Eine reizende Diebin (German Edition)
Garten Eden war.
Nicht, dass Olivia die Absicht hatte, davon zu kosten. Das machte sie nie, wenn es ums Geschäft ging. Es war zu riskant. Das Einzige, was sie sich erlaubt hatte, war, seine Lippen zu berühren. Die Empfindung hatte sie fast überwältigt, besonders als er ihren Finger in seinen Mund gezogen hatte. Seine Zunge hatte mit ihr auf eine höchst verführerische Weise gespielt.
Gekoppelt mit der Hand, die leicht gegen ihre Brust gestrichen hatte, hätte sie nahezu ihre Vorgehensweise vergessen, ihren Modus Operandi: niemals Arbeit mit Vergnügen zu mischen. Da hatte sie fast bedauert, dass er derjenige war, der das Artefakt ersteigert hatte. Wäre er es nicht gewesen, hätte sie vielleicht eine Nacht mit ihm verbracht, um den Hunger zu stillen, den sie in seinen Augen sah. Ein Spiegelbild ihrer eigenen, vermutete sie.
Aber so war es nun mal: Er hatte das Artefakt ersteigert, das gleiche, für das sie zum Diebstahl engagiert worden war. Und sie würde diesen Job heute Abend ausführen, während er im Restaurant auf sie wartete. Auf ein Date, zu dem sie nie erscheinen würde.
Auf einen Kuss, den sie ihm nie geben würde.
Seine Londoner Residenz war ein zweistöckiges Haus in einer ruhigen Straße von Mayfair. Als sie es erreichte, war die Stadt bereits in Dunkelheit gehüllt und nur wenige Fußgänger waren in der Wohngegend im Zentrum von London unterwegs.
Trotz des Sicherheitssystems hatte Olivia kein Problem einzubrechen. Guter alter Papa: Sie hatte vom Besten gelernt. Das Öffnen eines Schlosses war etwas, das sie im Alter von zwölf gemeistert hatte, und das Deaktivieren eines Sicherheitssystems war fünf Jahre später gefolgt.
Eine ihrer Spezialitäten war das Öffnen von Safes. Sie war altmodisch. Jeder konnte einen Safe mit Sprengstoff öffnen, aber das Schloss zum Öffnen zu necken, wie man einem Liebhaber schmeichelte? Nun, das war Finesse.
Im zarten Alter von achtzehn war sie ein Profi. Jetzt, mit 29 stand sie kurz vor der Pensionierung.
Olivia hatte sogar noch vier Jahre an der Universität hineingeschoben, um einen Abschluss in Kunstgeschichte abzulegen. Etwas, das sich bei den Verhandlungen über das Honorar mit den verschiedenen Kunst-Enthusiasten, die ihre Dienstleistungen in Anspruch nahmen, als sehr nützlich erwies.
Ihre Entscheidung, eine Kunstdiebin zu werden, hatte sie ganz unbewusst getroffen. Sie war einfach in die Fußstapfen ihres Vaters getreten und in das Familienunternehmen eingestiegen. Genau, wie ihre Schulfreundinnen den Unternehmen ihrer Familien beigetreten waren und jetzt Steuerbüros oder Kleidungsgeschäfte führten.
Sie war gut, sie war effizient, und sie war ein Profi. Ihr wirkliches Leben und das ganze Vergnügen würden beginnen, sobald sie sich im Ruhestand befand. In der Zwischenzeit störte sie ihr spärliches Sexualleben nicht, zumindest nicht viel. Wozu gab es Vibratoren? Wenigstens fragten die nicht, was sie vorhatte, wenn sie mitten in der Nacht ganz in Schwarz gekleidet mit einem kleinen Rucksack voll Werkzeugen das Haus verließ.
Olivias Augen passten sich schnell an die Dunkelheit im Haus an. Sie wusste, sie war allein. Ein Blick auf die Uhr bestätigte ihr, dass Marcus gerade im Restaurant eintreffen würde. Er würde auf sie warten. Alle Männer taten das. Mindestens dreißig Minuten, aber wahrscheinlich länger. Wenn er wieder zuhause war, würde sie schon verschwunden sein und mit ihr das Vestalin Armband.
3
(zurück zum Anfang) (zu Kapitel 3 auf Englisch)
Marcus verfluchte den Fahrer des schwarzen Taxis, das ihn fast überfuhr, als es um die Ecke der engen Gasse bog. Er verlor den Halt auf dem rutschigen Bürgersteig und fiel gegen einen Haufen alter Haushaltsgegenstände, die jemand für die Sperrmüllsammlung hinterlassen hatte.
Super, jetzt waren seine makellosen Klamotten schmutzig. Als er sich von seiner unwürdigen Lage auf dem Bürgersteig befreite, hörte er einen Laut, der verdächtig nach einem Riss eines Stück Stoffes klang. Er drehte den Kopf in dessen Richtung.
„Verdammte Scheiße!“
Das war genau das, was er jetzt brauchte. Nur zehn Minuten Zeit, bis er sein heißes Date traf, und jetzt war seine Hose entlang des Oberschenkels gerissen. Ein Draht, der aus einer alten Matratze hervorragte, war der Übeltäter.
Und was jetzt?
So wie er aussah, konnte er auf keinen Fall bei Claridge’s auftauchen, zumal die schöne Olivia dort auf ihn wartete. Es wäre zu peinlich. Wenn er sich beeilte, konnte er es nach Hause
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