Eine Parkuhr fuer mein Pferd
schäbig wie seine Behausung, kam hinter dem Gerümpel im Schuppen hervor und trat auf sie zu. „Da seid ihr ja endlich!“ begrüßte er sie. „Ich hab euch schon viel eher erwartet.“
„Wir haben uns verfranst in dieser gottverlassenen Gegend“, sagte Hans. „Sie wohnen ja am Ende der Welt.“
„Das ist wahr“, gab der Mann zu, „aber es ist ein schönes Ende. Hier wird man von niemandem gestört. Ihr wollt also mein Pferd kaufen?“
„Allerdings“, sagte Andreas. „Mein Freund hat die Absicht, vorausgesetzt, daß Ihr Tier das bietet, was er erwartet!“
„Was erwartet er denn?“ fragte der Mann.
„Ein gutmütiges Pferd“, erklärte Andreas, „das gehorsam ist und dem Reiter keine Schwierigkeiten macht.“
„Dann ist er bei meinem Haflinger an den Richtigen gekommen. Ein sanfteres Tier findet er so leicht nicht. Es frißt euch aus der Hand!“
„Das tun alle Pferde“, schwächte Andreas ab. „Man muß ihnen nur das richtige Futter vors Maul halten.“
„Es läßt sich willig das Zaumzeug an- und den Sattel auflegen“, fuhr der Mann fort, „und hat noch nie seinen Reiter abgeworfen. Darüber hinaus ist es ausdauernd und sehr klug. Es findet allein in den Stall zurück, wenn der Reiter unaufmerksam ist oder eingeschlafen sein sollte. Außerdem ist es sehr genügsam. Selbst wenn es den ganzen Tag gearbeitet hat, begnügt es sich mit einem Eimer Wasser und einer Weide.“
„Klingt ja ganz verlockend“, sagte Andreas. „Aber gestatten Sie, daß ich noch ein paar Fragen stelle.“
„Nur zu“, sagte der Mann.
„Also, da interessiert uns erst einmal sein Gesundheitszustand.“
Der Mann zündete sich eine Pfeife an. „Südwind ist kerngesund!“ versicherte er. „Kein Husten, kein Lahmen, kein Koppen und nicht die geringste Untugend.“
„Südwind?“ fragte Hans. „Ist das sein Name?“
„Ja, so heißt es.“
„Klingt hübsch“, sagte Hans, „direkt poetisch.“
„Wichtiger als der poetische Klang ist wohl die Frage, ob der Gaul sich angesprochen fühlt, wenn man ihn mit diesem Namen ruft“, wandte Andreas ein.
„Probiert es“, sagte der Mann, „bitte!“
Andreas nickte Hans zu und ging zurück an das Gatter. „Hallo, Südwind!“ rief er. „Komm mal her, alter Knabe!“
Da unterbrach das Pferd sein Fressen und trottete langsam auf Andreas zu.
„Na“, fragte der Mann, „hab ich zuviel gesagt? Ich sage euch, wer meinen Südwind kriegt, ist gut bedient. Nicht, Alterchen, du hast einen guten Charakter?“ Er tätschelte seinem Pferd den Hals. „Du beißt nicht und keilst nicht nach hinten aus. Mit dir könnte man glatt das Bett teilen, so sanft bist du.“
Hans, der noch nie in seinem Leben so nah vor einem Pferd gestanden hatte, fuhr ihm mit dem Handrücken über das weiche Maul, kraulte ihm die Mähne und tätschelte ihm den Hals. „Heißt du Südwind?“ fragte er leise.
Der Mann lächelte. „Sprechen kann er natürlich nicht. Also erwarte jetzt keine Antwort.“
Andreas, ganz Fachmann, griff dem Tier ins Maul, zog ihm die Lippen auseinander und untersuchte die Zähne. „Na ja“, sagte er, „scheint alles okay zu sein. Sagen Sie, warum wollen Sie das Pferd denn verkaufen, wenn es ein so großartiger Bursche ist? Hat es nicht doch irgendeine Macke, die sich erst zeigt, wenn man es eine Weile gehabt hat?“
Der Mann schüttelte den Kopf. „Südwind ist völlig in Ordnung. Ich kann ihn mir nur nicht mehr leisten. Ein Pferd ist heutzutage ein Luxus.“
„Verstehe“, sagte Andreas. „Und darum wollen Sie ihn zu einem sehr hohen Preis verkaufen.“
„Nein, nur zu einem angemessenen.“
„Und der wäre?“
„Achttausend Mark.“
Andreas machte ein Gesicht, als hätte er achtzigtausend verstanden. „Aber, aber, das kann doch nicht Ihr Ernst sein! Achttausend Mark für so ein kleines Tier!“
„Klein!“ rief der Mann. „Es mißt ein Meter vierundfünfzig. Das ist groß für einen Haflinger.“
„Hm“, machte Andreas, „und wieviel Skonto geben Sie bei Barzahlung?“
„Keinen Pfennig. Barzahlung setze ich voraus.“
Hans zwinkerte Andreas zu und gab ihm dadurch zu verstehen, daß er mit dem Preis einverstanden war. Aber es machte Andreas einfach Spaß, noch ein wenig zu handeln.
„Hören Sie“, sagte er, „wenn man ein Auto kauft und bar bezahlt, füllt der Händler einem den Tank, legt Fußmatten hinein, ein paar Schonbezüge auf die Polster und dergleichen mehr. Das dürfen wir doch wohl auch bei Ihnen erwarten?“
Der Mann grinste. „Darauf soll es mir
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