Eine Sacerda auf Abwegen
seinen wohlerzogenen
Schatten springen müssen, um in Nico nicht nur die weit höhergestellte Sophora
zu sehen, doch das war es wert gewesen. Malcolm wollte ihre Gesellschaft nicht
mehr missen und der Händedruck mit ihrem Soulmate Damon Archer verlief ebenso
freundschaftlich.
Dann folgte seine Familie. Lady Almatha zog Sidonie so herzlich in ihre Arme,
als hätte es die Differenzen am Anfang nie gegeben. Während der
Verbindungszeremonie hatte sie sich sogar ein paar Tränen aus den Augenwinkeln
getupft und Sir Bile hatte ihr ein Stofftaschentuch gereicht, das mit dem
Farbton ihres dunkelgrün violett changierenden Kleides harmonierte. Malcolms
Vater trug selbstverständlich Smoking. Er war schon lange nicht mehr im Dienst
der Enforcer und brauchte somit keine Uniform wie Malcolm und Theodor.
Lediglich ranghohe Orden wiesen seine Verdienste aus, die das Orakel seinerzeit
besonders gewürdigt hatte. Auch er zog Sidonie in seine Arme, war sie doch die Erste,
die ihm ein Enkelkind schenken würde, wobei Fiona vielleicht ebenfalls nicht
lange darauf warten lassen würde. Diese wartete direkt hinter ihrem Vater mit
Theodor und Bekky darauf, dem Paar gratulieren zu dürfen. Ihr Soulmate King stand
bei seiner Riege und würde gleich nach der Familie kommen.
Die
offizielle Ankündigung des zweiten Ehepaars folgte, das dann durch die hohen
Türen hindurch schritt, die von zwei Lakaien aufgehalten wurden, so dass die
Unterhaltungen sofort verstummten.
Und wenn man vom Teufel sprach: Murchadh und Juno hielten soeben im Saal
Einzug.
Hatten Malcolm und Sidonie bewundernde Blicke auf ihrer Seite, so wurden Chadh
und Juno förmlich vergöttert. Die beiden sahen nebeneinander so stolz und
strahlend aus, dass man glauben konnte, er würde ebenfalls zu den Kriegern
zählen. Vielleicht hätte er einer sein können, wenn das Schicksal es anders mit
ihm gemeint hätte. Doch über das jetzige war er nicht eben unglücklich. Die
Flitterwochen konnten getrost auf Junos Leuchtturm stattfinden. Chadh hatte
nichts dagegen, ein wenig herumzuschrauben und Juno in schmutzigen
Arbeitsklamotten zu sehen, die er ihr hinterher bei Aussicht auf Meer und
heißer Dusche genauso langsam vom Körper schälen konnte wie später ihr
Brautkleid.
Es war wirklich schwer gewesen, vernünftig zu sein. Wo er doch im Spiegel
eindeutig hatte sehen können, wie sehr ihr sein Äußeres zusagte. Sie würde
später sicher nicht so langsam darin vorgehen, ihn zu erobern und zu besitzen.
Ein Glühen flackerte über seine blauen Augen und er griff etwas fester nach Junos
Hand. Das Orakel sollte ihm besser noch das Versprechen abringen, nichts in
ihrem Schloss zu Bruch gehen zu lassen und sei die Leidenschaft noch so übermächtig.
Die
europäische Quadruga von Manasses angeführt schritt in Viererformation auf sie
zu und bot ein beeindruckendes Bild. Juno wurde erneut mulmig, weil es das
erste Mal war, dass sie beide ihrem Vorgesetzten als Paar gegenüberstanden. Sie
hatte natürlich schon mehrere Gespräche unter vier Augen mit ihm geführt, die
ziemlich ungemütlich für sie gewesen waren. Die vier Männer in Uniform blieben
vor ihnen stehen und die drei Männer hinter Manasses verneigten sich vor ihr.
Lediglich der Anführer trat an sie heran und nahm ihre Hand in seine, um sich
darüber zu beugen und einen Handkuss anzudeuten, der seine Glückwünsche
ausdrücken sollte, die er zusätzlich in der alten Sprache überbrachte, da sie
beide darin flüssig waren. Mit seiner täuschend blassen Pianistenhand, die
seine Stärke Lügen strafte, ließ er kurz etwas aus seinem Revers hervor blitzen,
das in einem goldenen Umschlag steckte, während er noch ihre Hand hielt. Juno
machte einen kleinen Knicks und lächelte dankbar zu ihm auf.
„ C’est très gentil de vous, Mon Seigneur! Merci mille
fois! “, bedankte sie sich bei ihm und wurde mit einem hoheitsvollen Nicken
des Kopfes bedacht, bevor sich Manasses mit ausgestreckter Hand an Chadh
wandte. Sie schüttelten sich die Hände, während ihre Augen ein stilles Duell
ausfochten. Eine eindeutige Warnung an den Formwandler, sich ja keinen Fehler
zu erlauben, wenn es um seine Nuntia ging.
Ich behalte dich im Auge, Junge!
Chadh
erwiderte er dessen warnenden Blick auf dieselbe uneingeschüchterte Art und
Weise. Sollte man doch auf ihn achten. Die Nuntia wusste schon, wie sie mit ihm
umgehen musste und ihn unter Kontrolle hielt. Ein weiteres Duell der beiden war
nicht nötig. Chadhs Mundwinkel kräuselten sich zu einem kaum
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