Weste. Er war knochendürr, blond, und obwohl Simon einen Meter achtzig groß war, überragte Andreasson ihn um einen ganzen Kopf. Ständig zog er an seiner Kleidung herum, wahrscheinlich wussten seine Schneider nicht, wie sie so viel Masse unterbringen sollten. »Ist er sehr streng?«
    »Nein. Er ist einfach nur Franzose.« Nell hielt nicht sehr viel von dieser Nation. Sie hatte auch eine neue Kammerzofe aus Paris. Seitdem Sylvie versucht hatte, Nell nach dem Diktat der Mode zu schnüren, hatte diese die Zofe im Verdacht, sie zu Tode quetschen zu wollen.
    Welche Ausrede Nell hatte, um Mrs Hemple zu misstrauen, die angestellt worden war, um Nell Benehmen beizubringen, wusste Simon nicht. Die Frau war so englisch wie ein Nierenfettkuchen. Aber Nell nahm ihr unter anderem übel, dass sie behauptete, Nell könne nicht richtig sitzen. »Ich habe mein ganzes Leben gesessen«, hatte Nell ihn heute Morgen beim Frühstück angefaucht. »Bisher hat sich noch kein Stuhl über mich beschwert. Das Weibsstück spinnt.«
    Jetzt drang eine männliche Stimme mit deutlich französischem Akzent durch die Wand. »
Isch ’abe genug!
«
    Im Klavier ertönte ein tiefer Akkord. Simon nahm die Hand von der Tastatur. Eigentlich hatte Nell ein Ziel, für das sie mit diesen Lehrern arbeitete. Aber es gab keine Anzeichen dafür, dass sie das ernst nahm. Letzte Nacht, als er von einem Symphoniekonzert heimgekommen war, hatte er Mrs Hemple heulend in der Eingangshalle vorgefunden, wild entschlossen zu kündigen. Er hatte über eine Stunde auf sie einreden müssen, bis sie sich wieder beruhigt hatte. Das Letzte, was er brauchte, war, dass Nells Lehrer durch die Stadt rannten und sich über ihre Unzivilisiertheit beklagten oder, noch schlimmer, auf Grimstons Geheiß vor Gericht über ihren Charakter aussagten.
    »Wir arbeiten später an diesem Stück«, sagte er. Er

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