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Eine schwimmende Stadt

Eine schwimmende Stadt

Titel: Eine schwimmende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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halten würde, da die Puritanerinnen an Bord entschieden dagegen protestirten, daß ihre Ehemänner einen tieferen Einblick in die Geheimnisse des Mormonismus erhielten.
Einundzwanzigstes Capitel.
Das Wettrennen. – Die beiden Feinde gerathen aneinander.
    Um vier Uhr klärte sich der Himmel, der bis dahin bedeckt gewesen war, auf, das Meer wurde ruhiger, und das Schiff stellte sein Rollen ein; man hätte sich auf’s feste Land versetzt glauben können. Durch diese Unbeweglichkeit des Great-Eastern kamen die Passagiere auf die Idee, einen Wettlauf zu arrangiren. Der Turf 1 von Epsom hätte keine bessere Rennlinie bieten können, und was die Pferde anlangte, so sollten sie in Ermanglung eines Gladiator oder la Touque durch Vollblutschotten ersetzt werden. Die Neuigkeit verbreitete sich bald, und sofort eilten die Sportsmen herbei, und die Passagiere verließen ihre Säle und Cajüten. Ein Engländer, der sehr ehren werthe Mac Karthy, wurde zum Commissar ernannt, und die Läufer stellten sich ohne Zögern vor. Es war ein halbes Dutzend Matrosen, eine Art Centauren, da sie zugleich Pferde und Jockeys sein sollten, und Alle vom besten Willen beseelt, dem Great-Eastern den ersten Preis abzugewinnen.
    Die beiden Strecken an den Boulevards bildeten die Rennbahn, und es wurde bestimmt, daß die Läufer drei Mal um das Schiff laufen, und somit eine Strecke von ungefähr 1300 Metern zurücklegen sollten.
    Bald hatten sich die Tribünen oder vielmehr der Raum über den Deckzimmern mit Zuschauern gefüllt, die eifrig ihre Lorgnetten vor die Augen hielten und theilweise sogar – wahrscheinlich um sich vor dem Staube des Atlantischen Meeres zu schützen – grüne Schleier vorgezogen hatten. Die Equipagen fehlten leider, obgleich ein stattlicher Platz zu ihrer Aufstellung vorhanden gewesen wäre. Alle Damen hatten sich in pompöse Toiletten geworfen und drängten sich auf den Boulevards des Hinterdecks. Ihr Anblick war natürlich bezaubernd!
    Fabian, Hauptmann Corsican, Doctor Dean Pitferge und ich hatten auf dem Boulevard des Vorderdecks Posto gefaßt. Hier waren die echten »Gentlemen-riders« zusammengekommen, da dieser Platz gewissermaßen die Einfriedigung des Wiegens bildete. Vor uns erhob sich der zum Zeichen für Ablauf und Ziel aufgestellte Pfahl. Bald wurden enthusiastisch Wetten abgeschlossen, deren größere oder geringere Wahrscheinlichkeit nach dem Aeußeren der Renner bemessen wurde, da frühere Erfolge von ihnen bis jetzt in keinem »Stud-Book« verzeichnet standen.
    Nicht ohne eine geheime Unruhe bemerkte ich, wie auch Harry Drake sich mit seiner gewohnten Wichtigthuerei diesen Vorbereitungen hingab und seine Meinung in so unverschämt absprechender Weise kund that, daß eine Erwiderung kaum aufkommen konnte.
     

    Corsican behandelte Drake mit größter Verachtung. (S. 92)
     
    Fabian hatte zwar gleichfalls einige Pfund gewettet, verhielt sich aber bei all dem Lärm ziemlich indifferent und stand, wie immer mit schwermüthigem Ausdruck in dem bleichen Gesicht, bei Seite. Seine Gedanken waren augenscheinlich nicht mit der Angelegenheit des Tages beschäftigt.
    Unter den Läufern hatten zwei in ganz besonderem Maße die öffentliche Aufmerksamkeit erregt, der Erste, ein Schotte aus Dundee, Namens Wilmore, war ein kleiner, magerer, milz-und knochenloser Mensch mit breiter Brust und feurig blickenden Augen, er hatte bereits ein sehr günstiges Vorurtheil für seine Leistungsfähigkeit erweckt. Der Andere, ein großer, schlank und kräftig ausschauender Irländer, hieß O’Kelly, war langbeinig, wie ein richtiges Rennpferd, und hatte, nach dem Urtheil der Kenner, mindestens ebenso viel Chancen für sich, wie Wilmore. Man proponirte ihn zu eins gegen drei, und auch ich wollte mich eben verleiten lassen, im Vertrauen auf seine Kraft und Gewandtheit einige Dollars zu riskiren, als Pitferge mir zuraunte:
    »Wetten Sie auf den Kleinen; Sie können mir glauben: der Große ist nicht qualificirt.
    – Was wollen Sie damit sagen?
    – Ich meine, O’Kelly ist kein Vollblut, antwortete ernsthaft der Doctor. Zuerst wird er aller Wahrscheinlichkeit nach sehr schnell laufen, aber er hat keine Ausdauer. In dem kleinen Schotten jedoch ist Race; sehen Sie sich einmal seine gute Körperhaltung und den breiten Brustkasten an! Das ist ein Subject, dem solche Kraftanstrengung nichts Neues ist; er hat sich gewiß mehr als ein Mal mit Vorliebe im Lauf an Ort geübt, d.h. beim Springen von einem Fuß auf den andern mindestens zweihundert

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