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Eine Schwester zum Glück

Eine Schwester zum Glück

Titel: Eine Schwester zum Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Center
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fort.
    Er verschränkte die Arme vor der Brust.
    Aus »Küss sie! Küss sie!« war mittlerweile »Nicht reden! Küssen!« geworden.
    Doch ich war noch nicht so weit.
    »Es tut mir leid«, fuhr ich fort, »wegen der Highschool, dass ich dir das Herz gebrochen und deinen Magnolienbaum gekillt habe.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Und mir tut es leid, dass ich dich als alt bezeichnet habe«, sagte er. »Es war einfach die erstbeste Gemeinheit, die mir eingefallen ist.«
    »Mir tut leid, dass ich dir Bier in den Schoß gekippt habe«, sagte ich.
    »Und mir, dass ich mit Barni ausgegangen bin«, sag te er.
    »Es tut mir leid, dass ich dich gezwungen habe, wie ein Pirat zu reden«, sagte ich.
    »Und mir tut es leid, dass ich mich im Wandschrank an dich gekuschelt habe«, sagte er.
    »Mir nicht.«
    »Und es tut mir sehr leid, dass deine Fruchtblase geplatzt ist, bevor ich dich küssen konnte.«
    »Damals warst du mit Barni zusammen!«
    »Eigentlich nicht.«
    »Aber sie hat dich ständig Schnuckilein, Schnuckilein, Schnuckilein genannt.«
    »Ja«, sagte Everett. »Das war eigenartig.«
    »Wieso hast du ihr nicht gesagt, dass sie damit aufhören soll?«
    Everett zuckte mit den Schultern. »Ich dachte mir, vielleicht macht es dich eifersüchtig.«
    »Fies!«, sagte ich.
    »Yep.«
    »Es tut mir leid, dass ich so getan habe, als würde ich dich nicht mögen«, fuhr ich fort.
    »Selber fies«, sagte er.
    »Das hatte nichts damit zu tun, dass du nicht ansprechend bist. Im Grunde hatte das damit zu tun, dass du – na, du weißt schon – zu ansprechend bist.«
    »Ich war so in dich verknallt, bevor Mackie mir erzählt hat, was du gesagt hast.«
    »Warst du?«
    »Yep.«
    »Aber jetzt nicht mehr?«
    Everett schüttelte den Kopf. »Nein. Nicht mehr.« Doch aus seinem Gesichtsausdruck schloss ich, dass er es vielleicht doch noch ein bisschen war.
    »Oh«, sagte ich.
    Da fiel mir auf, dass die Menge mittlerweile verstummt war. Dann schrie jemand auf dem Rasen »Eins! Zwei! Drei!« Und dann rief die gesamte Menge im Einklang: »Küss sie!«
    Also trat Everett einen Schritt vor, und in dem Moment setzte irgendwo weit unten noch ein Trommelwirbel ein. Er legte mir einen Arm um die Taille und zog mich direkt an sich, Bauch an Bauch, wie damals im Flugzeug, und eine köstlich-quälerische Sekunde lang küsste er mich nicht, sondern sah stattdessen nur in meine Augen, als warte er auf etwas. Der Menschenmenge stockte der Atem.
    Ich sagte: »An dem Abend? Im Swimmingpool?«
    Er sah mir weiter in die Augen. »Ja?«
    »Ich bin dahingeschmolzen.«
    Und da beugte sich Everett zu mir und presste seinen Mund auf meinen, wir beide vor dem Hintergrund des Himmels, während die Menge unten jubelte – und es war eine zärtliche, verweilende Angelegenheit, sein Mund ein wenig geöffnet, seine Nase an meiner Wange.
    Als er sich wieder aufrichtete, meinte er: »War das ein Kuss oder zwei?«
    »Das war einer. Du hast noch achtundneunzig vor dir.«
    Ich wandte mich um und deutete auf die Menschenmenge, und sie riefen: »Eins!« Da blätterte Howard die »1« auf dem Flipchart auf. Und dann ging es richtig los, die Menge zählte in entzückten Ausrufen für uns mit, und wir verfielen in einen großartigen Rhythmus. Ich kann die Rufe immer noch hören: »Zwei!« Und dann wandte sich Everett mir wieder mit einem weichen, sparsamen, aber kein bisschen platonischen Kuss zu. »Drei!« Und noch einer. »Vier!« Und noch einer. Die Menschen zählten, und wir küssten uns – sie, dann wir. Ich war froh, dass Everett mich festhielt, denn von der Höhe und dem Wind, von den Küssen und seinen warmen Lippen wurde mir ganz schwindelig.
    Bei vierundneunzig beugte Everett sich tiefer hinab und küsste mir die Hand, was verzücktes Kreischen zur Folge hatte. Bei fünfundneunzig küsste er mir die Schulter. Sechsundneunzig war mein Ellbogen. Siebenundneunzig war die Kuhle zwischen meinen Schlüsselbeinknochen. Achtundneunzig war mein Kinn. Und dann, bei neunundneunzig, hielt er inne und sah mich an. Wir waren beide ein wenig außer Atem. Die Menge rief in Sprechchören: »Los! Los!« Doch er sah mich nur eine Sekunde lang an.
    Schließlich hob ich die Hände, schlang sie ihm um den Hals und zog sein Gesicht zu meinem, und obwohl wir gerade eben achtundneunzig Küsse hinter uns gebracht hatten, hob sich dieser eine Kuss von ihnen allen ab – denn noch während die Menschenmenge völlig durchdrehte und die Western-Band eine Twostepp-Interpretation von »Love Will Keep Us

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