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Eine private Affaere

Eine private Affaere

Titel: Eine private Affaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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hat. Er hat ungefähr gesagt: ›Wenn du deinen besten Freund für ein Verbrechen, das du begangen hast, im Gefängnis schmoren läßt, bist du Abschaum. Du hast kein Recht mehr, einem ehrlichen Menschen die Stiefel zu küssen.‹ Dann hat er eine Weile nichts gesagt. Das werde ich nie vergessen. Ein rhetorischer Kunstgriff, wie ich ihn genialer nie mehr erlebt habe. ›Aber wenn du gestehst, sind die so sauer auf dich, weil du sie an der Nase rumgeführt hast, daß sie dir aufbrummen, was geht. Die merken sich dein Gesicht. Dann verbringst du den Rest deines Lebens im Gefängnis. Die zerstören das Leben deiner Mutter, mein Leben und dein eigenes. Also: Wenn du schon solche Eile hast, erwachsen zu werden, dann kannst du dich jetzt gleich mal mit ’nem Erwachsenenproblem auseinandersetzen. Letztendlich läuft’s immer auf die Entscheidung raus, ob du ein Schwein wirst oder ein Trottel.‹«
    Wieder grunzte Thirst. »Fred Snark hat dich angehimmelt, weißt du das? Für dich hast du die richtige Entscheidung getroffen, ja, aber ich bin eher der Typ Trottel. Wenn das mein bester Freund gewesen wär’, hätt’ ich gestanden. Kein Wunder, daß du dich immer bloß mit Frauen rumgetrieben hast. Die Männerliebe erschreckt dich. Du verrätst sie.«
    Ich wollte meine Beichte zu Ende bringen, also fuhr ich fort: »Ein paar Tage später ist mein Vater mit einem Stapel Bücher und einem Prüfungsplan angekommen. Er hat mir gesagt, wenn ich mich schon entschieden habe, ein Schwein zu sein, könnte ich gleich Anwalt werden, und wenn ich nicht büffle und mir den Arsch aufreiße, geht er für mich zur Polizei. Wahrscheinlich sollte ich ihm dankbar sein. Von da an war ich innerlich gehetzt, weil ich wußte, daß ich mein Leben lang nur ein Stück Scheiße sein würde.«
    »Dann hatte es also überhaupt nichts mit dem Tod deiner Mutter zu tun?«
    »Das war auch so ein merkwürdiger Zufall. Meine Mutter hat sich einen feuchten Dreck um Fred Snark geschert. Für sie war er bloß ein geborener Verlierer, der sowieso irgendwann im Knast gelandet wäre. Sie war einfach froh, daß ihr Sohn sich endlich für den ehrlichen Weg entschieden hatte. Ich hatte sie nie so glücklich erlebt. Dann hat sie sich so ’n Virus eingefangen, das das zentrale Nervensystem angreift, und ist innerhalb von vier Tagen gestorben. Wenn man jung ist, kriegt man Schuldgefühle, da kann man nichts gegen machen. Und mein Vater hat immer mich für ihren Tod verantwortlich gemacht. Er hat allen erzählt, es sei meine Schuld. Das hat mir natürlich nicht geholfen.«
    Thirst schwieg eine ganze Weile. Er rutschte auf seinem Sitz herum und flüsterte schließlich: »Daisy hat mal gesagt, um zu überleben, hättest du einen ganzen Teil von dir auf Eis gelegt. Übertriebene Selbstkontrolle, das war ihre Lieblingsdiagnose für dich. Sie hat gesagt, meine Qualen wären nichts im Vergleich zu dem Vakuum in dir. Sie hat gesagt, wir wären wie die zwei Hälften einer Person. Ich hatte die Teile, die bei dir nicht funktionierten.«
    »Aber bei deiner Hälfte ist sie auch nicht geblieben.«
    Er lachte tonlos. »Nein. Sie wollte eben doch idealisiert werden, und das konntest bloß du. Wahrscheinlich war das die Programmierung ihres Daddys. Ich hab’s immer gewußt, daß sie ein träges, geiles Miststück ist. Für mich war sie nie die jungfräuliche Prinzessin. Bist du jetzt soweit?«
    »Ich werde dich nicht umbringen, Oliver.«
    »Keine Sorge – ich mach’s dir leicht.«
    Er war sich völlig sicher, daß er mich dazu bringen würde, ihn umzubringen. Und ich hatte Angst, daß er recht haben könnte. Schließlich wünschte ich mir nichts sehnlicher, als frei zu sein.
    »Ich lasse die Schlüssel stecken«, sagte ich. »Du kannst den Wagen nehmen, ihn stehlen, heimfahren, ins Gefängnis gehen. Oder du kannst ihn eine Klippe runterstürzen – ist mir egal, bloß: Verschwinde aus meinem Leben. Und komm nie wieder.«
    Ich stieg aus und ging die verlassene, verwahrloste, düstere Londoner Straße entlang, die ich nicht kannte. Ich konnte die Waffe nicht im Wagen lassen, doch es fiel mir auch kein anderer Platz dafür ein. Also hielt ich sie in der rechten Hand, ohne sie eigentlich zu spüren. Dann hörte ich Schritte hinter mir.
    »Bin ganz schön anhänglich, was?«
    Ich ging weiter, ohne ihm eine Antwort zu geben.
    »Eins hast du vergessen, James – etwas kommt nämlich doch an dich ran. Sie war toll in der Nacht, in der ihre Mutter gestorben ist. Ganz anschmiegsam und

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