Eine Parkuhr fuer mein Pferd
zu hoch. Was Du sonst noch brauchst für den langen Ritt, mußt Du selber wissen. Denke gründlich darüber nach.
Ich habe diesem Brief, wie Du ja schon gesehen hast, zwei Barschecks beigelegt, einen über 8000 Mark für das Pferd und einen über 5000 Mark für die Reise und Reitsachen.
Ich möchte, daß Du mir mindestens dreimal die Woche eine Ansichtskarte schreibst, damit ich Deinen Weg verfolgen kann.
Also dann, mein Junge, Hals- und Beinbruch! Spätestens am 30. August erwarte ich Dich auf meinem Hof.
Deine Tante Ursula.
Daraufhin radelte Hans zur Buchhandlung in der Steinstraße und kaufte sich ein Pferdelexikon.
Kuhhandel um ein Pferd
Mit dem Brief seiner Tante und dem Lexikon fuhr Hans zu Andreas.
„Hab ich nicht eine großzügige Tante?“ rief er, als Andreas den Brief gelesen hatte. „Fünftausend Mark für den Weg ist doch ein stattliches Sümmchen.“
„So?“ sagte Andreas. „Hast du denn schon mal gerechnet, was du täglich brauchen wirst und was der ganze Krempel kostet, den du noch kaufen mußt?“
„Nee“, erwiderte Hans, „aber dafür wird es doch allemal reichen.“
„Was abzuwarten ist“, bremste Andreas. „Ich mache mal schnell einen Kostenvoranschlag.“
Er fischte einen Schreibblock und einen Kugelschreiber aus seiner Schultasche und begann zu rechnen. „Also, da wäre erst mal deine Ausrüstung: Reitanzug, Stiefel, Peitsche, Mütze, Regenumhang – sagen wir, alles zusammen achthundert Mark.“
„Moment, Moment!“ unterbrach Hans. „Wie kommst du denn auf diese irre Summe?“
„Reitklamotten sind teuer“, erklärte Andreas ruhig. „Wer ein Pferd hat, kann sich das leisten. Das wissen die Händler und nutzen es aus.“
„Nicht bei mir!“ rief Hans. „Du glaubst doch nicht im Ernst, daß ich wie ein Edeljockey durch die Gegend presche. Ich steige in meine Jeans, zieh mir ’ne regendichte Jacke an und fertig. Stiefel kommen sowieso nicht in Frage. Ein Paar neue Turnschuhe tun’s auch.“
Andreas schüttelte den Kopf. „Mensch, hast du denn gar kein Gefühl für Stil? Du bist ein angehender Millionär und kein Vagabund. Wenn du im schicken Reiterdreß irgendwo auftauchst, öffnen sich dir die Türen der feinsten Hotels. Alle werden dir behilflich sein und mit gutgemeinten Ratschlägen zur Seite stehen.“
„Ich höre immer Hotels“, sagte Hans. „Was soll ich denn da?“
„Willst du vielleicht in Jugendherbergen übernachten?“
Hans tippte sich an die Stirn. „Ach, du meinst, ich reite in die Empfangshalle eines Hotels, wende mich vom Sattel aus an den Portier und sage: Hallo, Meister, ich brauche ein Doppelzimmer mit Bad und Balkon für mein Pferd und mich. Mir würde ja eine Dusche genügen, aber mein Pferd nimmt abends gerne ein Vollbad. Mensch, die schmeißen mich doch sofort raus oder telefonieren nach dem Irrenarzt!“
„Natürlich schläft der Gaul nicht bei dir im Zimmer. Der kriegt einen warmen und trockenen Platz im Stall, wird da geputzt und gefüttert, ohne daß du auch nur einen Finger dafür rührst. Allerdings mußt du in den richtigen Hotels absteigen, die auf reitende Gäste eingestellt sind.“
Hans schüttelte den Kopf. „Solche vornehmen Schuppen sind nichts für Naturburschen wie mich. Ein kleines Dorfgasthaus mit ’nem Stall dran laß ich mir gerade noch gefallen, aber selbst das nur im Notfall. Nein, ich werde mir ein kleines Zelt kaufen und im Wald oder auf einer Wiese neben meinem Pferd übernachten. Dann fühlt es sich nicht so einsam, und wir können uns gegenseitig beschützen und helfen, wenn Gefahr droht.“
„Ja, und wenn es sich hinlegt und im Traum hm und her wälzt, mangelt es dich samt Zelt platt wie ’ne Flunder!“
„Ich habe mal gehört, daß Pferde im Stehen schlafen“, sagte Hans.
„Ja, die alten, die Rheuma in den Knochen haben, aber dein Südwind bestimmt nicht. Nun, damit mußt du allein fertig werden. Knien wir uns in die Fakten. Setzen wir also, deinem Wunsche entsprechend, nur etwa zweihundert Mark für deine Kleidung ein. Dazu kommt aber bestimmt noch mal die gleiche Summe für das Zelt. Die Regendecke, die du für das Pferd unbedingt brauchst, ist sicherlich auch nicht unter hundert Mark zu haben. Rechnest du nun noch etwa fünfhundert Mark für Sattel, Zaumzeug und so weiter, ist schon der erste Tausender weg.
Kommen wir nun zur Verpflegung für dich und den Zossen. Du kommst, bescheiden wie du bist, mit fünfzig Mark täglich aus. Dein Südwind braucht aber bestimmt eher mehr. Gras am Wegesrand kann er
Weitere Kostenlose Bücher