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Eine Schwester zum Glück

Eine Schwester zum Glück

Titel: Eine Schwester zum Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Center
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Howards Schritte auf der Metallstiege vernahm. Trotzdem war es richtig, es zu tun.
    Um vier Uhr war der Zeitpunkt gekommen. Die Band hatte zu spielen aufgehört, und Barbara hatte auf dem Podium zu ihrer Rede angesetzt. Die Leute scharten sich um sie und spähten zu mir herauf. Drei Nachrichtenhubschrauber drehten ihre Kreise. Ich war bereit. Ich stand über den Dingen, selbst über meinen eigenen Hemmungen, und würde Howard wie wild abknutschen. Doch ich hatte Angst. Die neunundneunzig Küsse sollten ein spektakuläres großes Finale darstellen, doch auf einmal war ich mir ganz sicher, dass die Leute da unten Howard und mir anmerken würden, dass wir nur so taten, als ob. Auch wenn sie nicht sahen, wie Howard das Gesicht verzog, als hätte er in eine Zitrone gebissen. Sie würden es einfach irgendwie wissen, dass wir uns nur zum Schein küssten. All die Stunden hatte ich hier oben auf dem Dach durchgehalten, und dann wäre das große Finale ein Reinfall.
    Ich vernahm einen Trommelwirbel. Es war an der Zeit herauszukommen, also tat ich es. Die Menschenmenge jubelte, und ich tat mein Bestes, einen auf Miss America zu machen. Ich glaube, ich winkte sogar auf die gleiche Weise. Doch die ganze Zeit über dachte ich: Das hier wird ein Riesenreinfall.
    Als ich das Knarzen der sich öffnenden Falltür hörte, hatte ich gute Lust, das Ganze abzublasen.
    Doch nicht Howard schob sich durch die Öffnung. Auch nicht der Wachmann. Oder irgendeiner von den Männern, die unten bei der Kundgebung ein Tombolalos gekauft hatten. Es war Everett Thompson. In verblichener Levi’s und einem T-Shirt. So attraktiv, dass die Menge unten ganz aus dem Häuschen geriet, während ich kurzzeitig glaubte, an Halluzinationen zu leiden.
    Everett deutete ein Winken an. »Hey.«
    Da sagte ich: »Howard hat dich gezwungen hochzukommen?« Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr ich fort: »Er ist ja so ein Drückeberger!«
    Doch Everett meinte: »Eigentlich habe ich mich freiwillig gemeldet.«
    »Hat Howard dir gesagt, wozu du dich da gemeldet hast? Denn da du nun mal hier oben bist, wirst du mir neunundneunzig Küsse geben müssen.«
    »Das sind viele Küsse.«
    »Und du kannst dich nicht mehr drücken. Da sind Nachrichtenhubschrauber.« Mittlerweile waren es vier.
    »Ich weiß. Ich hab dich in den Nachrichten gesehen. Sie berichten ständig darüber, was du gerade treibst. Sie nennen dich die verrückte Denkmalschützerin. « Er hielt kurz inne. »Wie läuft’s mit dem Stricken?«
    »Schrecklich«, sagte ich. »Wie sich herausgestellt hat, kann ich nicht zählen.«
    Everett hakte seinen Sicherheitsgurt am Geländer fest. »Manche Kommentatoren haben die Ansicht geäußert, eine andere Art von Handarbeit wäre vielleicht besser für dich geeignet. Schmuck basteln oder Topflappen häkeln.«
    »Was treibst du hier, Everett?«
    »Ich stand gerade eben unten auf dem Rasen und unterhielt mich mit Howard darüber, dass das letzte Mädchen, das er geküsst hat, Martha Cimarelli im Jahre 1973 war. Da kam deine Schwester mit einem Kinderwagen voller Babys an und sagte, es gebe da etwas, worüber sie nicht sprechen dürfe.«
    Mackie war hier. Ich sah nach unten – sie hielt eines der Babys und winkte. Clive hielt das andere und winkte ebenfalls. Ich gönnte mir eine Sekunde, in der ich die Babys, ihre rosigen Gesichter und aufeinander abgestimm ten Sonnenhüte bewunderte. Und dann erblickte ich Dixie und meinen Dad und all die Menschen, die mir etwas bedeuteten. Alle waren dort unten, winkten und sahen zu.
    »Hat sie gesagt, worüber sie nicht sprechen dürfe?«
    »Nein«, sagte Everett. »Aber sie hat gesagt, es sei etwas Gutes. Und dann hat sie mir praktisch befohlen, ich solle auf der Stelle nach oben klettern und dich fragen. Howard hat mir gnädigerweise seinen Platz abgetreten.«
    Ich versuchte, meine Gedanken zu ordnen. Die Leute unten auf dem Rasen riefen mittlerweile in Sprechchören: »Küss sie! Küss sie!«
    »Was ist es also, worüber sie nicht sprechen darf?«, fragte Everett.
    »Ist irgendwie ’ne lange Geschichte.«
    »Außerdem«, fügte Everett hinzu, »habe ich eben meine Nachrichten abgehört.« Dann lächelte er leise, wobei er die Nase krauszog.
    »So, so«, sagte ich. »Was hab ich dir da gleich noch mal aufs Band gesprochen?«
    »Du hast gesagt, dass du dich beim Gedanken an mich gar nicht wirklich in Brand stecken willst.«
    Ich nickte. »Das stimmt.«
    »Okay.« Er wartete auf mehr.
    »Und es tut mir alles so richtig leid«, fuhr ich

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