Eine Sacerda auf Abwegen
merklich
spöttischen Ausdruck. Es sei denn, Manasses bestand darauf. Er wollte zu gern
wissen, was die beiden da so geheimnisvoll austauschten. Aber dazu später.
Die anderen
Krieger reagierten schon herzlicher, sie kannten Juno ja auf ganz andere Weise
als ihr Anführer, der die junge Frau durchaus als seinen besonderen Schützling
betrachten konnte.
Es folgte die amerikanische Riege, die von Theron angeführt wurde, und danach
die neue Riege, der Catalina voranging. Juno musste ein rotes Aufleuchten ihrer
Augen unterdrücken, als die Frau auf sie zukam. In einem sündhaften schwarzen
Kleid, das den Eindruck erweckte, sie trüge pure nackte Haut unter filigraner
Spitze, die ihren gesamten Körper bedeckte. Dazu noch einen tiefen Ausschnitt
bis knapp über dem Bauchnabel und mörderisch hohe Sandaletten, so dass sie gut
einen halben Kopf größer wirkte als sie selbst. Ihre Haare fielen in wilden
Wellen um ihr katzenhaft schönes Gesicht über ihre Schultern und fingen bei
jedem Schritt das Licht im Raum wie lebendige Flammen ein.
Juno nahm ihre Glückwünsche so damenhaft distanziert wie möglich entgegen und
ließ sie nicht aus den Augen, als sich die Patrona an Chadh wandte, dessen Hand
sie schüttelte und ihm fest gegen die Schulter klopfte, als wären sie die
besten Kumpels.
Aber einen Kumpel küsste man nicht auf die Wange!
Juno atmete tief durch und versuchte, sich auf die Worte der Sophora zu
konzentrieren, die gerade vor ihr stand. Wäre sie nicht eigentlich eine kühle
und selbstbeherrschte Person, wäre in diesem Moment wohl ein Unglück passiert
und sie hätte sich mit einem rohen Kampfschrei auf ihre vermeintliche
Konkurrentin bestürzt.
Die Patrona
sah fantastisch aus. Allerdings sprach sie Chadh nicht mehr als auf
freundschaftlicher Ebene an. Sie war schön, keine Frage. Aber sie besaß nicht
die Ausstrahlung von Juno, Sid oder Awendela, die ihm immer noch schüchtern
gegenüber auftrat, als hätte sie die Szene im Nachtclub noch nicht vergessen.
Er hatte erst im Nachhinein von seinem Cousin erfahren, was seiner Soulmate
passiert war und er hatte sich mehr als ordentlich bei Wendy für sein rüdes
Benehmen entschuldigt.
Chadh sah zur Seite und bemerkte den eifersüchtigen Blick, den Juno der sexy
Löwin hinterher schickte, die auf dem Weg zu ihrem Soulmate war. Chadhs ernstes
Gesicht wich einem belustigten Ausdruck.
“Du magst ihr
Kleid nicht, stimmt’s?” Er würde nicht soweit gehen und ihr noch andere Dinge
unterstellen, die Juno an Cat nicht mochte. Chadh nahm wieder ihre Hand und zog
Juno an sich.
“Ich auch nicht. Schwarz ist so ganz und gar nicht meine Farbe.”
Ein Kuss, der ihre Bedenken zerstreuen sollte, folgte und er bekam sie damit
tatsächlich atemlos und abgelenkt.
“Was hat Manasses vorhin zu dir gesagt?”, fragte er forsch und alles andere als
aus dem Takt, womit er Junos Zustand zu seinem Vorteil ausnutzte.
“Ich muss unbedingt diese Sprache lernen. -Du bringst sie mir doch bei? - In
den Flitterwochen?”
. . .
Cat trippelte auf ihren hohen Absätzen graziös zurück an Nathans Seite, was man
ihr mit dem sonst so forschen Schritt, den sie an den Tag legte, wenn sie
kämpfte, kaum zutrauen mochte. Wenn es darauf ankam, dann konnte sie natürlich
auch mit diesen Schuhen im Stechschritt laufen. Mit einem Gesichtsausdruck, der
so gar nicht zu dem feierlichen Anlass passen wollte, hängte sie sich bei
Nathan ein und sah ziemlich irritiert zu ihm auf, wobei sie den vollen Mund zur
Schnute verzog.
Energisch zog sie Nathan in Richtung einer der Doppeltüren, die auf die
Terrasse des Castles führten und wegen der kühlen Nachtluft bei dieser
Feierlichkeit verschlossen bleiben würden. Sie schob die schweren Vorhänge
ungeduldig zur Seite und zog Nathan weiter nach draußen, nachdem sie die Türen
mit der linken Hand aufgestoßen hatte. Der nächtlichen Kälte schenkte sie
keinerlei Beachtung. Sie löste sich von seiner Seite ging ein paar Schritte und
drehte sich dann zu ihm um, wobei sie die Arme unterhalb der Brust verschränkte
und ungeduldig mit der Fußspitze auf den Boden tippte.
„So geht das
nicht weiter! Der nächste Vollmond gehört uns beiden! Ich möchte nicht länger
warten, Nathan. Die Patrona des Hauses Lovania gedenkt, den Krieger Jagannatha
beim nächsten Vollmond vor den Altar zu schleppen und das meine ich
wortwörtlich, wenn es nötig werden sollte. Es war doch das Privileg der
Patrona, um die Hand des Mannes anzuhalten, den sie erwählt hat, nicht
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